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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Ashandarei eingelassen waren, so daß er Elaynes Blick nicht begegnen mußte. »Ihr habt alles mißverstanden.« Er wagte es, sie unter seiner Hutkrempe hervor anzusehen.
    Ihre Wangen waren leicht gerötet, aber ihre Miene wurde ernst. »Es ... scheint, als hätte ich tatsächlich etwas mißverstanden«, sagte sie sachlich. »Das ist ... sehr ungezogen von Tylin.« Er glaubte, ihre Lippen zucken gesehen zu haben. »Habt Ihr erwogen, vor dem Spiegel verschiedene Arten des Lächelns zu erproben, Mat?«
    Er blinzelte überrascht. »Was?«
    »Ich habe aus zuverlässiger Quelle gehört, daß junge Frauen, welche die Aufmerksamkeit von Königen erregen wollen, genau das tun.« Etwas sprengte die Nüchternheit in ihrer Stimme, und dieses Mal zuckten ihre Lippen eindeutig. »Ihr könntet vielleicht auch versuchen, die Lider niederzuschlagen.« Sie biß sich auf die Unterlippe, wandte sich mit zuckenden Schultern ab, und der Staubmantel wehte hinter ihr her, als sie auf den Anlegesteg zueilte. Bevor sie außer Hörweite geriet, hörte er sie glucksend etwas über ›Kostprobe seiner eigenen Medizin‹ murmeln. Reanne und die Weisen Frauen eilten hinter ihr her, eine Schar Hennen, die einem Küken folgten anstatt umgekehrt. Die wenigen Bootsleute mit bloßen Oberkörpern auf ihren Schiffen hielten damit inne, Taue aufzurollen oder was immer sie sonst gerade taten, und beugten respektvoll die Köpfe, während die Prozession vorüberzog.
    Mat riß sich den Hut vom Kopf und erwog, ihn auf den Boden zu werfen und darauf herumzutrampeln. Frauen! Er hätte es besser wissen müssen, als Mitleid zu erwarten. Er hätte die verdammte Tochter-Erbin gern erwürgt. Und Nynaeve aus Prinzip ebenfalls. Nur daß er es natürlich nicht tun konnte. Er hatte sein Versprechen gegeben. Jene Würfel benutzten seinen Kopf noch immer als Würfelbecher, und eine der Verlorenen war vielleicht irgendwo in der Nähe. Er setzte seinen Hut auf, marschierte den Anlegeplatz hinab, fegte an den Weisen Frauen vorbei und holte Elayne ein. Sie bemühte sich noch immer, nicht zu lachen, aber jedesmal, wenn sie in seine Richtung blickte, errötete sie erneut und kicherte stärker.
    Er blickte starr geradeaus. Verdammte Frauen! Verdammte Versprechen. Er nahm seinen Hut ausreichend lange ab, um das Lederband um seinen Hals zu lösen und schob es ihr widerwillig zu. Der silberne Fuchskopf schwang unter seiner Faust hin und her. »Ihr und Nynaeve werdet entscheiden müssen, wer von Euch beiden dies trägt. Aber ich will es zurückhaben, wenn wir Ebou Dar verlassen. Versteht Ihr? In dem Moment, in dem wir Ebou Dar verlassen...«
    Plötzlich erkannte er, daß er allein weitergegangen war. Als er sich umwandte, sah er Elayne stocksteif zwei Schritte hinter ihm stehen, die ihn anstarrte, während Reanne und die übrigen sich hinter ihr zusammendrängten.
    »Was ist jetzt los?« fragte er. »O ja, ich weiß über Moghedien Bescheid.« Ein magerer Bursche mit roten Steinen an seinen Messingcreolen, der sich über eine Halteleine beugte, fuhr bei diesem Namen so schnell herum, daß er mit einem lauten Schrei und noch lauterem Platschen über Bord fiel. Es kümmerte Mat nicht, wer zuhörte. »Zu versuchen, es zu verheimlichen -und daß zwei meiner Männer tot sind! -, nachdem Ihr Euer Versprechen gegeben habt. Nun, darüber werden wir später reden. Ich habe auch ein Versprechen gegeben. Ich habe versprochen, Euch zu beschützen. Wenn Moghedien auftaucht, wird sie Euch jagen. Jetzt nehmt es.« Er schob ihr das Medaillon erneut zu.
    Elayne schüttelte zögernd und verwundert den Kopf und wandte sich dann um, um sich flüsternd mit Reanne zu beraten. Erst nachdem die älteren Frauen auf dem Weg zu Nynaeve waren, die ihnen von einer Bootstreppe aus zuwinkte, nahm Elayne den Fuchskopf und drehte ihn in den Händen.
    »Habt Ihr auch nur die geringste Ahnung, was ich alles getan hätte, um dies zu erforschen?« fragte sie leise. »Auch nur die geringste Ahnung?« Sie war groß für eine Frau, aber sie mußte dennoch zu ihm aufsehen. Sie hatte ihn vielleicht noch niemals zuvor wirklich gesehen. »Ihr seid ein schwieriger Mann, Mat Cauthon. Lini würde sagen, ich wiederhole mich, aber Ihr...!« Elayne stieß geräuschvoll den Atem aus und langte aufwärts, um ihm den Hut abzunehmen und ihm das Band wieder über den Kopf zu streifen. Tatsächlich steckte sie den Fuchskopf in sein Hemd zurück und tätschelte ihn, bevor sie ihm seinen Hut zurückgab. »Ich werde ihn nicht tragen,

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