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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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and Jean, bereut Ihr…«
    Seine Augen blieben auf Marie g e richtet, die langsam den Raum verließ. Ihre hochaufgerichtete, ger a de Gestalt war das letzte, das er sah, ehe er starb.
     

EPILOG
     
    Charlotte schloß die Tür hinter i h rer Herrin. Sie waren eben von der Beisetz u ng des Kar d inals zurüc k gekehrt. W as Charlotte dabei am m eisten verwundert hatte, war, daß die köni g l iche Fa m ilie von der Königin repräsentiert wurde, nicht vom König, der, wie es hieß, m it Schwindsucht darniederlag. Angesichts der w ohlbekannten Feindschaft zwischen dem Verstorbenen und der Königin hätte m an anneh m en können, daß sie sich eine ähnliche Entschuldigung zunutze m achte, um nicht viele Stunden l a ng in der dichtgedrängten Menschen m enge in der kleinen Kirche der Sorbonne, wo m an ihn beigesetzt hatte, stehen und für seine Seele beten zu m üssen.
    Der Gedanke an das stundenlange S t ehen brachte sie auf etwas anderes. »Ma d a m e, Ihr solltet Euch ein wenig hinl e gen vor dem großen E m pfang«, sagte sie zu ihrer Herr i n. Marie ließ sich hinter ihrem Frisi e rtisch nieder.
    »Du weißt es, Charlotte, nicht wahr?«
    Ohne zu antworten, löste Charl o tte das lange, schwarze Haar und begann, es zu bürsten.
    »Charlotte«, sagte Marie, »ich werde m ich, wenn die Erbschaftsangelegenheiten einiger m aßen geregelt sind, nach Rueil zurückziehen, bis zum nächsten Som m er ver m utlich. Ich wäre dir dankbar, wenn du m i r dann eine andere Zofe e m pfehlen könntest, bevor du m it Matthieu nach Neufrankreich aufbrichst.«
    Die regel m äßigen Bürstenstriche gerieten keine Sekunde aus d e m Takt. »Gewiß, Mada m e.«
    »Du wirst Hilfe brauchen, für dich, Matthieu und das Kind.«
    Das brachte Charlotte dazu, innez u halten. In den klaren T i efen des Spiegels blickte ihr Maries Gesic h t so entgegen, wie sie es von d e m ersten Tag ihrer Begegnung an in Erinnerung hatte, aber inzwischen hatte sie gelernt, es zu lesen.
    »Danke, Mada m e, aber Matthieu und ich werden schon zurechtkom m en und das Kind«, entgegnete sie. Während sie die Bürste gegen einen K a mm au st auschte und begann, Maries Haar neu zu legen, m einte sie: »Verzeiht, Mada m e, aber es gibt etwas, das ich Euch im m er fragen wollte. W as s o ll das bedeuten, daß ich eine A m eise bin ? «
    »Es ist eine alte Geschichte, Cha r lotte«, antwortete Marie und fing an, ihr Gesicht zu pudern. W enn sie ihrer Fa m ilie und den Gästen gegenübertrat, m ußten die Spuren dieses Morgens verschwunden sein.
    »Die A m eise arbeitet und arbeit e t für den W inter und wird deswegen von der Grille, die nichts tut, als zu singen und zu tanzen, geneckt. Aber wenn der Winter kom m t , ist die Ameise gerüstet, und die Grille m uß si e um Unterschlupf bitten.«
    »Ich verstehe, Mada m e.«
    »Die W i nter in Neufrankreich soll e n sehr kalt sein«, sagte Marie, und ihre Stimme klang ein wenig brüchig. Gleich darauf fing sie sich wieder. »Aber du bist eine gute Ameise, Charlotte, du wirst überleben, du und Matthieu und euer Kind.«
    »Ganz gewiß, Mada m e. Aber obwohl ich poetisches Gerede nach wie vor für Unsinn halte, m uß ich zugeben, daß es an langen W interabenden s c h ön sein ka n n, sich Ge s chichten zu er z ählen. W ollt I h r, daß ich m einem Kind eine von Euren erzähle ? «
    »Nein. Es wird genügend Geschic h ten in der Neuen W elt geben. Unsere hier sind v er g i f tet, Charl o tte, wie d i e Erde, wie d i e M enschen, und ich m öchte nicht… Charlotte, du m ußt m i r versprechen, daß du ihm nie etwas erzählst, nie m als.«
    »Ich verspreche es, Mada m e.« Charlotte legte den K a mm beiseite.
    »So, wir sind fertig. Aber wollt Ihr Euch nicht doch noch ein wenig ausruhen, bevor Ihr zu den anderen zurückkehrt?«
    Marie drehte sich zu ihr um und s chüttelte den Kopf. »Nein. Es gibt Dinge, die m an tun m uß. Und dann werde ich bald alle Ruhe haben, die ich brauche, in Rueil.«
    »Gewiß, Mada m e.«
    Doch statt zur Tür zu gehen, näherte sich Marie dem Fenster. Sie preßte die Stirn gegen das kühle Glas und sagte: »Der Beginn des W inters ist eine e igen ar tige Jahr e s z eit, Ch a rlotte. Voll e r T r aurigk e it und Verlust, und m an weiß, das alte Jahr wird nie wiederkehren. Und doch kann m an die Hoffnung nicht a u fgeben. Die Hoffnung, daß der Frühling eines Tages zurückkehrt.«
     

NACHWORT
     
    Es begann natürlich alles m it Alexandre Du m as. Die Schurkin der Drei Mu s ketiere, Mylady de W

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