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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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erhebliche
    Kopfverletzung beigebracht habe. Die Sache hätte viel Staub aufgewirbelt, aber dann wäre Morgan ein Vorbild an Großzügigkeit gewesen. Sein Presse- und Billard-Gegner durfte als Trostpflaster einen kostspieligen Wagen — 120 PS — in Empfang nehmen. Der Friede — wenn auch nur an der Oberfläche — war gesichert. Etwa zur gleichen Zeit, als Morgan dem Sektionspräsidenten von Scotland Yard einen dienstlichen Besuch abstattete, war auch Kommissar Morry im Hause eingetroffen. Morry hatte im Anmelde-Vorraum erklärt, daß seine Mission heute besonders eilig und wichtig sei. Man bedeutete ihm trotzdem, er müsse sich ein Weilchen gedulden, weil der Chef hohen Besuch habe.
    Die Minuten verrannen. Morry kam nicht los von dem Gefühl, daß etwas Unbestimmbares in der Luft läge, was ihn einen Schritt näher an die Aufklärung des Browner-Falles heranbringen könnte. Sein Instinkt gab ihm in gewissem Umfang recht. Während er noch — ebenso ungeduldig wie gelangweilt — in einer illustrierten Zeitung blätterte, wurde ihm der Bescheid zuteil, der Herr Präsident lasse bitten. Allerdings stünde er Morry nur zu einem kurzen Informationsgespräch zur Verfügung, weil er gleich wieder eine wichtige, wahrscheinlich zeitraubende Unterredung fortsetzen müsse.
    Es kam anders. Der ,hohe Besuch', so stellte Morry fest, war der ihm bekannte Randolph Morgan. Er deutete seinem Chef an, weswegen er, Morry, sich zwischendurch eingefunden habe. „Ich weiß, ich weiß", erwiderte der Präsident. „Der Napoleon- Vorgang ist ja Mister Morgan kein Geheimnis mehr, natürlich nicht. Vielleicht unterhalten wir uns zu dritt darüber. Womöglich haben Sie beide, meine Herren, gegenseitig Fragen —"
    So etwa war es. Morgan sagte: „Ich freue mich, wieder einmal einen so tüchtigen Mann wie Kommissar Morry vor Augen zu haben." Und Morry zugewandt: „Sie wissen ja, Kommissar, Zeitungsleute sind immer neugierig. Mir kommt es ja im Grunde gar nicht so sehr darauf an, den Sensationshunger der Leser zu stillen, als meiner — nun, sagen war ruhig — um meiner ethischen Bestimmung als Publizist gerecht zu werden. Sie verstehen mich —"
    „Gewiß, gewiß", Morry nickte etwas steif. „Welcher Beruf hätte eigentlich keinen ethischen Hintergrund?"
    „Nicht wahr?" Morgans gesundes rundes Gesicht bekam einen Anflug von Feierlichkeit. „Ich merke: wir verstehen uns ausgezeichnet. So muß es aber auch sein unter Leuten unseres Schlages. Ich glaube, wir könnten beide gute Freunde werden, ich meine, wirkliche, handfeste, echte Freunde. Wir täten vielleicht besser, wenn wir uns nicht — nun, wie soll ich mich ausdrücken — wenn wir uns beruflich überhaupt nicht mehr auf die Füße träten, wie es doch gelegentlich vorgekommen war."
    Morry machte eine wiegende Kopfbewegung. „Lassen Sie es mich offen aussprechen: manchmal mußte ich unzufrieden sein mit Ihrer Voreiligkeit. Freilich will und muß Ihre Zeitung auf Draht sein, aber wenn es sich um kriminelle Dinge dreht —"
    „Dafür interessieren sich die Menschen am meisten!"
    „Mag sein. Aber wie oft wurde durch Ihre überrasche Berichterstattung ein schwebendes Ermittlungsverfahren gestört?"
    „Gestört —"
    Morry nickte. „Mehr als gestört. Gefährdet wäre richtiger gesagt. Durch die Berichte Ihrer Zeitung bekamen manche Dunkelmännern unschätzbare Hinweise, konnten sich rechtzeitig tarnen, verdrücken —"
    Morgan hob nervös den Kopf und sagte weniger nett: „Sie betonen meine Zeitung. Sind andere Blätter besser? Soll ich mit Standard- Berichten nachhinken? Oder soll ich zum Beispiel Raketenspionage-Halunken verschleiern?"
    „Ich wollte Sie nicht kränken, Mister Morgan, nur . . ."
    „Vergessen Sie nicht, was meine Zeitung für die Polizei tut", fiel Randolph Morgan lebhaft ein. „Gewiß, der Rundfunk ist auch noch da, und Fernsehen auch. Aber müßten Sie nicht der Presse insgesamt dankbar sein, daß sie mithilft, die ordentlichen Menschen zu schützen und die Schädlinge an der großen Gemeinschaft zu jagen, anzuklagen, zu vernichten —"
    „Warum erregen wir uns —"
    „Mister Morgan", mischte sich nun der Sektionspräsident wieder in das Gespräch ein, „Sie werden in Zukunft mehr denn je gut daran tun, wenn Sie sich mit Kommissar Morry verstehen. Denn ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß Sie der gemeine Mord an Ihrem früheren Kollegen erneut zu uns führt. Diesen Fall aber bearbeitet ab sofort unser Sonderdezernat. Alles, was Sie in Zukunft

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