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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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sagte die Krankenschwester.
    Nach zehn Tagen ließ das Hämmern in seinem Kopf endlich nach. Luan konnte kaum noch liegen. Alles tat ihm weh, egal ob er sich auf den Bauch, den Rücken oder die Seite drehte. Stundenlang starrte Luan auf die beiden Poster in seinem Zimmer: Marc Bodin und Eva Hanberg, die besten Computerprogrammierer der Welt. Beide waren erst 20 Jahre alt. Eva Hanberg arbeitete mittlerweile als Chefprogrammiererin für den Computerhersteller Mermox. Marc Bodin war vor einem Jahr verschwunden und blieb seitdem verschollen.
    Auf Luans Schreibtisch stapelten sich Computerbauteile. Aus ihnen baute Luan neue Computer, programmierte sie oder reparierte Geräte von Bekannten. Luan legte Wert darauf, dass es Bekannte waren, denn Freunde hatte er keine. Luan traute niemandem. Zu oft war er enttäuscht worden. Die anderen von den Häppy Kidz hatten ihm oft übel mitgespielt. Nur wenn sie Probleme mit Computern hatten, dann kamen sie wieder an.
    In den vergangenen Tagen hatte Luan immer wieder überlegt, was er Mama Berta sagen würde, wie er sich verteidigen könnte. Satz für Satz hatte er geplant.
    Aber Mama Berta kam nicht. Irgendwann beschloss Luan, selbst zu ihr zu gehen.
    Wackelig stand Luan vor dem kleinen Waschbecken in seinem Zimmer. Er begann den Verband von seinem Kopf zu lösen. Links an der Stirn hatte er eine verkrustete Platzwunde. Luan versuchte sein Spiegelbild anzulächeln und verzog die Augen zu Schlitzen. Er streifte sein Lieblings-T-Shirt über, das mit der ceeBand-Werbung.
    Dann ging er zur Tür. Luan griff nach dem runden Knauf. Doch der Knauf ließ sich nicht drehen. Die Tür war abgesperrt, verschlossen wie eine Zelle. Luan rüttelte daran, zerrte, riss und drückte. Er polterte gegen die Tür. Er donnerte mit den Fäusten auf den schweren Kunststoff und schrie: „Aufmachen. Ich muss hier raus.“ Immer lauter, aber niemand schien ihn zu hören, als würde kein Laut nach außen dringen.
    Plötzlich leuchtete der Bildschirm auf, der über dem Schreibtisch in die Wand eingelassen war. Aus den Lautsprechern drang ein Räuspern und vom Bildschirm lächelte ihn Mama Berta an, zumindest hatte sie ihren strichdünnen Mund ein wenig in die Breite gezogen.
    Luan erschrak. Noch nie hatte Mama Berta die Computerkamera genutzt. Das tat sie aus Prinzip nicht. Sie wollte den Leuten lieber direkt in die Augen sehen, nicht durch eine Glasscheibe. Oft genug hatte sie das erwähnt.
    Luan ging hinüber zum Bildschirm. Das rote Kameralämpchen blinkte. Mama Berta blickte ihn regungslos an, doch Luan war fast sicher, dass sie zumindest ein wenig lächelte.
    „Mama Berta“, haspelte Luan. „Ich weiß, ich hätte das nicht tun dürfen. Ich schwöre, ich werde das Geld zurückzahlen. Immer habe ich meine Schulden beglichen. Schon fünf Mal habe ich mir Geld ausgeliehen. Aber nicht einen Cent bin ich schuldig geblieben. Bitte prüfen Sie es nach! Fragen Sie die Köchin! Es fehlt nichts. Gar nichts. Und auch diesmal hätte ich das Geld zurückgezahlt. Alles. Vertrauen Sie mir!“
    Luans Geständnis schien Mama Berta nicht zu beeindrucken. Ernst blickte sie Luan vom Bildschirm herab an. Luan war ganz sicher, dass sie zumindest ein wenig lächelte. Das gab ihm Mut. Er holte Luft und fuhr fort: „Sie wissen doch, ich repariere Computer, helfe Bekannten und dafür muss ich Ersatzteile kaufen: Prozessoren, Speicherbausteine, Controllerchips und all die anderen Tausendfüßler. Tausendfüßler, so nennt man die elektronischen Bauteile. Schwarze Chips mit vielen silbernen Beinchen dran.“ Luan lachte unsicher.
    „Luan, du hast uns belogen und bestohlen. Nicht nur einmal, sondern wieder und wieder. Ich habe das überprüfen lassen. Du gehörst nicht mehr zu uns, nicht zu den Häppy Kidz.“
    „Das stimmt nicht“, schrie Luan. Er sprang auf und stellte sich vor Mama Bertas Blick. Sie nahm keine Notiz von ihm.
    „Luan, du weißt, wir geben allen eine zweite Chance“, sagte Frau Bertowa nüchtern, als würde sie eine Gebrauchsanweisung für Waschpulver vorlesen. „Aber keine vierte oder fünfte. Meine Entscheidung steht fest. Du wirst von der Kristallfeier endgültig ausgeschlossen. Betrüger bekommen keinen Platz in unserer Gesellschaft. Du wirst ein Leben ohne Computer führen müssen.“
    Luan krallte sich an der Tischplatte fest. Er flehte: „Nein, Mama Berta, bitte nicht. Ich habe nicht gestohlen! Niemals!“
    Doch Frau Bertowa verschwand im dunklen Glas des Monitors. Sie hatte einfach aufgelegt, ihm

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