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Die Schatzinsel (Original)

Die Schatzinsel (Original)

Titel: Die Schatzinsel (Original) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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richtig die Zeche vergessen!«
    Und er fiel auf eine Bank und lachte, daß ihm die Tränen über die Backen liefen. Unwillkürlich mußte ich mitlachen, und so lachten wir beide, immer von frischem, daß die ganze Schenkstube dröhnte.
    »Herrgott nochmal, was für ein großartiges Seekalb ich bin!« sagte er und wischte sich die Backen ab. »Du und ich, wir zwei beiden müssen uns gut vertragen, Hawkins – denn, meiner Seel, ich habe mich benommen wie ein Schiffsjunge! Aber hör' mal, wir wollen uns fertig machen; ich gehe mit dir. So geht das nicht. Pflicht ist Pflicht, Kameraden! Ich will meinen alten Dreispitz aufsetzen und mit dir zu Käpp'n Trelawney gehen und diese Geschichte von dem Schwarzen Hund melden. Denn sieh mal, jung Hawkins, die Geschichteist ernst, und wir beiden haben da nicht gerade gut abgeschnitten, wie ich wohl sagen darf. Der Meinung bist du auch, sagst du? Nein, helle waren wir nicht – helle waren wir alle beide nicht. Aber hol' der Teufel meine Knöpfe! Der Streich mit meiner Zeche, der war nicht schlecht!«
    Und er begann wieder zu lachen, und zwar so von ganzem Herzen, daß ich wieder in seine Heiterkeit einstimmen mußte, damit er nur nicht glauben möchte, ich hätte den Witz nicht ebensogut verstanden wie er.
    Auf unserem kleinen Spaziergang die Kajen entlang zeigte er sich als ein sehr unterhaltsamer Gesellschafter; er erzählte mir allerlei über die verschiedenen Schiffe, an denen wir vorüberkamen: über ihre Takelungen, ihre Nationalität, ihren Tonnengehalt; wie das eine Schiff abgeladen werde, jenes andere Ladung einnehme, ein drittes sich seefertig mache. Und dabei erzählte er ab und zu eine kleine Geschichte von Schiffen oder Schiffern, oder wiederholte einen Seemannsausdruck so lange, bis ich ihn vollkommen richtig sagen konnte. Ich begann zu sehen, daß dieser Mann einer von den besten Schiffsmaaten war, die einer finden konnte.
    Als wir in den Gasthof kamen, saßen der Squire und Dr. Livesey beisammen und tranken einen Topf Bitterbier mit einer gerösteten Brotscheibe drin, um sich etwas zu stärken, bevor sie an Bord des Schoners gingen, den sie besichtigen wollten.
    Long John erzählte die Geschichte vom Schwarzen Hund von Anfang bis zu Ende – sehr lebhaft und vollkommen der Wahrheit gemäß.
    »Ja, so war es; nicht wahr, so war es, Hawkins?« sagte er alle Augenblicke, und ich konnte ihm jedesmal bestätigen, daß es wirklich so gewesen war.
    Die beiden Herren bedauerten, daß der Schwarze Hund entwischt war; aber wir waren alle derselben Meinung: nämlich, daß dabei dann eben nichts mehr zu machen sei; und nachdem die Herren ihm ihre Zufriedenheit ausgesprochen hatten, nahm Long John wieder seine Krücke unter die Achsel und empfahl sich.
    »Und heute nachmittag um vier alle Mann an Bord!« rief der Squire ihm nach.
    »Jawoll, Herr!« rief der Koch vom Gang zurück.
    »Na, Squire,« sagte Dr. Livesey, »ich habe im allgemeinen nicht viel Vertrauen zu Ihren Entdeckungen; aber das will ich Ihnen sagen, dieser John Silver gefällt mir.«
    »Der Mann ist einfach großartig!« erklärte der Squire eifrig.
    »Und nun,« fuhr der Doktor fort, »darf Jim wohl mit uns an Bord kommen – nicht wahr?«
    »Natürlich darf er das,« sagte der Squire. »Nimm deinen Hut – wir wollen uns das Schiff besehen.«

     

9. Pulver und Waffen

    Die Hispaniola lag ein ziemliches Stück draußen, und wir kamen unter dem Bugspriet und hinter dem Heck so manches anderen Schiffes vorbei; manchmal berührte der Kiel unseres Bootes ihre Ankertaue, undmanchmal fuhren wir unter solchen durch. Schließlich aber lagen wir neben dem Schoner und wurden, als wir an Bord kamen, vom Steuermann, Herrn Arrow, empfangen und begrüßt – einem braun gebrannten alten Schiffer, mit Ringen in den Ohren und mit einem schielenden Auge. Der Squire und er waren offenbar gute Freunde; ich bemerkte jedoch bald, daß zwischen Herrn Trelawney und dem Kapitän nicht das gleiche Verhältnis bestand.
    Der Kapitän war ein Mann mit scharfem Blick, der mit allem an Bord unzufrieden zu sein schien, was er uns übrigens bald selber sagen sollte, denn wir waren kaum in die Kajüte hinuntergegangen, so folgte uns ein Matrose und sagte:
    »Käpp'n Smollett, Herr, wünscht mit Ihnen zu sprechen.«
    »Ich stehe dem Kapitän stets zu Diensten. Laßt ihn hereinkommen,« sagte der Squire.
    Der Kapitän, der seinem Boten gefolgt war, trat sofort ein und machte die Tür hinter sich zu. »Nun, Käpp'n Smollett, was haben Sie zu

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