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Die Schatzinsel (Original)

Die Schatzinsel (Original)

Titel: Die Schatzinsel (Original) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Geld nicht; bezahlen Sie nur, was Sie meinem Vater schuldig sind. Ich will Ihnen ein Glas holen, aber nicht mehr.«
    Als ich ihm das Glas Rum brachte, griff er gierig danach und trank es aus; dann sagte er:
    »Ah! ah! das tut wohl! mir ist ganz gewiß schon etwas besser. Und nun höre mal, mein Jungchen: sagte der Doktor, wie lange ich hier in dieser alten Klappe liegen müsse?«
    »Wenigstens eine Woche.«
    »Alle Donner!« schrie der Kaptein. »Eine Woche! Das geht nicht: inzwischen würden sie mir den schwarzen Fleck bringen. Die Schweinehunde sind schon dabei, mir den Wind abzufangen – die Schweinehunde, die nicht sparsam umgehen konnten mit dem, was sie kriegten, und jetzt klauen wollen, was einem andern gehört! Benimmt ein ordentlicher Seemann sich so? Das möchte ich mal hören! Ich bin ein sparsamer Mensch. Ich habe niemals gutes Geld vergeudet, was ich mir verdient hatte; ich habe auch noch nie welches verloren, und ich will auch jetzt wieder dafür sorgen, daß sie sich den Mund wischen können. Vor denen habe ich keine Angst! Ich werde noch ein Segel aufsetzen,mein Jungchen, und sie können mir nachflöten!«
    Während er diese Reden hielt, war er mit großer Mühe von seinem Bett aufgestanden; er hielt sich mit einem Griff, daß ich beinahe laut herausgeschrien hätte, an meiner Schulter fest, und ich merkte, daß seine Beine so schwer wie Blei sein mußten, denn er konnte sie kaum bewegen. Seine Worte an sich waren zwar sehr mutig, aber die schwache Stimme, in der er sie aussprach, bildete einen traurigen Gegensatz dazu. Als es ihm gelungen war, sich auf den Bettrand zu setzen, schwieg er einen Augenblick. Dann flüsterte er:
    »Der Doktor hat mich alle gemacht, es saust mir in den Ohren. Lege mich auf den Rücken.«
    Ich konnte ihm nicht viel helfen; denn ehe ich noch zugriff, war er schon wieder in seine frühere Lage zurückgesunken. Eine Weile lag er still da; endlich sagte er:
    »Jim, du sahst heute den Seemann?«
    »Den Schwarzen Hund?«
    »Jawohl, den Schwarzen Hund! Der ist ein schlechter Kerl; aber die, die ihn angestiftet haben, sind noch schlimmer als er. Nun, wenn ich nicht auf irgendeine Weise von hier wegkommen kann und wenn sie mir den schwarzen Fleck in die Hand drücken, dann merke dir, was ich dir jetzt sage: Sie sind hinter meiner alten Schifferkiste her. Nun nimmst du dir ein Pferd – du kannst doch reiten, nicht wahr? Na also – du setzt dich auf ein Pferd und reitest zu – na, in Gottes Namen! – zu dem ewigen Schwätzer, dem Doktor, und sagst ihm, er solle alle Mann auf Deck pfeifen– Behörden und solches Zeug – und soll sich längsseits vom ›Admiral Benbow‹ legen, und er werde des alten Flint ganze Mannschaft fangen, groß und klein, alles, was noch davon übrig ist. Ich war erster Steuermann, ja, das war ich! Dem alten Flint sein erster Steuermann, und ich bin der einzige, der die Stelle kennt. Er gab es mir in Savannah, als er im Sterben lag, gerade wie ich jetzt, wie du siehst. Aber du mußt das nicht melden, bevor sie mir den schwarzen Fleck in die Hand geben, oder bevor du den Schwarzen Hund wiedersiehst, oder einen einbeinigen Seemann, Jim – diesen vor allen!«
    »Aber, was ist der schwarze Fleck, Kaptein?« sagte ich.
    »Das ist eine Aufforderung, Maat. Ich will dir's erklären, wenn sie damit kommen. Aber die Hauptsache ist, daß du dein Wetterauge offen hältst, Jim, und verlaß dich drauf, ich will mit dir teilen, Jim, halb und halb, auf meine Ehre!«
    Er phantasierte noch eine kleine Weile, und seine Stimme wurde immer schwächer. Dann gab ich ihm seine Medizin; er schluckte sie hinunter wie ein Kind und bemerkte dazu:
    »Wenn jemals ein Seemann Medizin nötig hatte, dann bin ich das.«
    Schließlich verfiel er in einen schweren, ohnmachtähnlichen Schlaf, und ich ließ ihn allein.
    Was ich getan haben würde, wenn alles gut gegangen wäre, das weiß ich nicht. Wahrscheinlich würde ich die ganze Geschichte dem Doktor erzählt haben; denn ich hatte eine Todesangst, es könnte dem Kaptein leid tun, mir seine vertraulichen Eröffnungen gemachtzu haben, und er würde mich totschlagen. Es kam aber so, daß mein armer Vater an diesem selben Abend ganz plötzlich starb, und da hatte ich keine Gedanken für etwas anderes. Unsere natürliche Trauer, die Beileidsbesuche der Nachbarn, die Anordnungen für das Begräbnis und dabei die ganze Arbeit in der Wirtschaft, die nebenbei besorgt werden mußte – dies alles gab mir so viel zu tun, daß ich kaum Zeit hatte,

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