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Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Köpfen liefen wir sofort in die Dämmerung hinaus und in den kalten Nebel hinein.
    Das Dörfchen lag nur wenige hundert Schritte von unserem Hause entfernt, obwohl man es vom »Admiral Benbow« aus nicht sehen konnte, denn es lag am anderen Ufer der nächsten Bucht. Besonders ermutigte mich der Gedanke, daß das Dorf in entgegengesetzter Richtung zu der lag, aus welcher der Blinde gekommen war und wohin er vermutlich zurückgekehrt war. Wir waren nur wenige Minuten auf der Straße, obgleich wir einige Male stehen blieben, um eng aneinandergeschmiegt zu lauschen. Aber es war nichts Ungewöhnliches zu hören – nichts als das leise Plätschern der Wellen und das Krächzen der Krähen im Walde.
    Die Lichter waren schon angezündet, als wir das Dorf erreichten, und ich werde niemals vergessen, wie froh es mich machte, den gelben Schein in Türen und Fenstern zu sehen. Leider stellte sich heraus, daß wir dort nicht viel mehr Hilfe bekommen konnten. Man sollte meinen, die Leute hätten sich vor sich selber schämen müssen – aber es ist Tatsache: keine Seele wollte mit uns nach dem »Admiral Benbow« zurückgehen. Je mehr wir von unseren Sorgen sprachen, desto fester klammerten sie sich an das Obdach ihrer Häuser – Männer sowohl wie Frauen und Kinder. Der Name des Kapitäns Flint, den ich früher niemals gehört hatte, war vielen von den Leuten gut genug bekannt und jagte ihnen große Furcht ein. Einige von den Männern, die jenseits unseres Hauses auf den Feldern gearbeitet hatten, erinnerten sich außerdem, verschiedene Fremde auf der Landstraße gesehen zu haben; sie hatten sie für Schmuggler gehalten und waren deshalb aus Vorsicht nach Hause gegangen; einer von ihnen hatte sogar einen kleinen Küstenschoner in der Bucht Kittshole gesehen. Der bloße Gedanke, daß Kumpane vom Kapitän Flint in der Nähe wären, genügte, sie auf den Tod zu erschrecken. Kurz und gut: es waren zwar mehrere gern bereit, zum Dr. Livesey zu reiten, dessen Haus in einer anderen Richtung lag, aber kein einziger wollte uns helfen, unser Haus zu verteidigen.
    Man sagt, Feigheit sei ansteckend; andererseits ist es aber auch wahr, daß Zureden manchmal hilft. Darum hielt meine Mutter eine Ansprache an sie, als jeder sein Sprüchlein gesagt hatte. Sie erklärte, sie wolle kein Geld verlieren, da es ihrem vaterlosen Knaben gehöre.
    »Wenn keiner von euch den Mut hat,« sagte sie, »so haben Jim und ich ihn; wir gehen wieder dahin, von wo wir gekommen sind, und mögt ihr großen, waschlappigen, ängstlichen Männer euch schämen! Die Kiste wollen wir öffnen, und wenn es uns das Leben kosten solle. Und wenn Ihr so gut sein wollt, Frau Croßley, so gebt mir Euren Sack da, damit ich unser Geld hineintun kann, das uns von Rechts wegen gehört.«
    Natürlich sagte ich, ich wolle mit meiner Mutter gehen; und natürlich erhoben sie alle ein lautes Geschrei über unsere Tollkühnheit; aber das Ende vom Liede war, daß trotz alledem kein Mann uns begleiten wollte. Es war nichts weiter zu erreichen, als daß sie mir eine geladene Pistole gaben, für den Fall, daß wir angegriffen würden, und daß sie uns versprachen, es sollten gesattelte Pferde bereit gehalten werden, für den Fall, daß wir auf unserem Rückweg verfolgt würden; außerdem sollte ein junger Bursche sofort zum Doktor reiten, um bewaffnete Hilfe herbeizuholen.
    Mir klopfte das Herz, als wir beiden in der kalten Nacht auf dieses gefährliche Abenteuer auszogen. Der Vollmond ging eben auf und schien rötlich durch den oberen Rand des Nebels. Dies veranlaßte uns zu besonderer Eile; denn es war klar, daß es taghell sein würde, bevor wir wieder zu Hause wären, so daß man uns sehen mußte, wenn Beobachter aufgestellt waren, wie wir es von den Seeräubern wohl annehmen konnten. Wir schlichen uns geräuschlos und schnell an den Hecken entlang, doch sahen oder hörten wir nichts, was unsere Ängste vermehrte, bis, zu unserer großen Erleichterung, die Tür des »Admiral Benbow« sich hinter uns geschlossen hatte.
    Ich schob sofort den Riegel vor, und wir standen keuchend einen Augenblick im Dunkeln – ganz allein im Hause mit der Leiche des Kapteins. Dann holte meine Mutter eine Kerze aus dem Zapfraum; und Hand in Hand gingen wir in die Schenkstube. Der Kaptein lag so, wie wir ihn verlassen hatten: auf dem Rücken, die Augen weit offen, den einen Arm ausgestreckt.
    »Zieh den Fenstervorhang herunter, Jim!« flüsterte meine Mutter; »sie könnten kommen und uns von draußen

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