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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Glenda Perkins spürte das Unheil erst, als sie auf dem Bahnhof von Florenz stand.
    Unwillkürlich umfaßte sie den Griff ihres Koffers fester – man hatte sie schließlich vor Gepäckdieben gewarnt –, aber das war es nicht, was ihr dieses ungute Gefühl bescherte. Auch nicht die Hektik, die Hitze, der Staub, die summenden Stimmen, nein, das Gefühl war unerklärlich, und es preßte ihren Brustkorb zusammen wie ein Würgeeisen.
    Glenda kniff die Augen zusammen. Sie wollte es sich einfach machen und griff deshalb zu einem Trick. Mit geschlossenen Augen sich fortwünschend, gedanklich auf eine einsame Insel »beamen«.
    Diesmal schaffte es die junge, dunkelhaarige Frau nicht, die Unruhe war zu stark, und sie dachte daran, daß eine Woche Urlaub eigentlich zu wenig war, viel zu wenig sogar.
    Ein anderer Geruch drang in ihre Nase. In diesem Wirrwarr wirkte er fremd und ungewöhnlich. Es roch nach Land, nach Erde, frischen Gewürzen und Kräutern. Aber auch nach Schweiß.
    Glenda glaubte nicht daran, daß sie sich den Geruch einbildete. Sie öffnete die Augen und schaute nach rechts. In der Tat hatte sich etwas getan. Jemand stand neben ihr, den sie zuvor auf diesem Bahnsteig noch nicht gesehen hatte.
    Es war ein Mönch. Er trug eine lange, dunkelgraue Kutte, unter deren Rand nackte Füße hervorschauten, die von Sandalen umschlossen wurden. Eine hellere Kordel umspannte die Kutte in der Körpermitte. Die Kapuze bedeckte seinen Kopf, ohne das Gesicht zu verbergen.
    Als Glenda über den unerwarteten Anblick erschrak, verzog sich der schmale Mund des Mönchs zu einem Lächeln. »Scusi, Signorina, das wollte ich nicht.«
    »Ich bitte Sie.« Glenda Perkins sprach nur einige Brocken italienisch. In Englisch redete sie weiter. »Ich habe ein wenig geträumt. Das ist hier etwas stressig, wenn man vom Land kommt, wo ich eine Woche Urlaub hinter mir habe.«
    »In der Toscana, nehme ich an.«
    »Richtig.«
    Der Mönch nickte. »Ein wunderbarer Flecken Erde, diese Toscana. Ich stamme selbst von dort. Der Allmächtige hat dieses Land aus einer guten Laune heraus erschaffen, sagt man. Sehen Sie das auch so?« Er sprach ein gutes, recht flüssiges Englisch.
    »Ja, das ist auch meine Ansicht.«
    »Aber Firenze oder Florenz, wie einige sagen, ist nicht mehr das, was es einmal war. Viel zu voll, zuviel Kultur, was ich nicht negativ meine, aber wenn die Touristen in Scharen herbeiströmen und die Straßen verstopfen, ist das nicht gut. Damit will ich nichts gegen Sie gesagt haben, ich denke nun einmal so. Man hat schon die City für den Verkehr gesperrt. Die Abgase und der Lärm schaden den Gebäuden. Ich sage Ihnen etwas, wenn wir so weitermachen, ist bald alles vorbei.«
    »Das ist möglich.«
    Der Mönch lächelte. Glenda stellte fest, daß er sehr klare, noch blaue Augen hatte. Die Nase sah aus wie ein schmaler Balken und war ziemlich lang. Über den schmalen Lippen verbreiterte sie sich durch etwas abstehende Nasenlöcher. Graue Koteletten an den Ohren zeigten seine Haarfarbe an.
    Glenda wußte nicht, wie sie den Mann einstufen sollte. Sie dachte an die innere Warnung, die sie erhalten hatte. Eigentlich hätte sie die Nähe des Geistlichen beruhigen müssen, das trat nicht ein. Die Unruhe, daß irgend etwas Schreckliches geschehen würde, verstärkte sich noch.
    Auf dem Bahnhof war der Betrieb nicht weniger geworden. Die Menschen hasteten, trugen ihre Koffer, schleiften sie hinter sich her oder hatten sich Gepäck-Trolleys besorgt, auf denen sie die Dinge spazieren fuhren.
    Züge kamen an, fuhren ab, entließen Fahrgäste, nahmen andere auf. Lautsprecherstimmen hallten über die Köpfe der Menschen hinweg und klangen wie harte Befehle.
    Von Imbißständen stieg heißer Dampf auf. Die Luft war manchmal kaum zu atmen.
    Eine Atmosphäre, die müde und kaputt machen konnte. So fühlte sich auch Glenda Perkins. Down, schwach in den Knien, überhaupt nicht erholt. Sie hoffte darauf, daß die Erholung später in London kommen würde. Zu dem Urlaub hatte sie sich praktisch spontan entschlossen, einfach mal raus aus der Tretmühle Scotland Yard.
    Jetzt sehnte sie sich förmlich nach einem kühlen London, wo der Dunst von der Themse her hochstieg und die Uferregionen überzog.
    Vielleicht trug sie auch nicht die richtige Kleidung. Das lindgrüne Kostüm bestand zwar aus einem sehr dünnen Stoff, und das Top darunter in seinem bleichen Weiß ließ auch die Luft durch, nur kühlte diese nicht.
    »Fahren Sie auch nach Milano?«
    Glenda

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