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Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Titel: Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Behandlung sollte
Oliver in Deutschland bleiben und zwar hier im Internat als Heimschüler. Da bei
ihm offenbar eine Anfälligkeit für besagte tropische Augenkrankheit vorlag,
wollten die Kronschmidts kein weiteres Risiko eingehen für ihren Jüngsten.
    Die TKKG-Bande freute sich auf
ihn. Oliver war ein prima Kerl. Sie hatten ihn in bester Erinnerung.

3. Oliver belauscht die Ganoven
     
    Nur noch diese eine Nacht, dann
würde die SEA STAR anlegen im Hafen von Genua.
    Oliver Kronschmidt konnte nicht
schlafen. Er lag auf dem unteren Etagenbett in der Kabine, die er mit seiner
Schwester teilte. Hanna, die zwanzigjährige, war noch nicht da. Oliver wußte,
sie hatte sich einen Film angesehen im Bordkino. Jetzt war sie sicherlich in
der Bar, zusammen mit anderen Passagieren, von denen die Geschwister schon
etliche kennengelernt hatten auf dieser Reise.
    Gesehen hatte Oliver nichts
während der fünf Tage. Ein Verband schützte seine Augen — ein Verband, der
täglich erneuert werden mußte. Dafür war niemand besser geeignet als Hanna. Sie
hatte Krankenschwester gelernt und in Tukuwabuschowambrimba im Hospital
gearbeitet, sehr zur Freude der englischen, afrikanischen und deutschen Ärzte
dort.
    Zur See- statt zur Flugreise
nach Deutschland zurück hatten sich die Kronschmidts entschlossen aus gutem
Grund.
    Olivers Augen vertrugen zur
Zeit nur bodennahen normalen Luftdruck — nicht jenen, der in 5000 oder 10.000
Meter Höhe herrscht innerhalb eines Flugzeugs.
    Oliver fand die Seereise toll.
Er hatte die Gewißheit, bald wieder gesund zu sein, und keine Angst vor der
Operation. Hier an Bord konnte er per Nase die tollsten Gerüche erkunden.
Tagsüber spürte er die Sonnenglut auf der Haut und den Wind der See. Außerdem
hatte er in den Wochen der Dunkelheit sein Gehör geschärft. Er konnte Stimmen
unterscheiden wie nie zuvor, erkannte am Hüsteln und am Vibrieren des Sprechers,
wie der drauf war, gemütsmäßig und überhaupt. Oliver glaubte sogar am Tonfall
zu erkennen, ob jemand log.
    Das Schiff schaukelte. Draußen
gischtete die See. Stickigkeit in der Kabine trotz Klimaanlage.
    Bin ich denn blöd, dachte er.
Ich wälze mich hier rum, und draußen ist tolle Luft.
    Es mochte Mitternacht sein. Er
stieg aus dem Bett und zog sich an: Jeans, Sweatshirt, Turnschuhe. Dann nahm er
seinen Blindenstock und verließ die Kabine, ein schlanker, blonder Junge mit
leichter Neigung zu X-Beinen.
    Er kannte den Weg. Der Gang.
Die Treppe. Eine Tür. Jetzt spürte er den Salzgeschmack der Nachtluft in der
Nase und befand sich, wie er wußte, auf dem Sunrise-Deck.
    Erhorchte. Entfernte Stimmen,
gedämpft.
    Viele Passagiere waren noch
auf, saßen im Restaurant, in den Aufenthaltsräumen oder in der Bar.
    Oliver wandte sich nach rechts.
Die Luft war angenehm kühl und erfrischte ihn. Er hörte das Gischten und
Schäumen der See, spürte die Bewegungen des großen Passagierschiffes.
    Er kam gut klar mit seinem
Blindenstock, streckte ihn tastend vor sich, nahm auch die andere Hand zu
Hilfe.
    44 Schritte — er hatte sie
gezählt. Jetzt nach links. Hier war sein Winkel: zwischen Reling und einem der
Rettungsbote, das dort an den Taljenläufern (Pfosten) hing.
    Auch bei Tag hockte Oliver sich
hierher. Er fühlte sich geschützt, spürte die Umgebung und wurde — weil nahezu
versteckt — nicht dauernd angestarrt von irgendwelchen Leuten, die dann echtes
oder falsches Mitleid absonderten.
    Er setzte sich auf die Planken,
legte den Blindenstock neben sich und begann zu horchen.
    Vorn im Restaurant spielte
immer noch die Kapelle. Vier Musiker. Sie mußten durchhalten bis ein Uhr früh.
Harte Arbeit, sicherlich. Aber das war nun mal ihr Job.
    Oliver döste. War er
eingeschlafen?
    Er schreckte auf, als er
Schritte vernahm. Männerschritte waren das. Von zwei Personen.
    In seiner Nähe blieben sie
stehen, lehnten sich offenbar auf den Handlauf der Reling.
    „Vor einer Stunde“, sagte eine
heisere Stimme, „habe ich das Telegramm erhalten. Quibimwara hat’s geschickt.
Der Text lautet: Die Bananenpreise fallen.“
    „Und? Was heißt das? Ist doch
hoffentlich eine verschlüsselte Nachricht!“
    Die zweite Stimme, metallisch,
hatte einen schneidenden Tonfall.
    „Klar, Chef. Es bedeutet, daß
der Museumswärter gestorben ist. Quibimwara hat zu fest zugeschlagen. Wollte er
natürlich nicht.“
    „Man könnte es auch Mord
nennen.“
    „Totschlag, Chef. Höchstens
Totschlag. Aber was soll’s? Ein afrikanischer Museumswärter weniger. Deshalb
geht

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