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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Winkelmesser auf einer Karte, auf der die Tierkreise abgebildet waren, zu positionieren. Ob es vielleicht besser wäre, einen anderen Astrologen hinzuzuziehen? Sebastianus rann die Zeit durch die Finger!
    Er wollte sich doch unbedingt einen Namen machen. Sein Vater, sein Großvater und weitere Verwandte hatten ausnahmslos neue Handelswege erschlossen, hatten sich ausgezeichnet und das Ansehen der bereits bekannten und geachteten Gallus-Familie gemehrt. Jetzt drängte es Sebastianus, sich dadurch zu beweisen, dass er die Route nach China für Kaiser Claudius eröffnete, die letzte unbekannte Grenze überschritt, die letzte Gelegenheit wahrnahm, einen neuen Handelsweg zu erschließen. Damit könnte er eben auch den Ruhm ernten, als erster Mann aus dem Westen bis zum Palast des Kaisers von China vorgedrungen zu sein.
    »Ich nehme dich bis Colonia mit! Dieser Mann da zieht nicht weiter als bis Lugdunum, dort wird er dich dir selbst überlassen! Ich habe eine schöne Kutsche mit nur drei weiteren Mitfahrern.«
    Als er Hashims Versprechungen hörte, wandte sich Sebastianus überrascht um. Die junge Frau wollte bis ins ferne Colonia?
    Er sah, wie Kaptah eifrig mit seinem Abakus hantierte, einer tragbaren Rechenmaschine aus Kupfer und Perlen, wie sie von Kaufleuten, Bauleitern, Bankiers und Steuereintreibern benutzt wurde. Der gedrungene Syrer kalkulierte den Fahrpreis der jungen Frau nach Meilen und Verpflegung, addierte zusätzliche Kosten für Wasser, für die Bereitstellung eines Esels, sogar für einen Platz am nächtlichen Lagerfeuer.
    »Geldschneiderei!«, brüllte Hashim, und sein dunkelhäutiges Gesicht lief tiefrot an. »Werte junge Frau, bei mir musst du nicht auf einem Esel reiten, sondern kannst für ein wenig mehr Geld auf einem Wagen mitfahren.«
    Die junge Frau schaute unentschlossen von einem zum andern, und als die beiden Karawanenführer sahen, dass sie sich nach rechts wandte und einen Blick auf die Reihen der Zelte und umfriedeten Lager warf, die unter einer verstaubten Tafel mit der Aufschrift GERMANIA INFERIOR versammelt waren, krakeelten beide gleichzeitig los, behaupteten, dass alle anderen nach Norden ziehenden Händler ihr nur das letzte Geld abknöpfen und sie dann als Sklavin an die Barbaren verkaufen würden.
    Da Gallus die beiden Kerle oft genug als skrupellose Halsabschneider erlebt hatte und nicht wollte, dass das Mädchen ihnen schutzlos ausgesetzt war, mischte er sich ein. »Brüder!«, rief er betont jovial und ging auf sie zu. »Ich stelle nicht zum ersten Mal fest, dass ihr alle beide, je lauter ihr herumbrüllt, desto unverschämtere Lügen auftischt.«
    Er wandte sich an die junge Frau, und unwillkürlich verschlug es ihm die Sprache. Unter ihrem Schleier, von dem sie sich einen Zipfel sittsam ans Kinn drückte, da man römischen Mädchen beibrachte, niemals das ganze Gesicht zu verdecken, aber gegebenenfalls bereit dazu zu sein, machte er lichtbraunes Haar und blaue Augen aus. Sebastianus starrte in das ovale Gesicht mit dem reizenden, spitz zulaufenden Kinn, den geschwungenen Brauen, der schmalen Nase. Am faszinierendsten jedoch fand er ihre Augen.
    Einen Moment lang war er nicht in der Lage, auch nur ein Wort herauszubringen. Augen wie die Farbe der Lagune in der berühmten Blauen Grotte auf Capri, die er einmal besucht hatte!
    »Diesen Männern kannst du nicht trauen«, sagte er dann lächelnd und bedachte die beiden Händler, die zu lautem Protest anheben wollten, mit einem warnenden Blick. »Schurken sind das – zwar liebenswert, aber dennoch Schurken. Wenn es dir recht ist, helfe ich dir bei der Suche nach einem zuverlässigen Händler, der dafür sorgt, dass du sicher dein Ziel erreichst. Wohin willst du denn?«, fragte er sicherheitshalber, weil er meinte, sich verhört zu haben.
    »Nach Colonia«, wiederholte sie. Entschlossen und nachdrücklich. Sebastianus hielt Ausschau nach ihren Begleitern. Vielleicht trafen sie ja erst später ein, wahrscheinlich sogar, weil sie so viel Gepäck für die anscheinend wohlhabende junge Frau zu schleppen hatten.
    »Wie viele kommen mit dir mit?«
    Ulrika blickte auf zu dem Fremden, der ihr zu Hilfe gekommen war. Er überragte sie um Haupteslänge, die Morgensonne ließ seine Haarspitzen bronzefarben aufblitzen. Er hatte markante Wangenknochen, eine schmale, gerade Nase, und sein Bart war so kurz gestutzt, dass er sich kaum mehr als ein Schatten auf seinem Kinn abzeichnete. Ulrika vermutete, dass er kein Römer war; er sprach Lateinisch

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