Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Torrit hinüber.
    »Äh«, sagte er.
    »Was ist. Junge?«
    »Der Himmel… Gibt es dort auch Menschen?«
    Der alte Wicht schüttelte den Kopf. »Die Himmel. Mehrzahl, verstehst du? Und sie stehen nur uns offen.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Ja, natürlich.« Torrit strahlte. »Möglicherweise haben die Menschen ihre eigenen Himmel. Könnte durchaus sein. Aber eins steht fest: Sie sind nicht für uns bestimmt.«
    »Oh.« Torrit starrte wieder auf das
Ding
hinab.
    »Wir haben angehalten«, sagte er. »Wo sind wir?« Masklin seufzte und wandte sich um. »Das muß ich erst noch herausfinden«, antwortete er.
    Etwas pfiff draußen, und in der Ferne brummten menschliche Stimmen. Das Licht erlosch. Ein Rasseln, ein Klicken – und Stille.
    Nach einer Weile knisterte es in einem der stummen Lastwagen. Ein Seil – nicht dicker als ein Faden – sank von der Ladefläche herab, bis es den mit Ölflecken übersäten Boden der Garage berührte.
    Eine Minute verstrich. Dann kam eine kleine gedrungene Gestalt zum Vorschein, ließ sich vorsichtig am Strick herunter, sprang zu Boden und verharrte. Nur die Blicke huschten hin und her.
    Es handelte sich um keinen Menschen. Die Anzahl der Arme und Beine stimmte, und der Rest – Augen, Ohren etc. – befand sich an den richtigen Stellen. Aber die in Mauspelz gehüllte Gestalt, die nun über den dunklen Boden schlich, wirkte eher wie eine wandelnde Ziegelsteinmauer. Nomen sind so stämmig, daß SumoRinger im Vergleich zu ihnen halb verhungert wirken, und die Bewegungen dieses Exemplars deuteten darauf hin, daß es beträchtlich zäher war als das Leder alter Stiefel.
    Innerlich schlotterte Masklin vor Angst. Hier gab es nichts Vertrautes, abgesehen von dem Geruch nach
Sel,
den er mit Menschen und insbesondere mit Lastwagen in Zusammenhang brachte. (Torrit hatte ihm einmal hochmütig erklärt.
Sel
sei brennendes Wasser und werde von Lastern getrunken. Masklin zog daraus den Schluß, daß der alte Wicht übergeschnappt war: Wasser brannte schließlich nicht.) Eine völlig fremdartige Umgebung bot sich ihm dar. Gewaltige Kanister ragten auf, und er bemerkte große Metallteile, die einen bearbeiteten Eindruck erweckten. Ja, dies
mußte
Teil des menschlichen Himmels sein.
    Menschen mochten Metall.
    Masklin wich einer Kippe aus und nahm sich vor, sie Torrit mitzubringen.
    Andere Laster standen in der Nähe, und sie alle schwiegen.
    Wir
sind hier in einem Lastwagennest,
vermutete er. Was bedeutete: Als Nahrung stand wahrscheinlich nur
Sel
zur Verfügung.
    Er entspannte sich ein wenig und trat unter eine Bank, die wie ein Haus vor der Wand emporreichte. Papierfetzen hatten sich dort angesammelt, und der junge Nom nahm einen Duft wahr, der hier noch stärker wurde als die SelAromen. Er ging ihm nach und entdeckte einen Apfelkern. Zwar zeigten sich braune Flecken daran, aber Masklin freute sich trotzdem über den Fund. Er wuchtete ihn auf die Schulter und drehte sich um.
    Eine Ratte beobachtete ihn nachdenklich. Sie war wesentlich größer und besser genährt als jene Tiere, die mit den Nomen um kalte Pommes frites in Abfallkörben kämpften. Langsam sank sie auf alle viere und trippelte näher.
    Masklins Verwirrung verflüchtigte sich schlagartig. Die eigentümlichen Gegenstände und schauderhaften Gerüche im Lastwagennest blieben ihm rätselhaft, aber er kannte Ratten und wußte, wie man sich ihnen gegenüber verhielt.
    Er ließ den Apfelkern fallen, hob den Speer, zielte auf eine Stelle zwischen den Augen …
    Zwei Dinge geschahen gleichzeitig.
    Masklin stellte fest, daß die Ratte ein rotes Halsband trug.
    Und eine Stimme erklang: »Nein, bitte nicht! Es hat lange gedauert, ihn zu dressieren. Günstige Angebote in Hülle und Fülle! Woher
kommst
du?« Der Fremde war ein Nom. Von dieser Annahme mußte Masklin ausgehen. Seine Größe entsprach der eines Noms, und er bewegte sich auch so.
    Doch die Kleidung …
    Normalerweise ist Nomenkleidung schlammbraun – aus ebenso praktischen wie vernünftigen Gründen. Grimma kannte fünfzig verschiedene Methoden, um Farbstoffe aus gewissen Kräutern zu gewinnen, und in jedem Fall ergaben sich – nun, schlammige Tönungen: manchmal gelber Schlamm, manchmal brauner oder sogar grünlicher – aber immer Schlamm. Jeder Wicht, der sich mit bunten Sachen ins Freie wagte, hatte eine Lebenserwartung von etwa einer halben Stunde, bevor er in irgendeinem Magen endete.
    Dieser Nom hingegen sah aus wie ein Regenbogen. Der Stoff seiner farbenfrohen Garderobe

Weitere Kostenlose Bücher