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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Inzwischen war die Mitte weiter zurückgewichen als die nördliche Flanke.
    »Sie ziehen sich zu geordnet zurück«, erkannte Tamár und riss die Augen auf. »Szilas plant etwas. Wir gewinnen die Oberhand, keine Frage, aber irgendetwas stimmt hier grundsätzlich nicht.«
    »Scheint so, als ob die Wlachaken sich auf den nächsten Angriff vorbereiten«, berichtete Köves, der seine Augen mit der Hand beschattete und zu Ionnas Reiterei blickte.
    »Ionna will die Reserven in den Kampf schicken. Das ist zu früh, wir wissen noch nicht, wo Szilas’ Schwachpunkt liegt. Nemes Flores«, wandte sich Tamár förmlich an die Wlachakin, »bitte reitet zu Ionna und überbringt ihr meine Worte.«
    »Ich wusste, dass ich wenig mehr bin als ein berittener Bote«, beschwerte sich die Bojarin halb im Scherz, doch sie sah Tamár gespannt an.
    »Berichte ihr, dass ich zur Vorsicht rate. Der Zusammenbruch der Mitte ist noch nicht sicher; wir sollten unsere Reserven noch aufsparen.«
    »Szilas’ Banner verschwindet! Er flieht!«, rief Maiska in diesem Augenblick aufgeregt. Verwirrt blickte Tamár zum gegnerischen Feldherrnhügel und sah, dass die Kriegerin recht hatte. Offenbar ritt Marczeg Laszlár samt Gefolge aus der Schlacht und wandte sich zur Flucht.
    »Das gefällt mir nicht«, zischte Tamár. »Dieser Drache ist eine dreimal verfluchte Schlange. Er plant irgendeine Hinterlist. Eilt Euch, Bojarin Flores. Berichtet Eurer Herrin von meiner Warnung!«
    Mit einem zustimmenden Nicken riss Flores ihr Ross herum und trieb es an. Mit einer Hand schob sie sich den Helm in die Stirn, dann galoppierte die Wlachakin eilig hinter der Schlachtlinie den Hügel entlang, um Ionna noch rechtzeitig zu erreichen.
    »Was sind Eure Befehle, Vezét?«
    Nachdenklich blickte Tamár der ehemaligen Söldnerin nach, dann wandte er sich an Köves. »Was immer dort unten geschieht, wir können es von hier aus nicht ändern. Wir haben hier unten unsere eigene Schlacht zu gewinnen.«
    Damit trieb er Szeg wieder an und hob seinen schartigen Schild empor. Zeit, ein paar Schädel zu spalten. Nur schade, dass Szilas gerade versucht, seinen wertlosen Balg in Sicherheit zu bringen.

34
     
     
    S chon bald nach ihrem Aufbruch mit den Trollen hatte Viçinia jegliches Orientierungsgefühl verloren. Auch war es ihr unmöglich, zu sagen, wie viel Zeit seit dem Fall von Turduj vergangen sein mochte. Die Fahrt auf dem Magy erschien ihr wie ein langer, dunkler Traum. Und unter der Erde herrschte ewige Finsternis, die ihre Sinne betäubte. Mehrmals hatten sie gerastet, mindestens zweimal war Viçinia eingeschlafen, doch sie wusste nicht, wie lange es gedauert hatte, bis Turk wieder zum Aufbruch drängte.
    Der große Troll hatte es eilig; seine Befehle waren knapp, und er trieb die kleine Gruppe immer wieder an, als fürchtete er, dass sie auf dem Weg zu viel Zeit verlieren könnten. Ansonsten waren die Trolle schweigsam, während sie durch endlose Gänge und Höhlen stapften. Nur manchmal machten sie bösartige Bemerkungen oder lachten rau über Viçinias Erschrecken, wenn wieder einmal vorgeschlagen wurde, die Wlachakin zu fressen.
    Wenigstens hatten die gewaltigen Wesen ihr eigenes Licht, Klumpen von zähen Flechten, die einen fahlen, kränklichen Schein auf alles warfen, was sie umgab, so dass Viçinia das Öl ihrer Lampe sparen konnte. Das ungewohnte Licht und die fremde Umgebung setzten der jungen Frau mit jedem Schritt, den sie tat, mehr zu. Über sich spürte sie das Gewicht ganzer Berge, das sich drückend auf ihren Geist legte und immer wieder Erinnerungen an Turduj in ihr aufsteigen ließ. Dann beschleunigte sich ihr Herzschlag, ihr Atem ging stoßweise, und Schweiß trat ihr auf die Stirn. Doch die Trolle scherte das nicht. Ungerührt trieben sie die junge Adlige an, wenn ihr Leib ihr den Gehorsam verweigerte. Die mächtigen Wesen waren unermüdlich, während Viçinia bald so erschöpft war, dass ihre Gedanken undeutlich wurden und bald nur noch eines zählte: der nächste Schritt.
    Die Luft um sie herum wurde immer wärmer, die Felsen erschienen noch dunkler. Manchmal glitzerten die Wände im Licht, dann wieder waren sie stumpf und grau. Seit die Gruppe die Zwergentunnel hinter sich gelassen hatte, waren die Gänge unwegsamer geworden. Hin und wieder mussten die Trolle auf allen vieren kriechen, so niedrig war die Decke an manchen Stellen. Ausbuchtungen und Felsnasen zwangen zu abenteuerlichen Kletterpartien, und einmal mussten sie über einen sicherlich drei

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