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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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der Schlaf schnell über sie.
     
    Als der Befehl zum Fertigmachen kam, schreckte Viçinia verwirrt hoch. Ihr Körper fühlte sich heiß an, Schweiß bedeckte ihre Haut, und ihre Zunge lag trocken und schwer in ihrem Mund. Die Umgebung war fremdartig und dunkel, die Geräusche Angst einflößend, und von überallher drang beißender Körpergeruch auf sie ein. Es dauerte mehrere Herzschläge, bis sie wieder wusste, wo sie sich befand. Gierig trank sie einige Schlucke des lauwarmen Wassers, das die Trolle in Lederschläuchen mit sich führten, doch danach ging es ihr kaum besser. Ihr Körper war noch von den Ereignissen in Turduj gezeichnet, ihr Geist erschöpft und mutlos.
    Während sie noch sitzen blieb, um ihre Kräfte zu schonen, und sei es auch nur für wenige Augenblicke, kniete sich ein Troll vor ihr hin. Im dämmrigen Licht sah sie, dass er alt wirkte. Er hatte nur noch einen gelblich verfärbten Hauer, der andere war nicht mehr als ein rissiger Stumpf. Ein Horn war gesplittert, das andere ragte gerade noch bis über den Schädel. Doch seine Augen waren wach und aufmerksam, als er sie musterte. Anders als Turk, der nur einen Lendenschurz und einen Gürtel trug, hatte dieser Troll eine Art Schürze um, auf die mehrere Taschen mit groben Stichen genäht waren.
    Mit der Hand rieb sich der Troll über den Bauch und sah Viçinia fragend an. Einen schrecklichen Moment lang dachte die Wlachakin, dass er Hunger habe und sie nun anfallen und fressen werde. Aber dann streckte er ihr die Hand mit den mächtigen Klauen entgegen, und Viçinia sah, dass er etwas Fleisch und einen dunklen Klumpen darin hielt. Zögerlich nahm sie den dünnen Streifen Fleisch und die nachgiebige, klebrige Substanz - eine Art Paste, die zu einer Kugel gerollt war. Ein Lächeln wanderte über die Züge des Trolls, und er nickte ihr ermunternd zu. Ohne den Blick von ihm zu nehmen, führte Viçinia die gräuliche Masse zum Mund und biss hinein. Der Geschmack war weniger schlimm als befürchtet, dumpf und erdig, leicht bitter, aber durchaus genießbar. Dankbar nahm Viçinia einen weiteren Bissen und lächelte den Troll an. Das Fleisch war roh und roch schon süßlich, deswegen aß sie es nicht, sondern legte es neben sich auf den Boden, während sie ihren Beutel öffnete und ihre suchenden Finger hineingleiten ließ. Dort fand sie den Proviant, den Sciloi ihr hatte einpacken lassen. Kaum mehr als zwei oder drei Tagesrationen waren ihr geblieben, doch die Szarkin hatte ja nicht ahnen können, in welch gefährliche Situation Viçinia geraten würde.
    Freundlich reichte die Wlachakin dem Troll ein Stück Käse, dessen würziger Geruch ihr selbst das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Die Kreatur runzelte die Stirn, schob die Nase vor und schnüffelte vorsichtig. Immer noch skeptisch, ergriff sie den dargebotenen Käse mit zwei Fingern und biss so vorsichtig hinein, dass Viçinia grinsen musste. Er sieht aus wie ein Masride, der Ionna die Treue schwören soll.
    Das Gesicht des Trolls verzog sich, als er den Käse kostete, dann nickte er und legte das angebissene Stück wieder zurück in Viçinias Hand.
    »Dir schmeckt es wohl nicht, hm?«, vermutete die Wlachakin, und er schüttelte entschieden den Kopf. »Nun ja, wlachkischer Käse ist nichts für jeden, da hast du schon recht.«
    Sie erinnerte sich an Sargan, der sich stets über das Essen in Wlachkis beschwert hatte. Von dort war es nur ein kleiner Sprung zu Sten, doch der Gedanke an ihren Mann trieb Viçinia eine eisige Spitze ins Herz. Wenn ich doch nur wüsste, wie es um ihn bestellt ist. Hat er schon Kunde von meinem Verschwinden? Zieht er in den Krieg?
    Ein Schatten fiel auf die Wlachakin und den alten Troll. Über ihnen ragte Turk auf, der mit dem Daumen über die Schulter wies. »Wir brechen auf, Menschin. Das gilt auch für dich, Keru.«
    Sofort erhob der Troll sich und eilte davon. Turk blickte ihm nach, dann sah er Viçinia an. »Kannst du gehen?«
    »Wenn es sein muss. Ich komme schon klar.«
    »Wenn nicht …«, begann der Anführer, doch Viçinia unterbrach ihn angewidert: »Ja, ja, ich weiß, dann lässt du Drak auf mich los!«
    »Nein«, erwiderte er ruhig. »Dann rasten wir, oder einer von uns trägt dich. Du bist nicht schwer.«
    Verwirrt sah Viçinia den großen Troll an, doch seine Miene zeigte keine Regung. Schließlich fragte sie: »Was willst du von mir?«
    Er aber zuckte mit den Schultern und wandte sich einfach ab. Bevor er jedoch aus dem Lichtschein trat, blieb er kurz

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