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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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stehen und wies auf den alten Troll. »Keru bleibt in deiner Nähe. Sie hat Essen und Wasser für dich. Allerdings kann sie nicht sprechen.« Damit schritt Turk davon, und seine mächtige Gestalt wurde von der Dunkelheit verschluckt.
    Benommen lehnte sich Viçinia an die Felswand und rieb sich die Augen. Er ist eine Sie. Ich werde wohl nie lernen, den Unterschied bei Trollen zu erkennen. Viel Zeit, um sich darüber zu wundern, blieb der Wlachakin indes nicht, denn die Trolle setzten sich rasch in Bewegung.
    Obwohl ihre Beine schwer wie Blei waren, folgte Viçinia ihnen in einen dunklen Tunnel, der sie noch tiefer hinabzuführen schien. Ohne eine Möglichkeit, sich zu orientieren, konnte die Wlachakin nicht einmal sagen, in welche Himmelsrichtung sie gingen. Also trottete sie neben Keru her, die sie immer im Auge behielt und hin und wieder ihre gelben Zähne zu einem Furcht erregenden Lächeln entblößte.
    Wieder ging es durch Gänge und Höhlen, vorbei an bizarr geformten Felsen und Tropfsteinen, die an den Wänden seltsame Reliefs bildeten. Unter anderen Umständen hätte Viçinia vielleicht die fremdartige Schönheit dieser den Menschen bisher verschlossenen Welt bewundern können, doch die Geschwindigkeit des Marsches und die Ausdauer der Trolle forderten der Wlachakin alles an Aufmerksamkeit ab, sodass sie den Blick zumeist auf den Weg gerichtet hielt und stur vorwärtsstapfte.
    Die kurzen Rasten waren rar gesät, und Viçinia benötigte jeden einzelnen Augenblick der Ruhe. Immer wieder kam Keru zu ihr und gab ihr Wasser und bot ihr Nahrung an. Viçinia zwang sich, das Dargebotene anzunehmen, denn sie wusste, dass sie essen musste, auch wenn sie keinen Hunger hatte und die Nahrung der Trolle sie abstieß.
    Obwohl die Verständigung schwierig war, fand Keru immer wieder Gesten, die Viçinia verstand. Die alte Trollin konnte kaum mehr als ein Grunzen zustande bringen, hatte aber anscheinend im Laufe der Zeit einige Gebärden entwickelt, mit denen sie sich mit den anderen Trollen verständigte. Viçinia war dankbar für die Freundlichkeit, die ihr von der stummen Trollin entgegengebracht wurde, zumal sie in starkem Gegensatz zu dem Verhalten vieler anderer Trolle stand. Offensichtlich wurde die Wlachakin von einigen als Wegzehrung betrachtet oder im besten Fall als eine Störung, ein Klotz am Bein, der den Stamm nur unnötig aufhielt. Furcht lag ihr kalt auf dem Herzen, die Furcht, dass Turk dem Drängen seiner Trolle nachgeben könnte und sie einfach gewähren ließ. Zwar beendete der große Troll die Spöttereien über Viçinia immer wieder, doch noch war die Bojarin sich seiner Absichten keineswegs sicher.
    So ging der Marsch ewig weiter, durch ein Labyrinth unter der Welt, das Viçinia so fremd war, dass sie für viele Dinge nicht einmal Namen hatte.
    Erst als Turk irgendwann eine längere Rast verkündete, endete die Tortur, und die Wlachakin sank erschöpft zu Boden. Die Höhle, in der sie Halt gemacht hatten, war eher klein. Dafür war der Boden fast eben, und die Wände funkelten im Pilzlicht der Trolle in einem faszinierenden Grün.
    Dankbar trank Viçinia einen Schluck des Wassers, das Keru ihr reichte. Da wurde ihr unvermittelt der Wasserschlauch entrissen, und die düstere Gestalt eines Trolls ragte über ihr auf.
    »Der Menschling trinkt unser ganzes Wasser!«, brüllte der Troll, in dem Viçinia Drak erkannte. Grimmig hob er den Lederbeutel über sein Haupt. »Wir müssen dauernd rasten! Wir kommen kaum voran. Und sie trinkt und frisst uns alles weg!«
    Stille trat ein, als die lauten Worte in der Höhle verhallten. Alle Augen waren auf Viçinia und Drak gerichtet. Langsam erhob sich die Wlachakin. Die Muskeln des Trolls arbeiteten unter seiner Haut, als er den Schlauch zu Boden schleuderte und die Fäuste ballte. Er zog die Lippen zurück und fletschte die Zähne. Seine großen Hauer waren nur eine Handbreit von Viçinias Gesicht entfernt, und sein beißender Atem schlug ihr ins Gesicht. Das ist es, dachte die Wlachakin und spürte eine seltsame Leichtigkeit in ihrem Kopf. Hier endet Viçinia cal Sares. Erschlagen von der Hand eines Trolls. Der Gedanke hätte sie erschrecken sollen, doch er drang kaum durch ihre allumfassende Müdigkeit. Die Gefahr schien ihr weit weg zu sein. Die ganze Welt war ihr fern, unwichtig, nicht mehr als ein Blinzeln, sofort vergessen.
    »Halt dein großes Maul!«
    Mit Turks Stimme kehrte Leben in Viçinia zurück. Neben sich sah sie Keru, die sich vor Drak aufbaute. Der

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