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Die Schlacht um Tripple Sun

Die Schlacht um Tripple Sun

Titel: Die Schlacht um Tripple Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Material. Eine Beule bog sich nach innen.
    Ist es nicht so, dass in Augenblicken wie diesen das gesamte Leben an einem vorbeiziehen soll?
    Er schloss die Augen. Die letzten klaren Gedanken, die letzten Atemzüge.
    Ein Strand erschien vor Rudenkos Augen. Er war auf Marina III aufgewachsen, einer subtropisch geprägten Wasserwelt mit sehr langsamer Eigenrotation, 52 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein Tag war länger als ein irdisches Jahr gewesen.
    Die Erinnerung an idyllische Tage unter einer rot-weißen Doppelsonne beherrschte ihn nun, so kurz vor dem Ende. Seine Eltern hatten ein Sammelschiff für eiweißreichen Riesentang betrieben, der als Grundbestandteil von Syntho-Steaks diente und in die Industriezentren der benachbarten Welten transportiert und teuer verkauft wurde.
    Aber die Idylle der Kindheit war jäh zu Ende gewesen, als die Kolonie aufgegeben worden war und die menschliche Bevölkerung das System verlassen hatte. Das Sicherheitsrisiko sei zu groß, so die offizielle Begründung der Behörden. Jahre später war das Marina-System erneut von Menschen besiedelt worden, nachdem das Star Corps gegründet worden war.
    Von nun an hatte den Solaren Welten eine bewaffnete Macht zur Verfügung gestanden, um auch entlegene Kolonien sichern zu können. Zumindest theoretisch, denn es vergingen noch Jahre, ehe die Mitgliedswelten der Solaren Welten bereit gewesen waren, das Star Corps of Space Defence auch so auszustatten, dass es zumindest ansatzweise in die Lage versetzt wurde, seine Aufgaben zu erfüllen.
    Der Exodus von Marina III hatte Rudenko gezeigt, wie wichtig ein Mindestmaß an Zentralgewalt für die Solaren Welten war. Deshalb hatte er sich als junger Mann dem Star Corps angeschlossen.
    Vielleicht hätte ich etwas bewegen können. Aber wie es scheint, ist die Karriere des jüngsten Admirals in der Geschichte des Star Corps hier und jetzt zu Ende.
    Er blickte aus dem Sichtfenster der Rettungskapsel und starrte in die dichte Methanatmosphäre. Zuerst glaubte er an ein Produkt seiner Fantasie, als er es wie aus dem Nichts auftauchen sah. Es bewegte sich sehr langsam, wie in Zeitlupe. Die starken Gravitationskräfte in Verbindung mit dem Hohen Druck zwangen es dazu. Sein Körper hatte eine kompakte, feste Struktur. Neun stabil wirkende Beine, die jeweils dreifach gegliedert waren, sorgten für die Fortbewegung.
    Rudenko fühlte sich unwillkürlich an ein Insekt oder spinnenartiges Wesen erinnert. Es kroch in Zeitlupentempo auf die Rettungskapsel zu.
    Rudenkos Lebensgeister waren augenblicklich wieder geweckt. Die Agonie des Todes, die ihn zwischenzeitlich befallen hatte, war wie weggeblasen.
    Leben – an einem Ort wie diesem! Dass so etwas möglich ist.
    Immer kürzer wurde die Distanz zu dem Wesen. Der Blick durch die sehr dichte Atmosphäre glich in etwa demjenigen durch eine Flüssigkeit. Es war für Rudenko nicht leicht, Einzelheiten zu erkennen.
    Der Körper des Wesens wies keine äußerlich erkennbaren Sinnesorgane auf. Weder Augen noch eine Mundöffnung oder eine Öffnung zur Abgabe von Ausscheidungen.
    Jetzt auch noch zu verlangen, dass es sich bei diesem unansehnlichen Biest um ein intelligentes, vernunftbegabtes Wesen handelt, das mir aus der Patsche helfen kann, ist ohnehin verrückt.
    Damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Trotzdem sann der Admiral darüber nach, wie er dieses Tier für seine Zwecke benutzen konnte.
    Alles, was ich erreichen kann, ist eine Verlängerung meiner Qual. Aber gilt das nicht ohnehin für das Leben im Allgemeinen?
    Jeder Augenblick bewusste Existenz erschien Rudenko auf einmal unvergleichlich wertvoll zu sein. Er überlegte, was er tun konnte.
    Nichts. Die meisten Systeme der Rettungskapsel funktionieren gar nicht mehr.
    Rudenko fielen die Außenmikrofone der Kapsel ein. Ob sie noch funktionierten, wusste er nicht, aber fest stand, dass sich Schallwellen in einer so dichten Atmosphäre hervorragend übertrugen. Möglicherweise hatte das vielbeinige Etwas, dass da mühsam über den zerklüfteten und zerfurchten Boden kroch, ja ein Organ, um sie zu empfangen.
    Darüber, ob diese Kontaktaufnahme tatsächlich dazu beitrug, sein Leben zu retten oder doch eher dazu, es schneller zu beenden, dachte der Star-Corps-Admiral in diesen Augenblicken nicht weiter nach. Es musste etwas geschehen, das die Situation in irgendeiner Weise veränderte – sie konnte nur besser werden.
    Rudenko aktivierte die Außenmikros und begann damit zu sprechen. Wirres Zeug. Wörter, die ihm gerade

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