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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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über die Decke und die Wände ausbreitete. Einen Augenblick später glühte neben ihr ein flimmerndes, düsterrotes Licht auf, und als Charity überrascht herumfuhr, sah sie, daß Kyle wieder seine kleine Waffe gezogen hatte. So harmlos die winzige Pistole aussah, so verheerend war ihre Wirkung. Der fächerförmige Lichtstrahl verwandelte einen großen Teil der Decke samt der Spinnen darauf in pulverfeinen, grauen Staub, der in trägen Wolken zu Boden fiel. Kyle schwenkte den Strahl zur Seite, vernichtete auch die zweite Hälfte der Spinnenarmee auf der linken Seite der Gangdecke und schaltete von Dauer- auf Einzelfeuer um, um auch die wenigen überlebenden Angreifer zu erledigen, die sich mit wirbelnden Beinen die Wände herabgeflüchtet hatten. »Vorsicht! Hinter dir!« Es dauerte eine halbe Sekunde, bis Charity begriff, daß Skudders Schrei nicht ihr galt. Erschrocken fuhr sie herum und sah, daß sich drei oder vier der haarigen schwarzen Beinbälle Kyle von hinten näherten. Sie hob ihre Waffe, zielte kurz und tötete zwei von ihnen mit einem grellen Lichtblitz. Den dritten erlegte Skudder mit einem kurzen, genau gezielten Laserschuß, aber das vierte und letzte Ungeheuer war bereits zu nahe heran, als daß sie es wagten, darauf zu schießen. Mit einer wirbelnden Bewegung erreichte es die Decke über Kyle und ließ sich lautlos auf ihn herabfallen. Ein halbes Dutzend seiner langen, gelenkigen Beine krallten sich in Kyles Schulter, während seine Zähne begannen, lange, blutige Kratzer in seinen Nacken und seine Wange zu reißen. Kyle schien den Angriff nicht einmal zu spüren; zumindest beachtete er ihn nicht. Beinahe ungerührt stand er mit leicht gespreizten Beinen da, hielt seine Waffe mit ausgestreckten Armen und zielte sorgfältig auf die wenigen, vereinzelten Monster, die dem roten Licht bisher entkommen waren. Mit einem Fluch war Skudder bei ihm, packte das Ungeheuer mit bloßen Händen und schleuderte es gegen die Wand. Hilflos glitt es daran herunter, blieb eine Sekunde lang reglos liegen -und sprang dann hoch, um auf  wirbelnden Beinen davonzurasen. Skudder setzte ihm mit einem Fluch nach und zertrat es. Die Tunneldecke bot ein Bild der Verwüstung. Die Laserspuren glühten noch immer dunkelrot, und hier und da waren gewaltige, gezackte Löcher in der Decke entstanden; an einigen Stellen züngelten Flammen, und die meisten der roten Lichter waren erloschen. Ein paar brennende Kadaver waren alles, was von der lautlosen Armee übriggeblieben war. Charity drehte sich zu Kyle herum und musterte ihn einen Moment lang besorgt. Gesicht, Nacken und Schultern des jungen Megamannes bluteten, auch seine Jacke hing in Fetzen. Aber seine Wunden schlossen sich bereits wieder. Charity wußte, daß er in wenigen Minuten seine Verwundung vollkommen geheilt hatte. Kyle blickte mit großer Konzentration in die Richtung, aus der die lautlose Armee aufgetaucht war. »Wir müssen weg hier. Das war nur die Vorhut der Beutejäger.« »Wir können nicht zurück«, sagte Charity. »Dort lauern die Ratten auf uns.« »Vielleicht finden wir eine Abzweigung«, antwortete Kyle. »Oder wir schaffen es bis zur Treppe. Sie werden wiederkommen. Und nicht nur sie, glaub mir.« Der Ernst, mit dem er diese Worte aussprach, beseitigte Charitys letzte Zweifel. Ohne ein weiteres Wort ergriff sie Helens Arm, legte ihn sich über die Schulter und lief los. Sie schafften es nicht. Sie hatten nicht einmal die halbe Strecke bis zur kleinen Schleusenkammer zurückgelegt, als Kyle plötzlich einen warnenden Ruf ausstieß und stehenblieb. Charity sah sich im Laufen um. Kyle hatte seine Waffe wieder gezogen und gestikulierte ihr mit der anderen Hand zu, weiterzurennen. »Nicht stehenbleiben!« schrie er. »Ich versuche, sie aufzuhalten.« Charity versuchte, in der dunkelroten Dämmerung hinter dem Megamann irgend etwas zu erkennen, sah aber nichts. Dann schien auf einmal der gesamte Gang hinter Kyle zu brodelndem schwarzem Leben zu erwachen. Im ersten Moment dachte Charity, es wäre eine neue Armee der Spinnenwesen, die herangerast kam, aber es waren nur sehr wenige Kreaturen, die sich näherten. Offensichtlich hatte Kyle die meisten vernichtet. Nein, eine riesige schemenhafte Gestalt schob sich heran, eine einzige, gewaltige Masse, die wabernd näher kam, wie eine Lawine aus schwarzem, nassen Fleisch, die ihre Gestalt in jeder Sekunde veränderte und immer wieder auseinanderzufließen schien. Charity hob ihre Waffe, gab einen

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