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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einzelnen Schuß ab und registrierte verblüfft, daß der grelle Lichtblitz wie von einem gewaltigen Schwamm aufgesogen wurde. Nur eine winzige, rauchende Stelle blieb zurück; und auch sie verschwand fast sofort, als sich jetzt das Fleisch an dieser Stelle bewegte und eine neue, unversehrte Schicht über dem verbrannten heranwachsen ließ.  »Lauft!« brüllte Kyle. «Das hat keinen Sinn! Es ist immun gegen Strahlen!« Trotz dieser Worte hob er seine eigene Waffe und gab einen Schuß auf den wandelnden Fleischberg ab. Das rote Licht ließ einen fast mannsgroßen Bereich der widerwärtigen Masse in grauem Staub explodieren, aber sein Vormarsch wurde dadurch nicht aufgehalten. »Lauft!« schrie Kyle noch einmal. »Ich versuche, es aufzuhalten!« Charity begriff, daß es Kyles sicherer Tod war, wenn er versuchte, sich dem Ungeheuer in den Weg zu stellen. Und doch blieb ihnen keine andere Wahl. Mit einer entschlossenen Bewegung drehte sie sich herum - und erstarrte erneut mitten im Schritt. Keine zehn Schritte von ihr entfernt, funkelten sie im trüben Licht eine Unzahl gieriger, roter Augen an.  
    Die Ratten!
    Neben ihr schrie Helen gellend auf. Charity preßte das Mädchen instinktiv fester gegen sich und hob ihre Waffe, entschlossen, ihrer beider Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, als die Armee gewaltiger Ratten wie auf ein gemeinsames Kommando hin loszustürmen begannen. Sie wußte, daß sie keine Chance hatten. Es mußten Tausende der gierigen Bestien sein, die aus der Tiefe des unterirdischen Ganges kamen! Eine halbe Sekunde, bevor die Rattenarmee sie erreichen und von den Füßen reißen konnte, teilte sich die braungraue Flut. Eine schmale Gasse entstand, als die Tiere zur Seite wichen, und Charity sah fassungslos zu, wie sich die Front der Ungeheuer auch vor Skudder, Net und dem Gnom teilte, die sich wenige Schritte neben ihr schützend aneinandergepreßt hatten!  »Um Gottes willen - nicht schießen!« schrie sie. »Schießt nicht!« Mit einer Mischung aus Entsetzen und Staunen beobachtete sie, wie die pfeifende, quiekende Flut sich Kyle näherte, sich vor ihm abermals teilte - und sich mit verbissener Wut auf das schwarze Monster stürzte, das aus der anderen Richtung herangestürmt kam! Im ersten Moment schien es, als könnten nicht einmal die Ratten es aufhalten. Die ersten fünf, sechs Reihen der angreifenden Nager verschwanden unter dem formlosen Körper des Monstrums, ohne daß es ins Straucheln geriet. Doch immer mehr Ratten drängten nach - und stürzten sich mit einer Wut auf das Ungeheuer, die Charity schaudern ließ. Fingerlange Zähne rissen und zerrten an dem schwarzen Fleisch; immer mehr Tiere sprangen mit schrillen Pfiffen das sich windende Monster an, ehe sie selbst verschlungen wurden. Doch schließlich wurden die Bewegungen des Kolosses langsamer. Er kroch und waberte noch immer auf sie zu, aber nicht mehr so schnell und fließend, sondern mit ruckhaften, zuckenden Bewegungen, kein lautloses, rasches Gleiten mehr, sondern eher ein Aufbäumen - das schließlich zu einem Rückzug wurde! Selbst seinen schier unerschöpflichen Regenerationskräfte waren Grenzen gesetzt. Die Ratten rissen immer größere Stücke aus seinem formlosen Leib heraus, die sie auf der Stelle aufzufressen begannen, Wunden schlossen sich jetzt nicht mehr, sondern blieben große, zuckende Löcher mit pulsierenden Rändern. Das Unwesen tötete die teuflischen Nager noch immer, aber für jede Ratte, die es verschlang, schienen zehn neue aufzutauchen, die sich mit einer bestialischen Wut auf ihren Gegner stürzten. Langsam begann sich das gewaltige, formlose Ungeheuer zurückzuziehen. Sein Gleiten wurde wieder schneller, und obwohl Charity inmitten der wimmelnden, braungrauen Masse aus riesigen Körpern kaum noch etwas von ihm erkennen konnte, hatte sie doch das Gefühl, daß sich seine Haut veränderte - es schien den Ratten jetzt sehr viel schwerer zu fallen, sie mit den Zähnen zu verletzen. Vorsichtig wandte Charity den Kopf und sah den Gang hinab. Der Strom gigantischer Ratten ließ allmählich nach. Sie hob vorsichtig die Hand und gab den anderen ein Zeichen. Skudder erhob sich behutsam und begann, sich Schritt für Schritt zurückzuziehen, wobei er versuchte, Net und den Gnom hinter sich zu halten. Auch Charity und Kyle bewegten sich vorsichtig. Ihr Fuß streifte eine Ratte. Das Tier fuhr mit einem ärgerlichen Zischen herum, bleckte ein ehrfurchtgebietendes Haifischgebiß und starrte sie aus

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