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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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legte die Plakette mit einem Nicken auf den Schreibtisch zurück. »Das stimmt«, sagte er gelassen. »Wie lange sind Sie schon wach?« Diesmal war Charity wirklich überrascht. »Sie ... wissen es?« »Selbstverständlich«, antwortete Hartmann in leicht beleidigtem Tonfall. »Diesem Ausweis nach sind Sie sechsundachtzig Jahre alt, Captain Laird. Aber Sie sehen nicht so aus. Ich ...« Er brach ab, runzelte abermals die Stirn und sah sie mit neuem Interesse an. »Laird ...« wiederholte er in verändertem, nachdenklichem Tonfall. »Charity Laird ... Sie waren damals diejenige, die das Sternenschiff entdeckt hat.« »Ich gehörte zur ersten Expedition, da haben Sie recht.« Sie blickte Hartmann mit einem humorlosen Lächeln an. »Manche behaupten, ich hätte es geholt.« »Was für ein Unsinn«, sagte Hartmann. »Sie sind in einen Schlaftank entkommen. Wie viele außer Ihnen haben es noch geschafft?« Charity antwortete nicht sofort. »In unserer Basis ... niemand. Niemand außer mir. Es war reines Glück.« Sie überlegte einen Moment, ob sie ihm von Stone erzählen sollte, entschied sich dann aber dagegen. »Glück?« Hartmann lachte leise und nicht sehr humorvoll. »Nun ja ... Aber lassen wir das. Ihre Basis?« »Survival Station 01«, erklärte Charity. »Der Regierungsbunker.« Sie machte eine fragende Handbewegung, die den ganzen Raum einschloß. »Was ist das hier? Etwas Ähnliches?« Hartmann überging die Frage. »Seit wann sind Sie wach? Und wie kommen Sie hierher nach Deutschland?« Etwas an Hartmanns Art irritierte Charity. Trotz seiner Kälte und Sachlichkeit wirkte er nicht unfreundlich. Doch Charity glaubte zu spüren, daß der Mann innerlich vor Nervosität fast krank war. »Das ist ... eine ziemlich lange Geschichte«, antwortete sie ausweichend. »Ich erzähle sie Ihnen gern, aber vielleicht nicht jetzt. Was ist mit meinen Begleitern?« »Ihnen fehlt nichts«, sagte Hartmann. Zu ihrer Überraschung verzichtete er darauf, abermals eine Erklärung von ihr zu verlangen, sondern fügte hinzu: »Die meisten von ihnen sind noch bewußtlos. Sie sind die einzige, die bereits wach ist - außer diesem Jungen.« »Kyle?« »Wer ist er? Ein Dreckfresser?« »Ich weiß nicht genau, was Sie mit diesem Wort meinen«, antwortete Charity scharf. »Er ist ein Freund.« »Ein Freund? Hat man Ihnen noch nicht gesagt, daß man sich heutzutage seine Freunde genau anschauen sollte?« Er hob befehlend die Hand, als Charity abermals auffahren wollte, und fuhr in nur leicht gemäßigterem Ton fort. »Bitte verzeihen Sie, Captain Laird, wenn ich etwas grob erscheine. Aber Sie werden mich verstehen, wenn Sie mir zuhören. Wir haben im Moment eine etwas...« Er zögerte. »Eine etwas angespannte Situation«, sagte er schließlich. »Und ich muß wissen, was Sie damit zu tun haben. Dieser Bombenangriff heute morgen - hat er mit Ihnen zu tun?« Wieder flüsterte eine innere Stimme Charity zu, daß es vielleicht besser war, nichts zu sagen. Aber die gleiche innere Stimme erklärte ihr auch im gleichen Moment, daß Hartmann kein Mann war, den man so ohne weiteres belügen konnte. »Ich fürchte, ja«, sagte sie. »Das galt uns.« »Warum?« schnappte Hartmann. »Ich vermute«, erwiderte Charity spöttisch, »die Ameisen schätzen es nicht besonders, wenn man ihnen ihre Gleiter stiehlt.« Hartmann zog überrascht die linke Augenbraue hoch, antwortete aber nicht sofort, sondern lehnte sich bequemer in seinem Sessel zurück und legte die gespreizten Finger  gegeneinander. »Sie waren in diesem Gleiter, der abgeschossen wurde?« »Sie scheinen ziemlich gut informiert zu sein, Herr Leutnant«, sagte Charity. Hartmann lächelte kalt. »Das ist der Grund, aus dem wir hier unten noch leben. Aber einen Gleiter zu stehlen ist in meinen Augen noch kein ausreichender Grund, eine halbe Stadt mit Atombomben einzuäschern.« »Ich sagte Ihnen bereits«, erwiderte Charity vorsichtig, »es ist eine lange Geschichte.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Ausweisplakette, die noch immer vor Hartmann auf dem Schreibtisch lag. »Sie hat etwas damit zu tun. Kann ich sie wiederhaben?« Sie streckte die Hand aus, zögerte einen Moment und führte die Bewegung erst zu Ende, als Hartmann mit den Augen ein Kopfnicken andeutete. Ohne einen konkreten Grund dafür angeben zu können, fühlte sie sich sicherer, als sie die winzige Plakette wieder an der Kette um ihren Hals befestigte. Der Intercom-Schirm an der Wand

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