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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Fahrspuren. Dann niedergetrampelte Erde. Reifenspuren in alle Richtungen. Ein Bauzaun quer. Wenn Ingo nicht mit der Polizei reden wollte, dann würden sie die Unterstützung von den Opferhilfen nicht bekommen können. Keine Aussage. Kein Opfer. Keine Opferhilfe. Ginos Mutter hatte die Hände am Rücken ineinandergelegt. Sie schaute auf den Boden. Das mache ihr große Sorgen. Könne sie, Amy, nicht mit Ingo reden. Sie gingen zur Straße zurück. Schwiegen.
    Das handy von Ginos Mutter muhte. Ginos Mutter fühlte sich als Münchnerin dazu verpflichtet. Das Muhen von Kühen als Klingelton. Das handy muhte aus der Handtasche von Ginos Mutter. Die hörte es nicht gleich. Dann wühlte sie aufgeregt nach dem handy in der Handtasche und fand es lange nicht. Sie stand daneben. Sie hätte der Frau die Tasche aus der Hand reißen wollen. Das handy herausfischen. Sie biss sich auf die Lippen. Schaute zu den Bergspitzen hinauf. Ginos Mutter sprach ins handy. Sie wurde wütend. Fragte immer wieder. »Hallo.« und »Wer ist da.«. »Wer spricht denn. So sagen Sie doch etwas.« Dann hielt sie das Telefon weit weg. Blinzelte. Drückte herum. Richtete sich auf. »Es ist alles in Ordnung. Er ist im Aufwachraum, und ich kann in einer halben Stunde zu ihm.«
    Ginos Mutter lief zum Klinikum zurück. Sie lächelte. Sie schwenkte die Tasche und lachte sie an. Sie wolle in seinem Zimmer warten. Sie müsse den Vater anrufen. Sie zog wieder die Schultern hoch. Das wäre leider notwendig. Aber er zahle dazu. Das Einzelzimmer. Die Frau seufzte.
    Sie waren rasch zurück. Auf dem Parkplatz. Ginos Mutter hatte das handy am Ohr. Sie winkte ihr. Deutete ihr, dass sie mit dem Auto wegfahre, aber wiederkäme. Gegen Abend. Ginos Mutter beendete die Verbindung. Sie habe Amy nicht vertreiben wollen. Aber ins Aufwachzimmer. Da durfte immer nur ein Angehöriger hinein. Hygienevorschriften. Überall. Sie habe jetzt genügend Erfahrung mit Aufwachzimmern. Sie kenne sich jetzt genau aus. Die Frau sah verloren um sich. Was solle Amy machen. Der Ingo wäre sicher erst am Nachmittag wieder in seinem Zimmer.
    Sie umarmte Ginos Mutter. Sie solle ihrem Ingo einen Kuss von ihr geben. Ihren Ingo von ihr grüßen. Sie käme dann am Nachmittag. Am Abend. Bis Gino wieder lustiger wäre. Sie freue sich, dass das jetzt einmal vorbei wäre. Sie melde sich. Ginos Mutter habe ja ihre Handynummer. Sie solle es gut machen. Ginos Mutter hielt sie fest. Kurz. Dann ging sie durch den Eingang davon. Sie schaute schon wieder auf ihr Telefon und hielt es dann ans Ohr.
    Im Auto war es heiß. Sie schob ihre Tasche auf den Beifahrersitz und ließ sich fallen. Wie fuhr sie jetzt am besten nach Kötzting. Über München. Wahrscheinlich über München. Von hier aus Murnau gab es keinen anderen Weg. Die Berge versperrten alle anderen Richtungen. Wahrscheinlich konnte sie über Bad Tölz auf die Autobahn nach Salzburg und von da nach Passau. Aber das war wahrscheinlich ein Umweg. Der Range Rover hatte kein GPS . Sie konnte den Weg auf ihrem iPhone finden. Aber sie war zu ungeduldig, da herumzusuchen. München. Das würde angeschrieben sein. Sie wollte Schilder. Große, riesige Schilder. Autobahnbreite Schilder, denen sie folgen konnte. München. München Flughafen. Landshut. Deggendorf. Regen. Von da an fand sie den Weg selber. Sie startete. Benzin. Sie musste tanken. Die Tankanzeige. Der Zeiger begann sich zu bewegen. Sie musste auf dieser Autobahn München–Deggendorf tanken. Auf dieser Autobahn. Da war das Fahren so langweilig, dass Tanken sowieso als Unterhaltung gelten konnte. Sie fuhr an. Sie war froh, den Range Rover vom Onkel Schottola zu haben. Sie saß so hoch oben. Sah die Welt ausgebreitet vor sich. Saß nicht so tief am Grund der Straße wie mit dem Kia.
    Aus Murnau hinaus war es einfach. Das Klinikum gleich an der Ausfahrtstraße. Sie wunderte sich dann doch. Sie hatte gedacht, es ginge eher nach Westen. Die Autobahn war aber in Richtung Osten angezeigt. Nach rechts. 5 km. Sie fuhr durch die sanften Hügel zwischen den Vorgebirgen. Wiesen. Wälder. Felder. Häuschen. Wiesen. Felder. Viele Häuschen. Ortschaften. Alles grün. So knapp vor dem Herbst alles dunkelgrün. Hinter Gartenzäunen Geranien. Rosen. Späte Hortensien. Die ersten Dahlien. Die Farben im Vorbeifahren aufblitzend. Dann wieder grün. Die Straße in langen Kurven.
    Die Autobahn. Der Verkehr dicht. Es ging auf Mittag zu. Sie musste sich rechts einordnen. Dieser alte Range Rover verbrauchte so viel Benzin. Wenn

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