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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Zimmer.
    Sie verschloss die Balkontür. Die Zimmertür. Sie lief noch einmal ins Zimmer zurück. Holte ihre Handtasche. Wenn man nicht wissen konnte, wer da herumging. Sie eilte der Frau nach. Ging neben ihr den Gang hinunter. Die breite Stiege in die Halle. Sonnenlicht durch das Glasdach. Die Sonne schräg. Der Staub auf den Blättern der großen Topfpflanzen. Sie griff nach einem der Blätter. Im Vorbeigehen. Es waren lebende Pflanzen. Sahen aus wie Seidenblumen. Ginos Mutter ging sehr rasch. Sie durchquerten die Halle. Ginos Mutter ging im Bistro ganz nach hinten. In den tiefen Schatten, wo der obere Stock über das Atrium hereinragte. Sie könne jetzt nicht in der Sonne sitzen, sagte sie. Noch dazu, wo das eine Glashaussonne sei. Sie schaute auf die Tischplatte. Sie sei doch keine Glashausblume. Wie man das machen könne. So viel Sonne, und dann war man doch im Haus drinnen.
    Die Kellnerin kam. Kaffee. Orangensaft. Ginos Mutter nahm Orangensaft. Sie bestellte ein Brötchen mit Butter. Sie hätte noch gar nichts zu essen gehabt. Die Wirtin in der Pension Feichtinger. Die hätte ihr zugeredet. Aber es wäre nicht gegangen. Sie sagte das alles aber nur, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. Weil sie etwas aß. Sie sollten Krankenwache halten. An Gino denken. Wie er gerade operiert wurde. Aber sie konnte sich nicht an seine Stelle denken. Er war ja bewusstlos. Spürte nichts. Hoffentlich. Er war jetzt auch nur ein Auto, das gerichtet wurde. Eine Maschine. Ein Maschinchen. Gino war ein Maschinchen. Ginos Mutter hatte schon recht. Es war zu hell. Die Sonne blendete. In der Halle draußen. Sie waren die einzigen im Bistro. Die ersten. Die Kellnerin schaltete die Kaffeemaschine erst an. Mahlte Kaffee. Ließ Wasser ein. Kontrollierte die Druckanzeiger. Sie sahen ihr zu.
    Ob sie eine Zeitung besorgen solle. Sie stand auf. Nein, sagte Ginos Mutter. Sie könne keine Zeitung lesen. Wie solle sie jetzt Zeitung lesen. Ginos Mutter beugte sich über den Tisch. Stützte ihre Ellbogen auf. Hielt ihren Kopf. Wie lange das weitergehen würde. Jetzt hier schon das zweite Mal. In Cham die allererste Operation. In München eine. Ihr Ingo würde jetzt das vierte Mal operiert. Das rechte Knie bräuchte sicher noch ein weiteres Mal. Das hatte der Professor schon gesagt. Ihr Bub. Wie sollte der das aushalten. Die Frau hielt ihren Kopf mit beiden Händen. Presste ihren Kopf zwischen ihren Händen zusammen. Die Finger weiß vom Drücken. Sie ließ den Kopf los und wandte sich an sie. »Sie wissen.« Sie hielt ihren Kopf nah an ihr Gesicht. »Sie wissen.« Sie sagte das drohend. Böse. Vorwurfsvoll. »Sie wissen. Die haben ihm das Knie zerschlagen. Wissen Sie das. Zerschlagen. Systematisch zerschlagen.« Die Frau wandte sich wieder ab. Hielt den Kopf. »Mein Ingo. Mein armer, armer Ingo.« Die Frau flüsterte. Wiederholte ihr Geflüster. Immer wieder. Ihr armer Ingo. Wie es das geben könne.
    Sie lehnte sich zurück. In der Halle. Hinter der Glaswand des Bistros. Vor der Auskunft. Eine Gruppe hatte sich angesammelt. Zwei Frauen gingen die Stiegen hinauf. Redeten. Gingen langsam. Sie blieben immer wieder stehen und erzählten einander etwas. Die Glaslifte. Personen entschwebten hinauf. Ließen sich heruntertragen. Krankenschwestern. Pfleger. Sie gingen nach rechts hinten. Kamen von da. Querten die Halle. Trugen Papiere. Schlüssel. Eilig und absichtsvoll. Eine Putzfrau schob einen breiten Wischmopp vor den Liften hin und her. In der Mitte des Atriums ein Pflanzenbecken. Bänke rundherum. Leute saßen da. Setzten sich. Standen auf. Mit Stöcken. Krücken. Rollatoren. Gehgestellen. Alle in hellblau und weiß gestreiften Anstaltsmänteln. Kamen in das Bistro. Holten Kaffee in Bechern. Gingen hinaus. Setzen sich.
    Sie sagte nichts. Konnte nichts sagen. Ginos Mutter saß vorgebeugt. Die Arme aufgestützt. Ihr Gesicht in den Händen begraben. Sie daneben. Sie konnte nichts sagen. Sie hatte ja auch nicht daran glauben können, dass es ein Autounfall gewesen war. Dass sie aber jetzt, nachdem Ginos Mutter es gesagt hatte. Dass es da mit einem Mal klar war. Sie schaute auf das Treiben hinaus. Sie wunderte sich nicht. Sie war kalt. Innen. Kalt.
    Der Orangensaft wurde vor sie hingestellt. Der doppelte Espresso. Es habe so lange gedauert, weil die Maschine erst warm werden hätte müssen. Die Kellnerin schaute Ginos Mutter besorgt an. Dann sie. Das Brötchen käme auch gleich. Die Kellnerin ging. Ginos Mutter setzte sich auf. Sie begann in ihrer Tasche

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