Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
Vom Netzwerk:
dann knallte er auseinander. Sie flog nach hinten. Das Band irgendwie erwischt. Der Mann auseinandergefaltet. Stöhnte. Sie lag im Schnee. Auf dem Rücken. Sie schaute in den Himmel. In die Sonne. Wenn sie die Augen zumachte. Erfror sie dann. Es war friedlich. Die Watte überall. Musste sie in die Sonne schauen. Genügte nicht der Himmel. Wo war der aber. Es gab nur Sonne. Das war nicht schön. Sie schloss die Augen. Das grelle Licht vom Schnee durch die Lider. Aber es war schöner. Schwebend. Schwebender. Betrunken. Sie war vollkommen betrunken. Sie musste lachen.

Dezember.
    Die Sonne schien noch. Über dem Schnee auf den Hügeln draußen rosiger Dunst. Die Hänge hinab blau. Lichtblau dunstig. Kalt. Sehr kalt und schon grau am Grund. Die Obstbäume schwarzzackig verkrümmt gegen den Schnee. Ragten über den Hügelrand in den Himmel. Wolken zogen vor die Sonne. Weißscheinend und dunkelgraue Fetzen. Rotbrennend am Rand. Die Sonne. Das Licht zwischen den Wolken in Strahlenbündel zerteilt. Das Kirchlein über Kötzting aus der Dämmerung gerissen und in dieses Licht getaucht. Kurz. Die Wolken verschwammen. Die Sonne ein oranger Ball hinter dunklen Wolkenstreifen. Goldglühende Ränder. Das graue Blau aus den Tälern. Stieg auf. Der Himmel dunkelviolettblau. Der Widerschein der Sonne orangefleckig auf den Wolken. Noch lange. Während längst schon die Nacht.
    Sie lag da und sah der Sonne nach. Dass nur keine Leute kämen, dachte sie, und während sie es dachte, musste sie sich vom Eingang wegdrehen. Angst. Sie hatte Angst. Sie hatte Angst, es käme jemand durch den Gang von der Rezeption herunter. Käme in die Poolhalle. Ginge auf sie zu. Sie hätte weinen mögen. Dann wunderte sie sich über dieses Weinen und warum sie es nicht gut fand. Warum sie es nicht gut finden konnte, dass jetzt niemand da war. Dass sie jetzt allein war. Dass sie allein in der Poolhalle lag und das ganze Panorama ihr gehörte. Ihr allein. Dass niemand in dem pool schwamm. Und dass niemand im pool schmuste oder ohnehin fickte. Die Wochenendgäste stürmten das Hotel erst am Freitag und machten sich dann aber gleich daran. Es war Donnerstag, und sie hatte das Hotel für sich allein.
    Gino lachte über sie. Sie solle das alles locker nehmen. Lockerer. Sich nicht darum kümmern. Cool bleiben. Gino. Der verdiente sein Geld damit. Sie. Sie musste hier wohnen. Er. Seine Lockerheit wurde bezahlt. Sie. Sie konnte am Wochenende nicht hierher. Und es war ihr immer gleichgültig gewesen, wie sie angesehen worden war. Bisher. Ihr ganzes Leben war ihr das gleichgültig geblieben. Erst seit sie hier. Seit sie in dieser Welt. Und seit dieser eine Gast. Wie der seine Freundin im pool fast ertränkt hatte, weil er nur auf sie geschaut hatte dabei. Wie er diese Frau von hinten und dabei auf sie gesehen. Und sie war dagelegen. So wie jetzt. Sie hatte nach dem Dampfbad gedöst und war ohnehin in eines von diesen ganz großen Badetüchern eingewickelt gewesen. Und sie hatte ihren Bikini angehabt. Darunter. Sie hatte sich nie nackt hierhergelegt, wie alle anderen das taten. Aber das hatte der Mann nicht wissen können. Gino ritt darauf herum, dass der Mann sich eben eine Phantasie gemacht habe und dass man das doch verstehen müsse. Dass sie das verstehen müsse. Warum aber sollte sie das verstehen. Sie konnte danach überhaupt nicht mehr in die Poolhalle gehen. Am Wochenende. Die Vorstellung, dass dieser Mann. Das war so ein Stämmiger gewesen. Mit Vollglatze. Ein Stammgast. Das Pusten und Strudeln seiner Freundin erst hatte alle aufmerksam gemacht. Ihr Herumschlagen im Wasser. Die Frau hatte sich entwinden müssen. Er hatte sie untergetaucht gehalten beim Ficken. Und dann war er so dagestanden. Die Frau nach Atem ringend am Geländer vom pool hängend und auf ihn einschimpfend. Er wolle sie wohl umbringen, hatte sie gekeucht. Er aber. Er hatte immer noch auf sie geschaut. Auf sie auf dem Ruhebett in ihr Badetuch gewickelt. Sie war aus dem Dösen aufgeschreckt. Vom Wassergeraschel wie von einem Kampf hochgerissen und vom Geschrei der Frau. Sie hatte ihre Augen direkt in seinen Blick aufgemacht. Er war dagestanden und hatte in ihren Blick zu grinsen begonnen. Die Frau war dann auf ihn losgegangen, und er hatte den Blick von ihr abwenden müssen.
    Ein paar Gäste hatten sich sogar beschwert. Der junge Eibensteiner hatte sicherlich ernst genickt dazu. Und die Gäste hatten sich auch nicht darüber beschwert, dass der Mann im pool gefickt hatte. Sie hatten sich

Weitere Kostenlose Bücher