Die-Schnaeppchenjaegerin
erledigen.«
Einen Botengang? Was glaubt er denn, wer ich bin? Wenn er will, dass ihm jemand Kopfschmerztabletten besorgt, soll er eine Sekretärin einstellen.
»Ich weiß nicht recht«, versuche ich, mich herauszureden. »Ich kann hier schlecht weg.«
»Wenn Sie da fertig sind. Das Social Security Select Committee legt um fünf Uhr seinen Bericht vor. Könnten Sie wohl dort vorbeigehen und ihn abholen? Sie können von der Pressekonferenz direkt nach Westminster fahren.«
Was? Entsetzt starre ich auf das Telefon. Nein, ich kann den bescheuerten Bericht nicht holen! Ich muss meine VISA holen! Ich muss mein Tuch kaufen.
»Kann Cläre das nicht machen?«, frage ich. »Ich wollte eigentlich ins Büro zurückkommen und meinen Artikel über...« -Worüber sollte ich diesen Monat schreiben? -»... über Hypotheken fertig schreiben.«
»Cläre ist bei einem Briefing in der City. Und Westminster liegt doch auf Ihrem Heimweg nach Trendy Fulham, oder?«
Philip macht ständig Witze darüber, dass ich in Fulham wohne. Nur, weil er im spießigen Harpenden wohnt.
»Sie können doch einfach eben aus der Bahn springen, den Bericht holen und wieder weiterfahren«, hat er sich gedacht.
Oh, Gott. Mir fallt aber auch gar nichts ein, wie ich mich herausreden könnte. Ich schließe die Augen und denke blitzschnell nach. Eine Stunde hier. Dann im Eiltempo ins Büro, die VISA-Karte holen, zu Denny and George, Tuch holen, nach Westminster düsen, den Bericht holen. Ich könnte es gerade so schaffen.
»Gut«, sage ich. »Überlassen Sie das mir.«
Ich setze mich in dem Moment wieder hin, in dem die Lichter ausgehen und die Worte »Chancen und Möglichkeiten in Fernost« auf der Leinwand vor uns erscheinen. Eine ganze Serie von Bildern von Hongkong, Thailand und anderen exotischen Orten erscheint. Normalerweise hätte mich das zu sehnsuchtsvollen Gedanken an meinen nächsten Urlaub animiert. Aber heute kann ich mich nicht entspannen, ich kann nicht mal über die Neue von Portfolio Week lachen, die sich wie eine Wilde Notizen macht und später wahrscheinlich mindestens fünf Fragen stellen wird, weil sie glaubt, dass sie damit Eindruck macht. Ich mache mir viel zu viele Sorgen um meinen Schal. Was, wenn ich es nicht rechtzeitig zum Laden schaffe? Was, wenn jemand mehr dafür bietet? Der bloße Gedanke lässt Panik in mir aufsteigen. Ist es möglich, den Kaufpreis für ein Dennyand-George-Tuch in der Zeit zwischen der unverbindlichen Einigung über den Preis und dem Abschluss des Kaufvertrages zu erhöhen?
Und dann, gerade, als die letzten Thailandbilder verblassen und die ersten langweiligen Diagramme aufleuchten, habe ich einen genialen Einfall. Natürlich! Ich bezahle das Tuch in bar. Ein bisschen Bargeld in Ehren kann niemand verwehren! Ich kann hundert Pfund aus dem Geldautomaten ziehen, fehlen mir also nur noch zwanzig, und das Tuch gehört mir.
Ich reiße ein Stück Papier aus meinem Notizbuch, schreibe »Kannst du mir £20 leihen?« darauf und reiche es Elly, die immer noch verstohlen ihr Handy am Ohr hat. Ich frage mich, was sie sich jetzt wohl anhört. Kann doch wohl nicht mehr das Horoskop sein, oder? Sie liest den Zettel, schüttelt den Kopf und schreibt zurück: »Leider nicht. Die Scheißmaschine hat meine Karte geschluckt. Ernähre mich zurzeit von Essensmarken.«
Mist. Ich zögere kurz, dann schreibe ich: »Und Kreditkarte? Kriegst es auch wieder, versprochen. Was hörst du da eigentlich?«
Ich reiche ihr den Zettel, als das Licht wieder angeht. Die Präsentation ist vorbei, ohne dass ich ein Wort davon mitbekommen hätte. Die Leute rutschen auf ihren Stühlen herum, und eine PR-Trulla fängt an, Hochglanzbroschüren zu verteilen. Elly legt auf und grinst mich an.
»Liebeshoroskop«, sagt sie und tippt schon die nächste Nummer ein. »Wahnsinnig zuverlässig.«
»Ach, das ist doch alles Blödsinn.« Missbilligend schüttele ich den Kopf. »Ich fasse es nicht, dass du dir so einen Quatsch reinziehst. Und du willst Finanzjournalistin sein?«
»Nein«, sagt Elly. »Du?« Wir fangen an zu kichern, bis irgendeine alte Schachtel von einer überregionalen Zeitung sich zu uns umdreht und uns wütend anfunkelt.
»Meine Damen und Herren.« Eine durchdringende Stimme unterbricht uns und lässt mich aufblicken. Es ist Alicia, die sich ganz vorne aufgebaut hat. Sie hat richtig schöne Beine, stelle ich gallig fest. »Wie Sie sehen, bietet der Foreland >Exotic Opportunities< Investmentfonds einen völlig neuen Zugang zum
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