Die schöne Rächerin
auf den Eigentümer der Lillian-Raines-Schule - Sir Simon Raines höchstpersönlich unterhielt sich mit Dalton.
Collis lächelte und machte sich auf den Weg. Genau die Männer, die er hatte sehen wollen.
2
Als Rose damit fertig war, Kurt beim Wegsperren der Pistolen zu helfen - weil Kurt, wie sie vermutete, jede Gelegenheit nutzen wollte, sie an den Umgang mit Waffen zu gewöhnen - betrat Collis mit Lord Etheridge und Sir Simon die Arena. Sir Simon Raines war vor Lord Etheridge der Spionagechef des Liar’s Club gewesen und leitete jetzt, zusammen mit seiner Frau Agatha, die Academy. Jetzt nickte Sir Simon und ließ die beiden Etheridges ins Gespräch vertieft zurück.
Collis trug nur ein Handtuch über den breiten nackten Schultern. Er sah absolut hinreißend aus. Rose zwang sich wegzusehen. Die Strohpuppen sahen heute Abend doch wirklich reizend aus.
Sie schaute wieder nach Collis. Ja, immer noch hinrei ßend.
Seite an Seite sahen er und Lord Etheridge eher wie Brüder aus. Dalton Montmorency, der ältere, ernsthaftere und Collis Tremayne der jüngere, schneidigere.
»Schuft«, flüsterten die jungen Damen der Aristokratie, wenn sie fasziniert und sehnsüchtig von Collis Tremayne sprachen. »Lebemann. Herzensbrecher.«
»Charmeur.«
Es gab unglücklicherweise jede Menge Gelegenheiten, Collis dabei zuzusehen, wie er schlicht jede Frau becircte, die seinen Weg kreuzte. Sogar sie selber.
Sie erinnerte sich an das erste Mal, als er ein paar Wochen nach Roses eigener Ankunft im Liar’s Club aufgetaucht war - Rose schüttelte bei der Erinnerung an das verschüchterte Wesen, das sie vor ein paar Monaten noch gewesen war, den Kopf. Collis hatte, ungefähr so wie jetzt, mit seinem Onkel zusammengestanden, der ihm den Club gezeigt hatte. Dann hatte er sich, mit einem Lächeln, das ihre Knie in Wasser verwandelt hatte, zu ihr umgedreht und sie mit einer lasziven Bewegung eines Fingers zu sich gelockt.
Sie hatte gehorcht - aus Gewohnheit und aus der tiefsten Bezauberung heraus, die sie je empfunden hatte. Seine wolkengrauen Augen hatten sie herzlich angestrahlt und sein Lächeln hatte von süßen Vertraulichkeiten gesprochen, von denen Rose nur träumen konnte. Er war so schön und gut aussehend gewesen, so elegant verwegen, so -
»Holen Sie mir einen Tee, Süße?« Er hatte sie mit seinem patentierten Dahinschmelz-Grinsen angesehen.
Die eiskalte Erkenntnis hatte Roses Bezauberung in einer Sekunde erstickt. Sie hatte erstarrt dagestanden, war zu entrüstet gewesen, um sich umzudrehen und zu gehen. Sie war erst wenige Wochen im Club gewesen, hatte aber bereits erwartet, wie eine Ebenbürtige behandelt zu werden. Dummes Mädchen!
Lord Etheridge hatte damals auf ewig ihr Herz und ihre Loyalität gewonnen, weil er seinen Neffen finster angesehen hatte. »Rose ist keine Bedienung. Sie ist Schülerin der zweiten Klasse.« Die Lippen seiner Lordschaft hatten gezuckt. »Also eine Klasse weiter als du.«
Worauf das Grinsen aus Collis Tremaynes schönem Gesicht geschwunden war. Ein wahrlich süßer Augenblick. Rose hatte kurz geknickst, war gegangen und hatte Collis Tremayne mit offenem Mund und ganz ohne Tee zurückgelassen.
Unglücklicherweise war Collis bald in ihre Klasse aufgeschlossen. Rose war anfangs schließlich weit zurück gewesen. Jetzt kämpften sie beide Seite an Seite darum, vollwertige Mitglieder des Clubs zu werden.
Rose hatte ihr Leben lang nicht so hart gekämpft, nicht einmal gegen Mr. Wadsworth. Collis hingegen schien kaum etwas tun zu müssen, vom Nahkampftraining einmal abgesehen. In dieser Disziplin war Rose ihm voraus, zumindest im defensiven Bereich.
Es half nichts, dass die neuen Augengläser ihr im Leseund Schreibunterricht, den Mylady Raines eingeführt hatte, zu schnellen Fortschritten verhalfen. Es half nichts, dass sie sowohl in Phantomzeichnung als auch im Kartenzeichnen brillierte. Es half nichts, dass selbst Kurt Schwierigkeiten hatte, in der Arena Hand an sie zu legen. Collis war immer da, kam leichtfüßig von hinten und hatte dieses laszive, spöttische Lächeln im Gesicht.
Als sie Collis jetzt mit Seiner Lordschaft sah, geriet sie ins Stocken. Sie hatte gehofft, heute Abend noch ein paar Stunden lang mit den Pistolen üben zu können, besonders nachdem Kurt ihr Ausweichmanöver im Nahkampf bemerkt hatte. Also trödelte sie unter der Tür herum und wartete, dass Collis ging.
»Er war gestern Abend da und hat Karten gespielt«, redete Collis seinem Onkel eindringlich zu. »Und er
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