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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Tür.
    Unten war offen, sagt sie.
    Max und Baroni schrecken auf, fallen aus ihrem Gespräch, das Lachen bleibt ihnen im Mund stecken, betrunken starren sie Emma an. Sie steht da und schaut, sagt nichts, schaut sie nur an. Ihr Gesicht sagt, dass sie sich gerne zu ihnen setzen, sich mit ihnen betrinken würde. Max sieht es in ihren Augen, auch die Wut, immer noch, nach Jahren. Er kennt sie. Er weiß, was sie denkt, fühlt, warum sie sich nicht zu ihnen setzt, nicht auf ihn zukommt, ihn umarmt. Sie bleibt stehen, Baroni hüpft auf.
    Er geht zu ihr, stellt sich vor, begrüßt sie, als wären sie alte Freunde. Max bleibt sitzen. Keiner außer Baroni redet, bis ihm die Worte ausgehen, weil sie nicht reagiert, nichts sagt, nur auf Max starrt. Max bittet Baroni mit einem Nicken zu gehen, klopft ihm auf die Schulter, schiebt ihn an Emma vorbei hinein in die Wohnung. Er hört, wie die Tür zufällt, wie Baroni die Treppe hinunterstolpert. Er trinkt aus der Flasche. Lange schaut er sie an. Dann bewegen sich seine Lippen.
    – Das mit Marga tut mir leid.
    –
    – Kommst du direkt vom Flughafen?
    –
    – Emma?
    –
    – Emma? Hallo? Ich rede mit dir.
    –
    – Emma, Emma. Emmalein.
    – Du bist betrunken.
    – Und?
    – Marga ist tot.
    – Ich weiß.
    – Was soll das?
    – Es ist Sonntag, wir trinken Wein.
    – Ist das alles?
    – Das reicht mir.
    – Es hat sich nichts geändert.
    – Ist schon gut. Ich gehe, dann kannst du dich hier ausbreiten.
    – Nein.
    – Du kannst hier schlafen, fühl dich einfach wie zuhause. Ich bin schon weg.
    – Sie ist tot, Max.
    – Nicht jetzt, bitte.
    – Doch, Max, sie liegt in einer Kiste und ist auf dem Weg zu dir.
    – Ich kann das jetzt nicht, lass uns bitte morgen reden. Ich muss los.
    – Du gehst jetzt nicht.
    Die Tür geht zu. Max geht nach unten, er geht schnell, stolpert über den Kirchplatz, läutet. Er sieht sie vor sich, wie sie oben steht und sich ärgert, wie sie wütend im Gang steht und nicht glauben kann, dass er einfach gegangen ist. Wahrscheinlich trinkt sie die Flasche leer, wahrscheinlich öffnet sie noch eine, wahrscheinlich schaut sie hinunter auf den Friedhof und verflucht ihn, streift durch die Wohnung, stöbert in seinem Leben, schnüffelt herum, schaut, was sich verändert hat, was noch da ist von damals. Max geht nach oben, Baroni empfängt ihn mit einem Lachen.
    Ich wusste, dass du kommen würdest, sagt er.
    Wein, sagt Max, schnell.
    Lange sitzen sie in Baronis Designerküche und trinken, reden, ignorieren Emmas Blicke, ignorieren, dass sie drüben auf der Terrasse steht und ihnen zuschaut. Max weiß, dass sie jetzt gleich Schlaftabletten nehmen wird, er kennt sie, aus den Augenwinkeln sieht er, dass sie hineingeht. Sie wird das Bett beziehen, die Schlafzimmertür absperren und sich hinlegen. Max sieht sie vor sich, ihren Körper, ihr Gesicht, ihre Lippen, die Augen. Er erzählt Baroni, wie sie leuchten manchmal, wie sie zaubern können. Er erzählt ihm von den beiden Schwestern, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Wie Marga für die Welt immer die Schönere war, wie Emma darunter gelitten hat. Wundervoll war sie, sagt Max, so schön, dass Emma sich immer gewöhnlich fühlte neben ihr, dass sie unterging neben ihrer kleinen Schwester. Immer hat sie sich an Marga gemessen, immer war sie nicht schön genug.
    Max redet ununterbrochen, ein Fluss kommt aus seinem Mund, überschwemmt Baroni fast, so viel Vergangenheit plötzlich, wie sie aus ihm rinnt. Alles in ihm ist plötzlich in Unordnung, er ist wie ein Turm, der wackelt, kurz vor dem Zusammenbruch, er redet, in seiner Wohnung liegt Emma, er redet immer weiter. So gerne würde er jetzt weinen. Wie er die Tränen spürt ganz unten, wie er sie festhält in sich, sie nicht herauslässt, wie er versucht sich abzulenken. Wie das Licht ausgeht. Wie Baroni ihm die Decke in die Hand drückt, weil Max darauf besteht, im Wohnzimmer zu schlafen. Wie er auf der Couch liegt. Wie das Mondlicht in den Raum kommt. Wie er an sie denkt. An seinen Vater. Und ganz weit weg seine Mutter. Der Kopf tut weh, der Wein ist wild in ihm, er will das alles nicht, nichts von dem, was kommt am Morgen, in den nächsten Tagen, nichts davon. Er will nur noch schlafen, er will nicht mehr aufwachen. Nie mehr.

Zwei
    Max gräbt. Außer den alten Weibern ist niemand am Friedhof. Wie sie zu dritt zusammenstehen und flüstern. Wie die Erde nach oben fällt. Wie sie ihm zuschauen, wie Max langsam im Grab verschwindet.
    Er hat kaum

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