Die Schöne und der Tod (1)
wie sie sagt, was sie sich denkt. Er macht ihr Komplimente, redet von ihren schönen Lippen, davon, dass ihre Augen so groß sind, dass sie Max anleuchten. Max wischt es vom Tisch, er schüttet Wein in die Gläser, sie leeren den Nudeltopf, dann beginnen sie zu tanzen. Hanni schiebt die Teller zur Seite, klettert auf den Tisch und bewegt sich. Zwischen den Tellern und den Gläsern ihre Füße, die Waden, wie sie ihre Arme durch die Luft wirft, wie sie mitsingt, wie es ihr egal ist, dass ihre Stimme Gänsehaut macht. Wie Baroni ihr zusieht und er die Musik noch lauter dreht, wie Max auf den Tisch steigt. Wie er mit ihr tanzt und dann auch Baroni hochzieht. Wie sie sich zur Musik bewegen, wie der Alkohol alles bunt macht, weich. Nichts tut weh, alles ist gut, sie schmiegen ihre Körper aneinander, sie zucken, schütteln sich, sie haben Spaß, viel Spaß, viele Lieder lang am Esstisch. Bis die Musik zu Ende ist, bis es plötzlich still wird, nur noch das Lachen von Hanni und das Grinsen von Max, das Atmen von Baroni. Sie setzen sich. Baroni füllt die Gläser, Max fischt die letzten Nudeln aus dem Topf, Hanni will baden.
Sie zieht sich einfach aus und geht ins Badezimmer. Überall am Boden ihre Sachen. Wasser läuft in die Wanne. Sie hat sich einfach ihre Hose ausgezogen, hat sie Baroni in die Hand gedrückt und gesagt, dass sie jetzt seine Badewanne benutzen muss. Baroni pfeift ihr nach und macht eine neue Flasche Wein auf. Wie sie ins Bad geht, ihr Körper von hinten, wie ihr Hintern wackelt. Und wie sie wieder zurückkommt. Ihre Haut ist bereits nass, sie ist noch einmal aus der Wanne gestiegen, sie will Wein. Geduldig steht sie vor Max, hält ihm das Glas hin. Max füllt es. Baroni starrt auf ihre Brüste, auf ihren Hintern, mit dem vollen Glas geht sie wieder zurück in die Wanne. Man hört, wie ihr Körper glücklich im Wasser ankommt.
– Die mag ich.
– Ich auch.
– Warum bist du dann nicht mehr mit ihr zusammen?
– Warum, warum? Hör auf zu fragen.
– Ihr passt zusammen.
– Ist schon gut, Baroni.
– Besser als Emma, finde ich.
– Wenn du nicht aufhörst, fahren wir gleich runter zum See.
– Scheiße.
– Was?
– Der See. Muss das wirklich sein?
– Muss es. Das wird richtig gut, mein Lieber.
– Es wird herrlich, wenn du dann nach Wien kommst, ich freu mich schon.
– Alles mit der Ruhe, mein Freund, zuerst wird getaucht. Und jetzt sollten wir nachsehen.
– Was meinst du?
– Ob das Wasser auch warm genug ist in der Wanne. Ob sie zurechtkommt. Ob sie alles hat. Ist ja ganz schön groß, deine Badewanne.
Hanni liegt in der riesigen Wanne, das Weinglas in der Hand. Sie ist die Königin, überall ist Schaum, sie lacht die beiden Männer an. Sie ist so unbeschwert, sie ist wie das Wasser, das aus dem Hahn kommt. Dass da noch Platz ist, sagt sie, dass sie die Flasche Wein holen und dann zu ihr kommen sollen.
Die Nacht ist betrunken, alles ist selbstverständlich, nichts ist kompliziert. Sie ziehen sich aus und setzen sich zu ihr. Hanni lacht, sie erzählt Geschichten, bespritzt die beiden mit Wasser, bläst Schaum in die Luft. Sie lachen, sie trinken, immer wieder die Hand von Max auf Hanni, unter dem Schaum auf ihren Beinen. Wie Hanni ihn küsst. Baroni lacht verlegen, er weiß, was unter Wasser passiert, kurz bleibt er noch, dann steigt er aus der Wanne und lässt sie allein. Ohne sich umzudrehen geht er, leise, sie halten ihn nicht zurück.
Wir kommen gleich, ruft Max ihm nach.
Glückspilz, sagt Baroni.
Überall ist Schaum, überall Haut, sie lieben sich, als hätten sie nie etwas anderes getan.
Als Max zurück ins Wohnzimmer kommt, steht da nur noch ein leeres Glas. Baroni liegt im Schlafzimmer, zufrieden sein Gesicht in dem großen Bett. Max und Hanni legen sich zu ihm, betrunken, glücklich. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, liegen sie zu dritt nebeneinander, ziehen Decken über ihre Körper und machen das Licht aus. Max schließt die Augen, alles ist weich und leicht.
Dreiundzwanzig
Baroni kriecht aus dem Bett, kurz bevor es hell wird. Hanni liegt wie tot in der weißen Wäsche, sie hört nicht, wie Max auf den Wecker einschlägt, wie Baroni still aus dem Raum geht, wie er Kaffee macht, wie Max über einen Stuhl stolpert und flucht. Hanni liegt da und rührt sich nicht. Nur ab und zu ein kleines Zucken, während Max die Tür leise ins Schloss fallen lässt, während er sich mit Baroni aus dem Haus schleicht, während sie mit einer Motorsäge ein Loch in den
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