Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
Vom Netzwerk:
dann aus, wenn er sie loswerden will? Warum, Max? Und jetzt bitte eine gute Antwort, Max, es ist mitten in der Nacht. Warum?
    – Ich weiß es nicht, aber wir finden das heraus.
    – Bitte lass mich schlafen.
    – Du sagtest, du willst eine Leiche sehen.
    – Ja. Und?
    – Dann komm.
    – Ich habe keine Lust zu suchen.
    – Du musst nicht suchen, ich weiß, wo sie ist.
    – Ja, Google hat es dir gesagt, natürlich.
    – Du hast doch mal einen Tauchkurs gemacht, oder?
    – Nein, nein, sicher nicht, mein Lieber, dieses Gespräch endet hier.
    – Jetzt hör mal zu. Sie ist da unten, und sie ist tot. Und du holst sie herauf.
    – Warum bist du denn schon wieder betrunken?
    – Stell dir das mal vor. Du könntest ein Held werden. Du könntest einen Mord aufklären.
    – Es ist Winter, Max. Das Wasser hat nur knapp über null Grad, wie stellst du dir das vor?
    – Es gibt doch spezielle Anzüge. Ich kaufe dir einen, ich hab jetzt ja Geld.
    – Ich nehme dich einen Augenblick lang ernst, Max. Nur ganz kurz, bevor ich meine Augen und Ohren wieder zumache. Also hör bitte genau zu, lieber Max. Der See ist groß. Sogar wenn du Recht haben solltest: Wo soll ich tauchen? Sie könnte überall sein.
    – Ich weiß genau, an welcher Stelle wir runtergehen müssen.
    – Du bist irre.
    – Wenn sie nicht da unten ist, dann geh ich mit dir nach Wien.
    – Was?
    – Kommst du jetzt?
    – Du ziehst nach Wien?
    – In deine Wohnung, nächsten Monat. Wenn sie nicht da ist, wo ich sage.
    – Klingt gut.
    – Aber du musst tauchen.
    – Dein Ernst?
    – Ja.
    – Ist gut. Aber aus Freundschaft warne ich dich, sie ist nicht da unten, Max. Auch wenn noch so viele Leichen versenkt werden, die Wahrscheinlichkeit, dass genau unsere Leiche in unserem See liegt, ist nicht wahnsinnig groß.
    – Wann kannst du da sein?
    – Das war kein Scherz mit deinem Umzug?
    – Nein.
    – Übermorgen.
    – Das ist zu spät. Du musst die nächste Maschine nehmen.
    – Muss ich das?
    – Ja.
    – Du bist völlig krank.
    – Du magst das an mir, ich weiß.
    – Könnte sein.
    – Kannst du alles besorgen, was du zum Tauchen brauchst?
    – Kann ich. Dafür, dass du nach Wien kommst, tue ich so einiges.
    – Baroni?
    – Ja.
    – Danke.
    Max macht die Tür auf. Er steht auf der Terrasse und schaut hinunter auf den Friedhof. Es ist still und kalt. Das Grab von Dennis, das von Marga. Die Erde fällt ihm wieder ein. Wie sie auf ihn fiel. Wie beinahe für immer alles dunkel wurde. Er ist nackt, er zittert.

Zweiundzwanzig
    – Was soll das, Max?
    – Was denn?
    – Warum hebst du nicht ab? Ich versuche seit zwei Stunden, dich zu erreichen. Warum hebst du dein Scheißtelefon nicht ab?
    – Weil ich schlafe, weil ich gestern noch lange wach war, weil ich nicht einschlafen konnte, weil ich müde bin.
    – Kattnig ist aus dem Fenster gesprungen.
    – Was?
    – Er wollte Schluss machen.
    – Was redest du da?
    – Er ist gesprungen. Aus dem Krankenhausfenster.
    – Und?
    – Da war ein Baum. Es sind nur Knochen gebrochen.
    – Scheiße.
    – Ja.
    – Wo bist du?
    – Er ist auf der Geschlossenen, ich warte, bis ich zu ihm darf.
    – Du bist auf der Psychiatrie?
    – Keine Ahnung, warum die mich angerufen haben.
    – Ich habe bei der Anmeldung deine Nummer angegeben.
    – Bravo, Max. Genau das brauche ich jetzt.
    – Schlimm?
    – Das geht mich doch alles nichts an hier.
    – Nett von dir, dass du nach ihm schaust.
    – Die Schwester sagt, er hat dauernd ihren Namen geschrien.
    – Margas?
    – Ja, immer wieder, sie mussten ihn ruhigstellen. Meinst du, ich muss warten, bis er wieder wach ist? Ist unangenehm hier.
    – Nein, du darfst nicht warten, du musst jetzt hierher kommen. Um Kattnig kümmern wir uns später, er ist bestimmt in guten Händen.
    – Er hat ein Problem, Max.
    – Hat er. Er liebt eine Tote.
    – Eben.
    – Was eben?
    – Vielleicht hat er sie ja doch? Und dein ganzes Gefühl ist nichts als Unsinn, dein August ist unschuldig, in deinem See sind nur Fische und Kattnig ist der Leichenschänder und Mörder? Und weil er es nicht mehr ertragen konnte, damit zu leben, wollte er sich umbringen. Ist doch auch eine gute Geschichte. Mindestens so gut wie deine und mindestens so glaubwürdig. Eigentlich noch viel glaubwürdiger.
    – Hör auf damit.
    – Du willst, dass ich in Eiswasser tauche, also hör mir gefälligst zu.
    – Nein.
    – Was nein?
    – Er war es nicht.
    – Du gehst mir auf die Eier, Max.
    – Hast du die Sachen?
    – Der ist zwanghaft, Max, der ist

Weitere Kostenlose Bücher