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Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Titel: Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Wachtel stimmten ihre Liebeslieder an, und allenthalben sandten die Blumen einander durch den Wind ihren duftenden Blütenstaub.
    Auch ich bin jung, schön und stark, klang es aus dem Wiehern der übermütigen Stute heraus. Aber es war mir noch nie vergönnt, die Wonne der Liebe auszukosten, und kein, kein einziger Liebesgefährte hat mich bis jetzt auch nur zu sehen bekommen.
    Und das vielsagende, von Wehmut und Jugend erfüllte Wiehern ergoss sich über die Niederung und die Felder und schallte aus weiter Ferne zu dem kleinen Grauschimmel hinüber. Er spitzte die Ohren und blieb stehen. Der Bauer versetzte ihm mit seinem in einem Bastschuh steckenden Fuß einen Tritt; doch der kleine Grauschimmel war von dem silberhellen Klang des fernen Gewiehers wie verzaubert, rührte sich nicht und wieherte nun ebenfalls. Der erzürnte Bauer zerrte an den Zügeln und stieß den kleinen Grauschimmel mit dem Fuß so heftig in den Bauch, dass er sein Wiehern abbrechen musste und weiterging. Aber er war nun von Wonne und Wehmut erfüllt, und der Nachhall seines abgebrochenen leidenschaftlichen Gewiehers sowie der zornigen Stimme des Bauern klang aus dem fernen Roggenfeld noch lange zu der Herde herüber.
    Wenn allein der Klang ihrer Stimme den kleinen Grauschimmel derartig aus der Fassung bringen konnte, dass er darüber seine Pflicht vergaß, wie wäre ihm dann erst zumute gewesen, wenn er die übermütige Stute in ihrer ganzen Schönheit erblickt hätte, wie sie mit gespitzten Ohren dastand, durch die geblähten Nüstern die Luft einzog und, von innerer Unruhe ergriffen und mit ihrem ganzen jungen, schönen Körper zitternd, zu ihm hinüberrief.
    Doch die übermütige Stute gab sich nicht lange solchen Eindrücken hin. Sobald die Stimme des Grauschimmels verklungen war, stieß sie ein kurzes, spöttisches Gewieher aus, ließ den Kopf wieder sinken, stampfte mit den Füßen auf und begab sich zu dem scheckigen Wallach, um ihn zu necken und in seiner Ruhe zu stören. Der scheckige Wallach war stets der Leidtragende und die Zielscheibe für die Streiche dieser glücklichen Jugend. Von den Jungtieren hatte er sogar mehr zu erdulden als von den Menschen. Weder diesen noch jenen tat er etwas zuleide. Die Menschen duldeten ihn, weil sie ihn brauchten; doch wofür quälten ihn die jungen Pferde?
    4
     
    Er war alt, jene waren jung; er war abgezehrt, jene waren wohlgenährt; er war griesgrämig, jene waren fröhlich. Demnach schien es ausgemacht zu sein, dass er ein völlig fremdes, ganz andersartiges Geschöpf war, mit dem die übrigen Pferde nichts gemein hatten und das sie nicht zu bemitleiden brauchten. Mitleid haben Pferde einzig mit sich selbst und allenfalls mit solchen Artgenossen, in deren Haut sie sich leicht hineinversetzen können. Aber den scheckigen Wallach traf doch schließlich keine Schuld daran, dass er alt und ausgemergelt war und abstoßend aussah, sollte man meinen. Doch nach der Sinnesart von Pferden war er schuldig, und im Recht sind immer nur die Starken, Jungen und Glücklichen – diejenigen, die noch das ganze Leben vor sich haben und bei denen vor überschüssiger Kraft jeder Muskel zuckt und sich der Schweif steil in die Höhe erhebt. Es mag sein, dass der scheckige Wallach dies auch selbst einsah und sich in beschaulichen Augenblicken schuld daran fühlte, dass er sein Leben bereits ausgelebt hatte und jetzt für dieses Leben bezahlen musste; aber er war immerhin ein Pferd und konnte sich oftmals nicht eines Gefühls der Kränkung, der Wehmut und der Empörung erwehren, wenn er all diese jungen Tiere betrachtete, die ihn für einen Zustand bestraften, der ihnen am Ende ihres Lebens auch bevorstand. Eine Ursache für die Unbarmherzigkeit der Pferde war übrigens auch das aristokratische Gefühl, von dem sie durchdrungen waren. Der Stammbaum eines jeden von ihnen reichte väterlicher- oder mütterlicherseits bis zu dem berühmten Smetanka zurück, während der scheckige Wallach unbekannter Herkunft war; er war ein Fremdling, den man vor drei Jahren für achtzig Papierrubel auf dem Jahrmarkt erstanden hatte.
    Die braune Stute kam, als wollte sie sich nur etwas Bewegung machen, unmittelbar bis an die Nüstern des scheckigen Wallachs heran und stieß ihn an. Da er derlei schon gewöhnt war, öffnete er gar nicht erst die Augen, sondern spitzte nur die Ohren und fletschte die Zähne. Die Stute drehte sich mit dem Hinterteil zu ihm um und tat so, als wollte sie nach ihm ausschlagen. Er machte die Augen auf und begab

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