Die schottische Braut
der seinen Segen dazu gibt.«
Henry erbleichte.
Sin grinste hinterlistig. In den letzten neun Jahren war er fünf Mal exkommuniziert worden. Das letzte Mal war ein päpstlicher Bann damit verbunden gewesen, der allein dafür sorgen müsste, ihn auf ewig in der Hölle schmoren zu lassen.
Der Papst selbst bezeichnete Sin als Satans Lieblingsspross.
Henry würde nie einen Priester finden können, der es wagen würde, Sin ein heiliges Sakrament zu spenden.
»Du denkst, damit hast du mich überlistet, nicht wahr?«, erkundigte sich Henry.
»Ich denke nichts in der Art, Henry. Wie Ihr schon sagtet, ich kenne die Schotten und weiß, dass sie einzig eine Eheschließung mit dem Segen der Kirche akzeptieren würden. Ich habe Euch lediglich die Bedingungen für unsere Verbindung genannt.«
»Nun gut. Ich gehe darauf ein und nehme dich beim Wort.«
Kapitel 2
» M einst du, wir werden es dieses Mal schaffen, Callie?«
Caledonia vom Clan der MacNeely blieb mit ihrem kleinen Bruder mitten auf dem schmalen Gang stehen, über den sie versuchten, aus König Henrys Burg zu entkommen.
Sie kniete sich neben die kleine Gestalt. »Wenn du einfach still sein könntest, werden wir vielleicht Erfolg haben«, flüsterte sie, lächelte aber gleich darauf, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen.
Dann zog sie die kleine Mütze auf seinem schmalen Kopf gerade. Sein Gesicht besaß noch die gerundeten Wangen und die vertrauensvoll blickenden Augen des Kleinkindes, das er bis vor noch nicht allzu langer Zeit gewesen war. »Und jetzt vergiss nicht, wir sind englische Dienstboten. Allerdings wird in dem Moment, in dem du den Mund aufmachst, jeder ganz genau wissen, dass wir Highlander sind. Sei also still.«
Er nickte.
Callie steckte Jamies orangerote Locken unter die Kappe zurück. Sein Haar hatte denselben Farbton wie ihres, doch damit hörte die Ähnlichkeit zwischen den Geschwistern auch schon auf, denn Callie sah wie ihre geliebte verstorbene Mutter aus, während Jamie mehr nach seiner eigenen Mutter Morna geriet.
Nun sahen ihr aus seinen blauen Augen eine feste Entschlossenheit und ein Scharfsinn entgegen, über die kein Junge in seinem zarten Alter verfügen sollte. Mit seinen sechs Jahren hatte er mehr als seinen Teil an Tragödien erlebt. So Gott wollte, würde er keine weiteren erleben müssen. Sie küsste den liebenswerten kleinen Schlingel auf die Stirn und stand wieder auf. Ihr Magen zog sich vor Sorge zusammen, als sie ihn weiter den verlassenen Korridor hinab zu der steinernen Wendeltreppe zog, die zu dem Seitentor der Burg führte.
Wenigstens hatte das die Magd behauptet, die ihnen geholfen hatte, ihre Flucht zu planen. Sie hoffte nur, ihre neu gefundene Freundin hatte nicht gelogen oder sie gar verraten.
Sie mussten von hier fort. Callie hielt es keinen Tag länger aus. Wenn sie noch einmal einer dieser Sassenachs mit lüsternen Blicken oder verächtlichen Bemerkungen über ihr schottisches Temperament belästigen sollte, würde sie ihm höchstpersönlich die Zunge herausschneiden.
Wahrhaft in Wallung brachte ihr Blut jedoch, wie Jamie behandelt wurde. Als Sohn eines Laird war er englischen Adeligen von höchstem Rang ebenbürtig. Diese Schweine aber ließen sich von ihm bedienen, als wäre er der niedrigste Bauer, während sie sich über ihn lustig machten und ihn verspotteten. Callie konnte nicht noch mehr von den Tränen ihres Bruders ertragen, nicht länger mit ansehen, wie die Ritter den Kleinen grob herumschubsten und grundlos ohrfeigten.
Die Engländer waren nicht besser als Tiere.
Seit König Henrys Mannen ihre Leibwachen getötet und die Geschwister gefangen genommen hatten, als sie zu einer kranken Tante unterwegs waren, hatte Callie nach einem Weg gesucht, ihnen wieder zu entkommen und nach Hause zu reisen.
Doch all ihrem Pläneschmieden zum Trotz waren sie immer noch hier. Diese Engländer mussten wahrhaft mit dem Teufel im Bunde sein - gleichgültig, was sie auch versuchte, jedes Mal schien sie jemand zu durchschauen und verhinderte ihre Flucht.
Dieses Mal aber - dieses Mal aber würde sie Erfolg haben.
Das wusste sie.
Sie fasste Jamies Hand fester und blieb oben an der Treppe stehen. Sie zog die eine Ecke ihres linnenen Schleiers zurück und legte den Kopf schief, um zu lauschen.
Nichts.
Es schien, als würde sich ihnen dieses Mal niemand in den Weg stellen. Sie waren frei!
Aelfa, die Magd, hatte ihr versprochen, dass man durch die Seitentür, nur wenige Schritt vom Fuß der Treppe entfernt,
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