Die schottische Braut
verlangen.«
»Ich wünschte, ich müsste es nicht. Mir gefällt die Vorstellung überhaupt nicht, dass mein einziger Vertrauter so weit von mir entfernt wohnen wird, aber ich brauche einen Mann, dem ich vertraue und der die Schotten kennt und versteht, damit er sie führen kann. Der einzig andere passende Kandidat, der das vollbringen könnte, wäre dein Bruder Braden. Da der aber inzwischen geheiratet hat ...«
Sin biss die Zähne zusammen. Es hatte ihn gefreut, seinen Bruder verheiratet zu sehen, aber im Augenblick wünschte er sich, Braden wäre wieder Junggeselle. Braden wusste genau, wie man Frauen umwarb und was sie wollten.
Sin kannte sich mit Krieg aus. Er war auf dem Schlachtfeld zu Hause. Das Einzige, auf das er sich bedingungslos verlassen konnte, weil es ihn noch nie verraten hatte, waren sein Schwert, sein Schild und sein Pferd.
Und bei seinem Pferd war er sich gar nicht einmal wirklich sicher.
Von Frauen wusste er nichts, und er verspürte auch nicht den Wunsch, mehr über sie zu erfahren.
»Wenn es dir ein Trost ist«, fügte Henry hinzu, »sie ist ein hübsches Weibsbild. Es wird dich keine Überwindung kosten, mit ihr ein Kind zu zeugen.«
Sin kniff die Augen zusammen. Ihm war die Vorstellung zuwider, ein Kind bloß deshalb in die Welt zu setzen, um Titel und Ländereien zu vererben, die ihm nichts bedeuteten. »Ich bin kein Zuchthengst, Henry.«
»Den Gerüchten bei Hof nach stimmt das nicht ganz. Ich habe gehört, du sollst recht ...«
»Weiß diese Frau, was Ihr plant?«, unterbrach Sin ihn. Er redete nicht gerne über Persönliches und noch viel weniger ausgerechnet mit Henry.
»Natürlich nicht. Sie weiß nichts von dir. Das betrifft sie nicht. Sie ist meine Geisel und wird tun, was man ihr sagt, oder ich werde sie hinrichten lassen.«
Sin fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er bezweifelte keinen Augenblick, dass Henry genau das tun würde.
Und er wusste schon, von wem verlangt werden würde, das Urteil zu vollstrecken. »Henry, Ihr wisst, wie ich über eine Gemahlin denke.«
»Aye. Aber, offen gesagt, möchte ich dich gerne verheiratet sehen. Ich schätze deine Dienste wirklich, doch es bereitet mir Sorge, dass du nichts in deinem Leben hast, was dir etwas bedeutet. Ich habe dir Ländereien, Reichtümer und Titel verliehen, und du schmähst sie, als wären sie verdorbene Ware. All die Jahre, die ich dich nun schon kenne, hast du mit einem Fuß im Grab gelebt.«
»Und Ihr glaubt, eine Gemahlin könnte daran etwas ändern?«
»Aye.«
Sin schnaubte abfällig. »Dann darf ich Euch das vielleicht vorhalten, wenn Ihr Euch das nächste Mal über Eleanor beschwert.«
Henry musste so heftig lachen, dass er sich fast verschluckte. »Jeder andere, der es gewagt hätte, so zu mir zu sprechen, wäre für seine Kühnheit enthauptet worden.«
»Dasselbe könnte ich auch sagen.«
Diese Äußerung wenigstens besaß die Macht, Henrys Erheiterung zu vertreiben.
Der König ging schweigend vor Sin auf und ab. An seiner Miene konnte man erkennen, dass er in Gedanken in der Vergangenheit weilte.
Als Henry schließlich wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme belegt. »Ich erinnere mich noch gut an jene Nacht, als du mir den Dolch an die Kehle gehalten hast. Weißt du noch, was du gesagt hast?«
»Aye. Ich habe Euch meine Treue angeboten, wenn Ihr mir die Freiheit schenkt.«
»Ja, genau. Und jetzt brauche ich deine Treue. Philipp bedrängt mich und versucht mir die Normandie und Aquitanien streitig zu machen, meine Söhne schnappen auch bereits nach Brocken meiner Macht, und jetzt überfällt dieser Highland-Clan auch noch die wenigen Engländer, die ich habe, um meine nördlichen Grenzen zu schützen. Ich kann es nicht weiter zulassen, von allen Seiten angegriffen zu werden. Selbst ein wilder Stier kann von einem Rudel Hunde zu Boden gebracht werden. Und ich bin es leid. Ich brauche Frieden, bevor es mich umbringt. Wirst du mir helfen?«
Innerlich zuckte Sin zusammen, als er die vier Worte hörte, denen er nie hatte widerstehen können. Zum Teufel damit! Es war der eine Teil seines Gewissens, der nicht zerstört worden war, und Henry wusste das genau.
Sin stieß ein leises Knurren aus. Sicher musste es einen Ausweg aus dieser vertrackten Lage geben. Und sicher würde ihm früher oder später ...
Beinahe hätte er gelächelt, als ihm der rettende Einfall kam.
Es war so perfekt und so gerissen wie er selbst.
»Aye, ich heirate die Frau, aber nur, wenn Ihr einen Priester finden könnt,
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