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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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1. Kapitel
    E s soll hier wirklich Elfen und Feen geben.« Die weibliche Stimme klang ein wenig atemlos. Ob vor Aufregung darüber, dass sie möglicherweise tatsächlich solchen sagenhaften Wesen begegnen könnten, oder deshalb, weil der Kutscher offenkundig eine Begegnung mit diesen Kreaturen fürchtete und deshalb die Kutsche in halsbrecherischem Tempo über den von Wurzelwerk und Steinen übersäten Weg lenkte, hätte Juliet nicht unterscheiden können, selbst wenn sie der anderen Frau überhaupt zugehört hätte. Das tat sie jedoch nicht.
    Stattdessen unterdrückte Juliet de Germont, die Kusine Joan Beauforts, der frisch angetrauten Gemahlin Jakobs, des Kronprinzen von Schottland, einen sehr undamenhaften Fluch, als die Kutsche über einen dicken Stein holperte und sie den Halt auf der in aller Hast gezimmerten, nur mit Fellen gepolsterten Sitzbank verlor und unsanft mit der Schulter gegen die Seitenwand der Kutsche prallte.
    Wenn man dieses Gefährt überhaupt Kutsche nennen kann, dachte sie gereizt. Dem Gestank nach zu urteilen, der sich trotz der mit Rosenwasser besprenkelten Stoffverkleidung an den Innenwänden des Vehikels hielt, hatten die Grants den Karren vorher für den Transport von Schweinen benutzt, die sie auf die Märkte von Drumin oder Grantown-on-Spey schafften und dort verkauften.
    Juliet rümpfte die Nase. Sie wollte nicht undankbar sein. Sir Archibald, der grauhaarige, bärbeißige Chieftain des Grant-Clans, auf dessen Trutzburg Grant Castle sie seit vier Monaten zu Gast war, behandelte sie sehr freundlich und unterstützte sie vorbehaltlos. Na ja, räumte Juliet ein, fast vorbehaltlos. Und, fügte sie in Gedanken mit einem missbilligenden Naserümpfen hinzu, im Rahmen seiner Möglichkeiten.
    Sie seufzte. Zu ihrem Leidwesen unterschieden sich diese Möglichkeiten doch erheblich von den Bequemlichkeiten, die sie in Frankreich auf dem Schloss ihrer Eltern und auch in Windsor kennengelernt hatte, wo sie als Kusine Joan Beauforts in den Genuss besonderer Privilegien gekommen war. Nicht nur waren die Kutschen dort weich gepolstert und rochen besser, viel mehr vermisste Juliet, dass sie dort ihr eigenes Pferd hatte reiten können. Doch sie vertrieb diesen leichten Anflug von Selbstmitleid sofort. Schließlich hatte sie begeistert und aus freiem Willen ja gesagt, als ihre Kusine Joan sie um einen »heiklen und Gefahren bergenden« Gefallen gebeten hatte.
    Juliet strich sich ihr langes, dunkelbraunes Haar zurück, das sich durch das Ruckeln und Holpern der Kutsche längst aus dem sittsamen Zopf gelöst hatte, und wischte sich mit der blanken Hand den Schweiß von der Stirn. Es war Hochsommer, selbst in den gewöhnlich neblig feuchten schottischen Hochmooren, und die schwüle Luft machte die erdrückende Atmosphäre in der sogenannten Kutsche schier unerträglich. Wenigstens war Sir Archibald ihrem Wunsch nachgekommen, ein Fenster in die Seitenwand zimmern zu lassen, wenngleich es eher ein schlichtes Loch war, das von einem schweren Vorhang verhüllt wurde. Ihren Vorschlag, die Rundreise zu den mit den Grants befreundeten Clans auf ihrem Pferd zu absolvieren, hatte der Laird von Grant Castle jedoch rundweg abgelehnt.
    »Viel zu gefährlich«, hatte Sir Archibald geknurrt. »Außerdem, welcher Schotte nimmt schon eine Frau ernst, die wie Lady Godiva dahergeritten kommt?« Dann hatte er noch etwas von den Grillen der heutigen Weibsbilder in seinen grauen Bart gemurmelt, sich jedoch gehütet, das laut zu sagen. Obwohl Juliet erst drei Monate auf Grant Castle zu Gast war, hatte der knorrige, eisenharte und neuen Sitten gegenüber nicht gerade aufgeschlossene Patriarch der Grants bärbeißig einräumen müssen, dass die junge Adlige trotz ihrer knapp vierundzwanzig Jahre alles andere als ein leichtsinniges, naives Mädchen war, als das er sie noch bei ihrer ersten Begegnung behandelt hatte. Mit zunehmender, wenn auch knurriger Bewunderung hatte er im Laufe der Wochen eingeräumt, dass sich unter den wunderschönen Gesichtszügen der Kusine der Gemahlin Jakobs ein scharfer und listenreicher Verstand verbarg und in dem wohlgeformten Körper ein eiserner Wille und eine bemerkenswerte Zähigkeit steckten. Diese Eigenschaften benötigte Juliet auch dringend, wenn sie die Aufgabe erfüllen wollte, zu deren Erledigung ihre Kusine Joan Beaufort sie auserkoren hatte und für deren Durchführung sie nach einigem Zögern die Unterstützung Sir Archibalds und damit des ganzen Clans der Grants gewonnen hatte. Ging

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