Die schottische Rose

Meinung sind, Pferde wären vor allem dazu gut, sie zu essen.«
    Connor hatte gelacht und versprochen, Elizabeth als Erstes ein Pferd zu schenken, und zwar ein ganz besonderes Pferd, ein Fohlen, das Mameluck gezeugt hatte. »Ich habe übrigens schon das Fohlen für Elizabeth«, sagte er jetzt. »Es ist groß, schnell und kühn, ganz wie sein Vater.«
    Juliet seufzte und lächelte Connor liebevoll an. »Und was, edler Earl, wenn ich fragen darf, hat dieses Fohlen wohl von seiner Mutter?«
    Connor lächelte seine Frau an und sah ihr tief in die Augen, als er antwortete. »Ihre unvergleichliche Schönheit, ihre unerreichbare Klugheit und ihre unvergängliche Liebe.«
     
    Der innige Moment wurde empfindlich gestört, als plötzlich jemand an die Tür des Gemachs klopfte. Connor fuhr zusammen und runzelte ärgerlich die Stirn. Juliet sah ihn an und lächelte. »Geh nur«, meinte sie und deutete auf ihre Tochter. »Das hier wird noch etwas dauern.«
    Connor nickte, warf sich einen Umhang über und öffnete die Tür. Im Flur stand Geoff MacGregor.
    »Connor, Sire«, sagte er. »Entschuldige, dass ich dich störe, aber …«
    Connor hob die Hand und zog behutsam die Tür hinter sich zu.
    Dann drehte er sich gereizt zu seinem Freund und Gefährten herum. »Was gibt’s, Geoff? Es ist mitten in der Nacht …«
    »Sicher. Ich dachte … Es scheint wichtig zu sein. Aber sprich selbst mit ihm. Er wartet in der Bibliothek.«
    »Wer?«, fragte Connor.
    Geoff hatte sich jedoch bereits abgewandt und war die breite Treppe hinabgestürmt. Nur wenige Fackeln brannten in der mächtigen Eingangshalle von Mandrake Manor und spendeten ein dämmriges Licht. Connor hastete verwirrt hinter seinem Gefährten her. Wenn es nicht wichtig gewesen wäre, hätte Geoff ihn gewiss nicht gestört. Aber welche bedeutsame Person würde um diese Zeit nach Mandrake Manor kommen? Und vor allem, warum? War etwas mit dem König?
    Connor folgte Geoff durch einen kleinen Flur, der in die große Bibliothek von Mandrake Manor führte, die er gemeinsam mit Juliet eingerichtet hatte.
    »Buff?« Überrascht blieb Connor an der Tür stehen, als er seinen Freund Buffon O’Dermick sah, der mit schlammbespritztem Mantel auf einem der mit Fellen bedeckten Sessel saß und einen Whisky trank. »Schön, dich zu sehen, alter Freund«, sagte Connor, immer noch ein wenig verwirrt. »Aber hätte dein Besuch nicht auch bis morgen früh …?«
    Buffon stellte den Whiskybecher ab und stand auf. Seine Miene war ernst. »Das ist kein Höflichkeitsbesuch, Connor. Und es geht auch nicht um mich«, sagte er. »Sondern um ihn. Genauer gesagt um …«
    Connor fuhr herum, als er im Augenwinkel den anderen Mann bemerkte, der vor dem Kamin gestanden und sich die Hände gewärmt hatte. Jetzt drehte er sich um und trat in den Lichtschein der Lampe, die Geoff entzündet hatte.
    Sir Rupert Stewart, Earl von Atholl, Lordkämmerer des Königs und mittlerweile ein guter Freund von Connor, war kaum wiederzuerkennen. Seine sonst so scharfen blauen Augen wirkten glanzlos, seine Wangen waren unrasiert und eingefallen. Er trat auf Connor zu und mühte sich sichtlich, seine Fassung zu bewahren.
    »Ich brauche deine Hilfe, Connor«, sagte er leise. »Es geht um Aylinn. Sie ist … sie ist spurlos verschwunden.«
     
    E N D E

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Über Jo MacDoherty
    Jo MacDoherty stammt aus Mönchengladbach und hat Sprachwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Hamburg und Berlin studiert. Heute schreibt und übersetzt MacDoherty für verschiedene Verlage, hat drei mittlerweile erwachsene Kinder, reitet, tanzt (Argentinischen Tango) und lebt in Hamburg.

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    Copyright der Originalausgabe © 2005 bei
    Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München
    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
    Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
    Coverabbildung: © FinePic®, München
    ISBN 978-3-426-42421-6

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