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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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eine ganze Weile nicht getan hatte. Die Abteilung hatte mich bis auf weiteres auf verminderte Dienstbereitschaft gesetzt, aber Fred hatte mir gesagt, dass es egal sei, ob ich auftauchte oder nicht – meinen Gehaltsscheck würde ich trotzdem bekommen. Es war beinahe schwieriger, wegzubleiben als hinzugehen, ich vermisste den Laden und die beständige Geschäftigkeit. Anscheinend vermisste der Laden mich auch, denn als ich durch die Tür trat, wurde ich von allen Seiten sehr herzlich begrüßt.
    Nachdem ungefähr zwei Tonnen Nettigkeiten ausgetauscht waren, kehrten meine Kollegen in ihre eigene, mehr oder weniger heile Welt zurück. Alle bis auf Spence und Escobar.
    »Wie geht’s, Lany?«, fragte Escobar mit echter Besorgnis. »Du siehst ein wenig müde aus.«
    Ich hatte mich heute Morgen im Spiegel gesehen. Ein wenig müde war ein Kompliment. »Nicht so gut, Ben. Ich habe gestern Abend einen Anruf von Johannsen erhalten.« Ich erzählte ihnen, was er gesagt hatte.
    »Scheiße«, bemerkte Spence.
    »Verdammt«, sagte Escobar.
    »Ja, das wäre wirklich beschissen.«
    Zu dritt saßen wir eine Weile in düsterem Schweigen da, bis ich zu Spence sagte: »Hör zu, ich glaube, ich würde Jesse Garamond gern einen kleinen Besuch abstatten. Was meinst du?«
    Er starrte mich verständnislos an.
    »Ich glaube, es ist Zeit, dass wir ihn da rausholen.«
    »Lany, er ist ein böser Bursche. Lass es sein.«
    »Ich will wenigstens mit ihm reden.«
    Er schien unsicher, war aber schließlich bereit mitzukommen.
    »Okay, aber es gefällt mir nicht.«
    Wir fuhren dieselbe Route zum Gefängnis. Als wir uns der Anschlagtafel näherten, auf der ich zum ersten Mal das triefende Plakat für Sie essen dort kleine Kinder gesehen hatte, schloss ich die Augen, bis ich sicher war, dass wir es hinter uns gelassen hatten. Es klebte inzwischen bestimmt ein anderes Plakat dort, aber meine Augen würden die Wirklichkeit missachten und stattdessen sehen, was sie damals gesehen hatten. Und das hätte ich nicht ertragen können.
    Spence hatte seine Waffe dabei, aber meine steckte in Freds Schreibtischschublade, wohin er sie gelegt hatte, als er sie mir abnahm. »Bei verminderter Dienstbereitschaft brauchen Sie die nicht«, hatte er gesagt. Anfangs hatte ich sie vermisst, doch nach einer Weile lernte ich das wiederhergestellte Gleichgewicht schätzen. Ich ging aufrechter und fühlte mich leichter. Die eine Hüfte knickte nicht mehr ein. Meine Rückenschmerzen verschwanden, weil ich das Gewicht der Waffe nicht mehr ausgleichen musste. Sie würde in der Schublade bleiben, bis ich meinen regulären Dienst wieder aufnahm. So kamen wir viel schneller durch die Eingangskontrolle, was mich sehr freute. Sie achteten nicht auf die Latexhandschuhe, die ich in meine Handtasche gesteckt hatte, weil man damit niemanden umbringen kann, außer man stopft sie ihm in die Kehle.
    Kurz vor der Zelle drehte ich mich zu Spence um. »Ich will alleine mit ihm reden.«
    Er blieb unvermittelt stehen und starrte mich an. »Ich halte das nicht für eine gute Idee. Er ist kein besonders netter Kerl.«
    »Das geht schon. Ich will nur ein paar Minuten mit ihm.«
    »Warum, um Himmels willen?«
    »Spence, bitte. Du musst mir den Gefallen tun. Und ich will nicht, dass du unser Gespräch mithörst, für den Fall, dass du je danach gefragt wirst.«
    Er blieb stur.
    »Bitte«, wiederholte ich.
    Schließlich sagte er widerstrebend: »Okay.«
     
    Ich schickte Pete Moskal zwei Artikel aus der Los Angeles Times, die ich beide mit Gummihandschuhen ausgeschnitten hatte. Sie waren im Abstand von etwa einem Monat erschienen. Den neutralen Umschlag, in den ich sie gesteckt hatte, befeuchtete ich mit einem Schwamm und benutzte eine selbstklebende Briefmarke. Ich schrieb auch keinen Absender auf den Umschlag. Der erste lautete:
    Der verurteilte Serienmörder Wilbur Durand wurde gestern am späten Abend tot in seiner Zelle im Los Angeles County Correctional Institution gefunden; er war offensichtlich einem Mord zum Opfer gefallen. Durand, früher ein bekannter Hollywood-Produzent und Special-Effects-Experte, saß seit letztem Jahr dort ein, nachdem man ihn des heimtückischen Mordes, der Entführung und der Vergewaltigung von Minderjährigen in den Fällen der Ermordung von Earl Jackson, 12, und der Entführung und Vergewaltigung von Jeffrey Samuels, 13, sowie in zahlreichen anderen Fällen für schuldig befunden hatte. Die Anwältin Sheila Carmichael, die außerdem seine Schwester ist, war eben dabei,

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