Die Schreckensteiner auf der Flucht
beruhigt sein, Onkel. Der Rex weiß Bescheid. — Bitte, tu mir den Gefallen! — Du brauchst keine Gewissensbisse zu haben. Jetzt schreib dir’s erst mal auf. — Ja, ich warte...“
Ottokar fächelte sich mit der Tür Kühlung zu.
„Mann! So was von begriffsstutzig! Wenn der heute Abitur machen müsste, würde er durchfallen.“
Doktor Waldmann hatte das Telegramm aufgesetzt und reichte Ottokar den Text. Der Onkel am anderen Ende meldete sich mit Schreibzeug zurück — das Diktat konnte beginnen.
„Also Onkel, erst mal die Anschrift: Bodo Graf Schreckenstein, Burg Schreckenstein, Post Wampoldsreute, die Leitzahl weißt du ja. Jetzt der Text: Ankomme Freitag gegen 20 Uhr Stop. Nicht abholen, werde gebracht Stop. Gruß Irmintraut. Und der Absender: Irmintraut von Schreckenstein, Schloss Rülpshorst — ja, Onkel, das Schloss bei euch in der Nähe, genau das!“
Es dauerte eine Weile, bis Ottokar wieder zum Zuge kam. Er verdrehte die Augen.
„Onkel, bitte! Es gibt keine Schwierigkeiten. Die Gräfin kommt gar nicht, sondern eine Lehrerin! Wir brauchen nur euer Postamt als Absendeort. — Bitte, Onkel, versteh doch endlich, es wird ja so teuer!“
Doktor Waldmann und Stephan standen vor der Telefonzelle und bangten mit Ottokar. Da sagte plötzlich eine Stimme: „Ach! So ist das!“ Sonja hatte draußen den Wagen ihres Vaters entdeckt. „Eigentlich nicht nett, dass ihr mich ausklammert. Ihr habt doch was vor, oder?“
„Wir wollten dich raushalten“, sagte ihr Vater. „Damit du Fräulein Doktor Horn gerade in die Augen schauen kannst.“
„Das kann ich sowieso nicht mehr“, antwortete Sonja und lachte.
„Wieso nicht?“ fragte Stephan. „Hat Schießbude dir einen Heiratsantrag gemacht?“
Ärgerlich winkte sie ab; Doktor Waldmann erklärte, um was es ging.
„Endlich! Er macht’s!“ Ottokar trat schwitzend aus der Telefonzelle. Während er Sonja begrüßte, unterrichtete ihn Stephan, was inzwischen besprochen worden war. Jetzt ging Doktor Waldmann zum Schalterbeamten und ließ sich mit Schloss Rosenfels verbinden.
„Haltet mir die Daumen!“ sagte er zu den dreien. „Und lacht bitte nicht!“
Der Apparat klingelte.
„Hallo!“ rief Doktor Waldmann in der Zelle. Seine Stimme klang viel heller als sonst. „Hier Burg Schreckenstein. Bitte verbinden Sie mich mit der Leiterin Ihres Instituts. — Ja bitte. — Hallo? — Ach, gnädige Frau sind selbst am Apparat, pardon. Guten Tag. Ich rufe im Auftrag von Graf Schreckenstein an. — Hier spricht Jean. — Gnädige Frau haben mich an der Stimme erkannt? Zu gütig!“
Stephan hielt sich den Mund zu; Ottokar wandte sich ab, um nicht herauszuplatzen. Nur Sonja gelang es halbwegs ernst zu bleiben. Drinnen flötete der Doktor weiter, Jean tatsächlich zum Verwechseln ähnlich. „Der Herr Graf wollten selbstverständlich persönlich anrufen. Aber er wagte nicht, die Mittagsruhe zu stören. Jetzt ist er untröstlich, dass er weg musste — eine Sitzung der Forstverwaltung. Forst, gnädige Frau, nicht Frost! Und so haben der Herr Graf mich beauftragt, seine Einladung zu übermitteln. — Morgen kommen die Frau Gräfin, die Schwester des Herrn Grafen, zu Besuch, und da wollten der Herr Graf zu einem kleinen Abendessen bitten. Gnädige Frau werden selbstverständlich abgeholt. Einer unserer Lehrer wird sich die Ehre geben. Der Herr Graf bitten die telefonische Übermittlung zu entschuldigen, aber die Zeit drängt. Das Telegramm, das uns die Frau Gräfin ankündigte, ist erst vor zwei Stunden hier ange...“
Stephan rannte hinaus auf die Straße, um schallend zu lachen. Schießbude, in den Anblick des Motors vertieft, hob den Kopf, kam herüber und klopfte ihm auf den Rücken.
„Ich kann mir schon denken, was dich so freut. Als Jean’ ist Waldmann nicht zu schlagen. Darüber haben wir schon viel gelacht in der Lehrerkonferenz.“
Als die beiden in die Schalterhalle traten, stand Doktor Waldmann vor der Zelle und tupfte sich die Stirn ab.
„Puh! Also, sie hat die Einladung angenommen! Dieses Reden in dritter Person ist schon eine ungewohnte Sache. Gleichwohl eine gute Übung.“
„Dass Sie das gemacht haben, das vergessen wir Ihnen nicht“, sagte Ottokar. Doktor Waldmann tupfte noch immer Perlen von seiner Stirn.
„Der Rex... ich meine, Direktor Meyer steht voll und ganz hinter uns. Ich soll ein wenig ,mitzaubern’. Im Hintergrund, hat er gesagt, die Idee sei einfach zu gut.“
Auf dem Schloss verliefen Nachmittag, Abend und der ganze
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