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Die Schreckensteiner auf der Flucht

Die Schreckensteiner auf der Flucht

Titel: Die Schreckensteiner auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Sinn der Sache.“
    „Sehr richtig! Sie muss sich giften, dass sie grün wird! Und dazu brauchen wir die Gören!“ rief der kleine Kuno. „Unbedingt“, bestärkte Dampfwalze. Er hatte seinen Seidenschal nicht umsonst umgebunden. Aber Ottokar schüttelte den Kopf.
    „Wir können doch nicht einfach tanzen, wie die Gänse pfeifen! Die schnappen ja glatt über.“
    Die Ritter schauten betreten. Nur Andi zappelte, als habe er wieder mal eine Idee.
    „Wir müssen etwas finden, dass die Weiber ihren Willen kriegen, ohne dass es aussieht, als ob wir klein beigeben.“ Er überlegte und fuhr dann fort. „Wir sagen, es sei... ein Kostümfest. Dann müssen sie sich auch noch mal umziehen. Nicht nur wir!“
    Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Dampfwalze durfte den Mädchen die Nachricht überbringen.
    „Halt, noch was“, rief Stephan ihm nach. „Sag ihnen, es geht erst in einer Stunde los. Sie sollen aber schon vorher rüberkommen und Brötchen schmieren! Wir machen uns inzwischen extra fein. Und zwar in ihrem Duschraum!“
    Die Ritter grölten vor Begeisterung, schlichen sich in den Mädchenduschraum und schwemmten, bis sie einander im Wasserdampf kaum noch erkannten. Klaus, der Witzbold, verstellte seine Stimme.
    „Hallo... ks... hier ist Graf... ks... Sind Sie das, Fräulein Doktor... ks...?“
    „Oh, ja, ich bin’s, Graf!“ flötete Strehlau. „Aber ich bin schockiert. Sie haben ja gar nichts an!“
    „Oh... ks... pardon“, antwortete Klaus, „ich werde sofort... ks... Jean nach Neustadt schicken, damit er... ks... mir eine Badehose kauft. Und für Sie... ks... auch etwas!“
    Als die Ritterschaft gewaschen und kostümiert aus dem Obergeschoss des Wirtschaftsgebäudes herunterkam, erkannte sie den Schweinestall nicht wieder. Die grellen, hässlichen Beleuchtungskörper waren hinter hübschen, bunten Lampions verschwunden, zwischen den Stützpfosten hingen Girlanden, die Wände waren mit Tannengrün geschmückt, und auf jedem Zweig saß eine Pappmaske. In einer Ecke stand eine komplett eingerichtete Bar und ein kaltes Büfett. Krüge mit verschiedenen Säften, Platten mit belegten Brotschnitten und Süßigkeiten. Die Ritter staunten.
    „Das finde ich ganz prima, was ihr da gemacht habt!“ lobte Maharadscha Dampfwalze ein Kätzchen mit schwarzen Ohren und weißen Schnurrhaaren, das er für Ingrid hielt.
    „Miau!“ antwortete das Kätzchen. Es war jedoch Bettina.
    Die Mädchen hatten sich nicht durchweg kostümiert. Die meisten trugen bequeme Sachen, hatten nur die Köpfe malerisch herausgeputzt, mit Larven, Brillen, Nasen, Federn, Hüten, Mützen, turbanartigen Aufbauten, mit falschen Perlen und Steinen, Wimpern, Haarteilen und ausgiebiger Bemalung.
    Da waren die Ritter gründlicher gewesen. Zwar hatten sie auf umständliche Kostüme wie Pinguin, Schildkröte, Fliegenpilz verzichtet, nicht zuletzt, weil die Zeit dazu fehlte. Dafür hatten sie sich bemüht, möglichst unkenntlich zu erscheinen. Bis auf einige wenige, die nach Verschönerung strebten, hatten sie sich Barte gemalt oder geklebt, an allen möglichen Stellen Pullover und Bettzeug unter ihre Kostüme gestopft, um die Statur zu verwischen.
    „Selten so viele Mastritter gesehen!“ lästerte Mücke.
    „Wenn die Brötchen alle sind, machen wir Span-Ritter am Spieß“, antwortete seine nicht minder schlagfertige Schwester. Sie trug ein schwarzes Trikot mit langen Ärmeln und dazu einen wagenradgroßen Hut voller Christbaumschmuck. Selbst an ihren Ohren baumelten dicke Christbaumkugeln.
    „Heut passt sie wenigstens zu Dampfwalze“, meinte Witzbold Klaus. Er hatte recht. Die beiden glitzerten und funkelten wie Leuchtreklame. Vielleicht lag es an dieser äußeren Übereinstimmung, dass sie erstmals zusammenfanden — zum unzertrennlichsten Tanzpaar der Nacht.
    Die originellste Kostümierung hatte sich Beatrix einfallen lassen. Sie kam als „Obstsalat“. Von Kopf bis Fuß in einem grünen Trikot steckend, hatte sie falsches und echtes Obst, frisch und aus der Dose, auf Nylonfäden gereiht und sich damit umwickelt. Um die Taille trug sie ein Röckchen aus frischen Bananen, um den Hals eine Kette aus getrockneten. Auf dem Kopf hatte sie ein Plastikkörbchen festgebunden, voller Trauben, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, alle falsch und daher leicht. Um die Handgelenke trug sie gedörrte Aprikosen und Pflaumen und als Ohrringe zwei große Scheiben kandierter Ananas.
    „Kommt, wir machen eine Obstkur!“ rief der kleine Eberhard und stürzte sich

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