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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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dafür nur von ihr verlangen, daß sie sich so anständig wie möglich betrug.
    Um sieben Uhr führte Parker die Dame ins Arbeitszimmer. Sie trug ein Schneiderkostüm, das in seiner Einfachheit ihre attraktive Erscheinung noch unterstrich.
    »Bitte, nehmen Sie hier Platz …« Er schob einen großen, bequemen Klubsessel neben seinen Schreibtisch, so daß sie ihm schräg gegenübersaß. »Nun, Mrs. Collak, was kann ich für Sie tun?«
    »Sie meinen, wieviel Geld nötig ist, um meine Sorgen zu verjagen?« fragte sie lächelnd. »Ich denke, dreitausend Pfund würden genügen. Natürlich könnte ich auch mit weniger verreisen«, fügte sie bei, »und am liebsten würde ich Sie überhaupt nicht darum bitten.«
    Er zog eine Schreibtischschublade auf und holte ein Scheckbuch heraus. Mit der nicht verbundenen Hand riß er ein Scheckblatt ab und reichte es ihr.
    »Füllen Sie ihn bitte aus - und machen Sie ihn zahlbar für den Überbringer.«
    Erst jetzt bemerkte sie, daß seine rechte Hand verbunden war.
    »Haben Sie sich verletzt?« fragte sie erschrocken.
    »Nicht so schlimm …«
    Bell gab ihr seinen Füllfederhalter, holte dann aus einer anderen Schublade die Kassette und öffnete sie. Er drückte den Stempel auf das Farbkissen, nahm den ausgefüllten Scheck wieder in Empfang und stempelte seine Unterschrift darunter.
    »Man wird Ihnen diesen Scheck einlösen«, sagte er. »Und nun möchte ich noch kurz mit Ihnen sprechen.«
    Sie faltete den Scheck zusammen, steckte ihn in ihre Handtasche und lehnte sich erwartungsvoll in den Sessel zurück.
    »Bitte, glauben Sie nicht, daß ich Ihnen Ermahnungen mit auf den Weg geben will -«, begann er lächelnd. »Ich möchte über eine Angelegenheit mit Ihnen sprechen, die mich angeht.« Er rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Ich will mich nämlich verheiraten.«
    »Das freut mich aber!« sagte sie erstaunt. »Wer ist denn die Glückliche?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    Sie beugte sich etwas vor und runzelte die Stirn.
    »Das wissen Sie nicht? Mein lieber Comstock, was soll der Unsinn?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Es ist kein Unsinn. Ich habe mich noch nicht entschieden, ich wollte Sie fragen …«
    Er machte eine Pause. Irgend etwas hinderte ihn daran, fortzufahren.
    »Nun?«
    »Ach, ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    Sie schaute ihn aufmerksam an, dann lachte sie.
    »Wirklich, Comstock, Sie sind zu komisch - sagen Sie mir doch, wer es ist, und ich werde Sie gern beraten.«
    »Ich muß mir alles noch einmal gründlich überlegen«, gestand er verlegen und erhob sich.
    Sie zuckte die Schultern, stand ebenfalls auf und gab ihm die Hand.
    »Es tut mir wirklich leid, daß Sie sich mir nicht anvertrauen wollen. Ich gehe jetzt wohl am besten. Haben Sie vielen Dank, Comstock!«
    Er machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Sprechen wir vorerst nicht mehr darüber - ich werde Sie in den nächsten Tagen noch aufsuchen. Sie verlassen London doch nicht sofort?«
    »Nein, ich bleibe bis Ende der Woche hier.«
    Er begleitete sie bis zur Haustür.
    »Leben Sie wohl - und meinen herzlichsten Dank«, sagte sie noch einmal.
    »Auf Wiedersehen also!« rief er ihr nach. »Vielleicht komme ich schon morgen zu Ihnen, wenn ich mehr Mut habe …«
    Während sie, über sein sonderbares Benehmen nachdenkend, zu ihrer Wohnung in der Nähe von Knightsbridge zurückfuhr, saß Comstock Bell wieder vor seinem Schreibtisch und schaute gedankenverloren vor sich hin.
    Er ließ sich ein einfaches Abendessen bringen, und nachdem er gegessen hatte, verschloß er die Zimmertür.
    Parker, der vorbeiging, hörte das Klappern der Schreibmaschine.
    Um neun Uhr öffnete Bell die Tür wieder und ging nach oben in sein Zimmer. Dort klingelte er nach Parker.
    »Wer ist noch im Haus?« fragte er.
    »Thomas sitzt in der Küche, Sir.«
    »Sagen Sie ihm, daß er warten soll, bis ich nach ihm klingle. Ich möchte, daß Sie zur Charing Cross Station fahren und fragen, um wieviel Uhr die Nachtpost vom Kontinent ankommt.«
    »Soll ich nicht telefonieren, Sir?«
    »Nein, gehen Sie bitte selbst«, sagte Bell ungeduldig. »Ich möchte, daß Sie sich persönlich ganz genau erkundigen. Sollte ich nicht mehr zu Hause sein, wenn Sie zurückkommen, rufen Sie mich im Klub an.«
    Er wartete, bis Parker das Haus verlassen hatte, dann begann er sich hastig umzuziehen. Aus einem Schrank, den er stets gut verschlossen hielt, holte er einen abgetragenen Anzug, zog ihn an, setzte sich einen weichen Filzhut auf und schlüpfte in einen

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