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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wiedersehen?«
    »Ich hoffe es -«, rief Bell.
    Gold entging es nicht, daß Bell immer noch zerstreut war und offensichtlich an etwas ganz anderes dachte. Er warf einen schnellen Blick auf die junge Frau, die neben ihrem Mann am geöffneten Fenster stand. Sie sah ein wenig angegriffen aus. Die Schatten unter ihren Augen ließen vermuten, daß sie in der letzten Nacht wenig geschlafen hatte.
    Gold lief neben dem Zug her und schüttelte auch Verity noch einmal die Hand. Dann blieb er stehen und schaute dem Zug nach.
    »Wirklich eine merkwürdige Hochzeit!« murmelte er vor sich hin.
    Er drehte sich um und wäre beinah mit Helder zusammengestoßen, der sich auch eingefunden hatte.
    Gold sah ihn ärgerlich an.
    »Sieht ganz so aus, als ob Sie uns nachspioniert hätten«, knurrte er unwillig.
    Helder lachte.
    »Damit haben Sie vollkommen recht«, gab er offen zu. »Die Heirat Comstock Bells interessiert mich mindestens sosehr wie Sie selbst. Komisch daran ist nur, daß mir nicht klar ist, warum ich mich eigentlich dafür interessiere!«
    »Das überrascht mich aber wirklich«, erwiderte Gold trocken. »Leute wie Sie tun doch nichts ohne triftigen Grund.«
    »Ich komme mir selbst ja schon ziemlich merkwürdig vor!« sagte Helder grinsend.
    Zu gern hätte er Gold begleitet, aber er kam gar nicht mehr dazu, noch etwas zu sagen, denn Gold verabschiedete sich brüsk und ließ ihn stehen.

18
    Wentworth Gold verbrachte den Nachmittag in seinem Büro, sah Akten durch und schrieb einen Brief für das Schatzamt in Washington.
    Später suchte er den Klub auf, um dort zu Abend zu essen. Der Portier übergab ihm zwei Telegramme. Beide stammten von Comstock Bell - das eine kam aus Dover und drückte nochmals Bells herzlichen Dank für die freundschaftliche Hilfe aus, das zweite war in Calais um drei Uhr nachmittags aufgegeben worden.
    Gold schüttelte verwundert den Kopf, als er las: ›Bitte besuchen sie morgen meinen Diener Parker - ich hatte ihn für heute beurlaubt - und sagen sie ihm, er soll mir meine Post nachsenden.‹ Warum hatte Bell nicht direkt an Parker telegrafiert? Wie kam es überhaupt, daß er seinen Diener nicht vor der Abreise entsprechend instruiert hatte?
    Wahrscheinlich steckte auch dahinter irgend etwas. Aber Gold war es schon müde, sich nutzlos den Kopf zu zerbrechen. In aller Ruhe beendete er seine Mahlzeit.
    An einem Tischchen in der Nähe saß Helder und las ostentativ in einer Abendzeitung. Gold wußte ganz genau, daß dies nur ein Vorwand war, um ihn unauffällig beobachten zu können. Was wollte Helder eigentlich? Er war doch sonst kein Mann, der kostbare Zeit vergeudete, nur um seine Neugier zu befriedigen. Gold erhob sich und schlenderte zu Helder hinüber.
    »Ich möchte einen kleinen Spaziergang machen - hätten Sie nicht Lust, mich zu begleiten?«
    »Mit Vergnügen«, sagte Helder bereitwillig und stand auf.
    Es war Gold eingefallen, daß er am folgenden Tag verschiedene Verabredungen hatte, es ihm also kaum möglich sein würde, mit Parker persönlich zu sprechen. Er entschuldigte sich für einen Augenblick bei Helder, holte sich im Schreibzimmer einen Briefumschlag, steckte das Telegramm hinein und adressierte das Kuvert an Bells Diener. Bei dem Spaziergang konnte er am Haus vorbeigehen und den Brief gleich einwerfen.
    Die beiden Herren verließen den Klub und gingen gemächlich in Richtung Cadogan Square.
    »Darf ich Sie einmal ganz offen etwas fragen«, begann Gold die Unterhaltung, »und eine ebenso offene Antwort erwarten?«
    »Hm - ich werde mich bemühen. Was wollen Sie von mir wissen?«
    »Warum interessieren Sie sich so sehr für Comstock Bell?«
    »Oh, ich interessiere mich für alle Leute.«
    »Aber doch nicht so, daß Sie ihnen den größten Teil Ihrer Zeit widmen! Hinter Ihrem Interesse für Comstock Bell steckt doch irgend etwas …«
    Eine Zeitlang schritten sie schweigend nebeneinander her.
    »Sie sind mit Bell befreundet, und ich möchte Ihnen nichts Unangenehmes über ihn sagen«, antwortete Helder.
    »Viel unangenehmer ist es für mich, wenn Sie immer nur dunkle Andeutungen machen, statt mir einfach einmal reinen Wein einzuschenken.«
    »Gut, ich werde Ihnen meine Meinung sagen - ich bin der Überzeugung, daß Comstock Bell ein betrügerischer, gemeiner Schuft ist.«
    »Das ist alles?« erkundigte sich Gold, ohne besondere Erregung zu zeigen.
    »Ist das nicht genug?«
    »Die bloße Tatsache, daß Sie sagen, er sei ein Schuft, genügt noch lange nicht, um auch mich davon zu

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