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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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alles.«
    »Es muß lästig für Sie sein, daß Ihre Hand noch verbunden ist.« Gold deutete auf den Verband. Bell lachte.
    »Wahrhaftig, daran habe ich noch gar nicht gedacht! Ich habe mich schon völlig daran gewöhnt, mit der linken Hand auf der Maschine zu schreiben.«
    »Nehmen Sie Ihre Schreibmaschine mit?« fragte Gold.
    »Selbstverständlich.«
    Die Unterhaltung stockte, und Bell winkte dem Kellner.
    »Bringen Sie mir bitte ein Telegrammformular!«
    Eine Weile später lagen eine Schreibunterlage und ein Formular vor ihm.
    »Soll ich es für Sie schreiben?« fragte Gold.
    »Sehr freundlich, aber ich komme schon zurecht -«, erwiderte Bell ein wenig verlegen.
    Umständlich malte er mit der linken Hand die Buchstaben. Das Telegramm war an Captain Lauder, Landview Cottage, Gravesend, gerichtet und bestand nur aus dem einzigen Wort: ›Vorwärts!‹ Gold hätte zu gern den Inhalt des Telegramms erfahren, das Bell ausgerechnet an seinem Hochzeitsmorgen abschickte. Doch so sehr er sich auch den Hals verrenkte, der andere hielt das Formular so, daß er nichts lesen konnte. Als Bell fertig war, faltete er das Blatt und gab es zusammen mit einem Fünfshillingstück dem Kellner.
    »Bitte, lassen Sie das Telegramm sofort aufgeben.« Er schaute auf die Uhr und lächelte seine Frau freundlich an. »Wir haben noch eine Stunde Zeit. Dein Gepäck hast du doch schon auf den Bahnhof bringen lassen?« Sie nickte.
    »Ich werde dich von jetzt an Verity nennen, ja?«
    »Das ist lieb von dir«, antwortete sie leise.
    Wentworth Gold, der zugehört hatte, schüttelte insgeheim den Kopf. Auch ihm kam die merkwürdige Stimmung des Unwirklichen, die über der ganzen Zeremonie gelegen hatte, immer mehr zum Bewußtsein. Was sollte das Ganze nur bedeuten? fragte er sich schon zum hundertstenmal. Die beiden sprachen miteinander, als ob sie sich eben erst vorgestellt worden wären. Wie lange kannte Bell seine Frau eigentlich schon?
    »Du kannst alles, was du brauchst, in Paris kaufen«, sagte Bell.
    »Das wird nicht viel sein«, erwiderte sie schüchtern.
    Comstock schaute wieder auf die Uhr.
    »Wir haben für die nächste Stunde nichts mehr vor und sind frei. Ich schlage vor, daß wir einen Spaziergang durch den Park machen. Begleiten Sie uns doch bitte, Mr. Gold!«
    Wentworth Gold hatte zwar wenig Erfahrung mit Hochzeiten und Jungvermählten, aber so viel war ihm immerhin klar, daß er sich jetzt verabschieden und das Paar sich selbst überlassen mußte. Er hatte sich auch schon eine plausible Begründung für seinen Rückzug zurechtgelegt, als ihm Bell zuvorkam.
    »Falls Sie noch ein wenig Zeit für uns haben, würde es uns sehr freuen, wenn Sie uns zum Zug bringen könnten -nicht wahr, Verity?«
    Mit einem Taxi fuhren sie zum Regents Park. Sie spazierten die wunderschönen Wege entlang und sprachen über alle möglichen unwichtigen Dinge. Als die Zeit immer weiter vorrückte, wurde Bell unruhig und zerstreut. Unvermittelt wandte er sich an Gold.
    »Vermutlich hat Ihnen Helder gesagt, daß ich Willetts angezeigt habe, wie?«
    Gold war verblüfft. Er konnte sich nicht erklären, woher Bell dies wußte.
    »Ja, er hat mir so etwas Ähnliches zugetragen - aber ich habe nie viel von dem gehalten, was Helder mir erzählte.«
    »In diesem Falle hatte er aber recht«, sagte Bell. »Ich habe Willetts angezeigt, und ich hatte allen Grund dazu.«
    »Ist er schon verhaftet worden?«
    »Noch nicht. Ich konnte es so einrichten, daß er erst festgenommen wird, wenn ich England verlassen habe.«
    Gold war mehr als erstaunt. Wie sollte er diese Handlungsweise mit dem sonst so vornehmen Charakter und Benehmen Bells in Einklang bringen? Er hatte ihn seiner Anständigkeit wegen geschätzt und fühlte sich jetzt fast ein wenig abgestoßen. Jemanden verhaften zu lassen und sich selbst allen möglichen Unannehmlichkeiten, die diese Verhaftung mit sich bringen konnte, durch die Abreise zu entziehen, war wenig schön.
    »Gut, daß Sie mir das gesagt haben«, antwortete er kühl.
    Comstock Bell machte ein ernstes Gesicht. Es war ihm klar, daß Gold sein Verhalten durchaus nicht billigte.
    »Denken Sie nicht voreilig schlecht über mich!«
    Wortlos machten sie sich auf den Weg zur Victoria Station. Für das junge Paar war ein Abteil erster Klasse reserviert. Oberflächliches Geplauder füllte die letzten Minuten bis zur Abfahrt aus.
    Der Zug setzte sich in Bewegung.
    »Auf Wiedersehen!« Gold streckte Bell zum Abschied die Hand hinauf. »Wir werden uns doch

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