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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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waren so begabt, daß Sie jedes noch so verwickelte Ornament aus dem Gedächtnis aufzeichnen konnten. Ihr erster illegaler Versuch war eine Hundertschillingnote …» Helder achtete nicht weiter darauf, als Tom Maple zusammenzuckte. »Daraufhin wurden Sie hinausgeworfen, und Sie konnten von Glück sagen, daß man Ihnen nicht den Prozeß machte, weil man einen Skandal vermeiden wollte. In Frankreich, wohin Sie auswanderten, bekamen Sie als begehrter Fachmann ebenfalls einen guten Job. Aber jemand erkannte Sie, und Sie mußten auch dort wieder gehen. - Wo haben Sie eigentlich Gold kennengelernt? Na ja, es ist ja egal …«
    Helder lachte höhnisch. Maple warf einen verkniffenen Blick auf ihn.
    »Lachen Sie nicht!« sagte er mit unsicherer Stimme. »Sie sprechen von einer Zeit, die längst vergangen ist -heute ist alles anders!« Er warf den Kopf zurück. »Ich war ein Trinker - bin es heute noch … Darauf haben Sie gebaut! Ich kenne Sie. Und ich kenne auch mich.«
    Sein Kopf sank auf die Brust, und er starrte teilnahmslos vor sich hin.
    Helder und Tiger Brown wechselten einen schnellen Blick und sahen dann fragend Clinker an, aber der schüttelte den Kopf.
    »Los, Maple, kommen Sie!« sagte Helder freundlich. »Wir wollen zusammen einen trinken und dabei die ganze Angelegenheit besprechen.«
    Maple erhob sich und stützte sich mit den Händen auf die Tischplatte. Helder beobachtete erstaunt, wie sich seine Haltung plötzlich veränderte, wie entschlossen und ruhig er auf einmal aussah.
    »Ich werde nichts trinken!« sagte er bestimmt. »Das ist ein fester Entschluß - ich will nüchtern bleiben, ein für allemal. Daß ich tief gesunken bin, weiß ich - aber jetzt will ich wieder hinauf!«
    Helder schoß das Blut in den Kopf.
    »Reden Sie keinen Unsinn, Maple! Für Sie gibt es keine Reue und kein Zurück mehr - weder für Sie noch für mich. In dieser Sache hängen Sie genauso drin wie wir, und Sie müssen jetzt so lange bei uns aushalten, bis wir unser Schäfchen im Trockenen haben.«
    Maple schüttelte den Kopf.
    »Jetzt hören Sie zu!« Helder trat dicht vor ihn hin. »Glauben Sie vielleicht, ich würde Sie laufenlassen, damit Sie zur Polizei rennen und mich anzeigen? Meinen Sie, ich hätte Lust, meine Freiheit und meine Stellung in der Gesellschaft aufzugeben und lebenslänglich im Gefängnis zu sitzen? Nein, mein Lieber, wenn ich je Pech haben sollte, dann mache ich Schluß - dafür habe ich vorgesorgt. Aber eines will ich Ihnen sagen - und schreiben Sie sich das hinter die Ohren -, wenn ich schon bereit bin, mich selbst umzubringen, dann soll es mir auch auf einen Mord nicht ankommen, wenn es darum geht, zwischen Gelingen oder Verderben zu wählen. Kapiert?«
    Maple sah ihn gleichgültig an und schüttelte den Kopf.
    »Sie haben mich anscheinend nicht verstanden!« rief Helder wütend. »Ich wiederhole noch einmal, daß ich keine Rücksichten kenne, wenn Sie sich nicht fügen. Sie müssen diese englischen Noten in Angriff nehmen - und zwar sofort! Zur Zeit befaßt sich die Polizei mit den amerikanischen Scheinen, und bald wird sie auch hinter den französischen her sein.«
    Maple zeigte plötzlich Interesse an der Unterhaltung.
    »Sind die französischen Scheine schon auf den Markt gekommen?« fragte er erregt.
    Helder nickte.
    »Die erste Lieferung ist hinausgegangen. Wollen wir uns nicht lieber wieder vertragen, Maple?« Er zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. »Werden Sie tun, was ich Ihnen gesagt habe?«
    Maple zuckte schwach die Schultern.
    »Vielleicht«, antwortete er. »Es wird mir nichts anderes übrigbleiben. Ich habe eine gewisse Verantwortung -meine Nichte ist nicht versorgt.«
    Helder unterdrückte ein Lächeln.
    »Machen Sie sich um Ihre Nichte keine Sorgen - es geht ihr gut.«
    Clinker hob plötzlich warnend die Hand. Alle lauschten ange strengt.
    »Es kommt jemand den Weg herauf - ich will gleich mal nachschauen, wer es ist.«
    Mit diesen Worten ging Clinker hinaus, verschloß vorsichtshalber die Tür und stieg hinunter. Kurz darauf hörten die andern, wie die Haustür geöffnet und nach einer Weile wieder geschlossen wurde.
    Dann kam Clinker nach oben und brachte ein Telegramm.
    »Es war nur der Postbote«, sagte er. »Für Sie …«
    Brown nahm den Umschlag, riß ihn auf und las.
    »Was gibt’s?« fragte Helder.
    »Schriener ist in Paris verhaftet worden, als er versuchte, Tausendfrancnoten zu wechseln.«
    Die beiden sahen einander an. Browns Gesicht zuckte nervös, und Helder war blaß

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