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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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meisten Leute einfach so leben wollen . Sie möchten nicht ständig aufeinanderhocken.
    Meine Mutter hat eine Wohnung im Windermere Village. Sie war nie mit meinem Vater verheiratet – wir waren seine Zweitfamilie, wir waren die anderen –, und weil etwas Schlimmes vorgefallen ist, als ich noch ein Kind war, etwas, über das wir grundsätzlich nicht reden, habe ich heute keinen Kontakt mehr zu ihm. Ich hätte meine Mutter angerufen und sie gebeten, die Zutaten für Sallys Pizza zu kaufen, aber sie besitzt kein Auto. So musste ich den armen Joe darum bitten. Der Arme, er ist todmüde. Auch er hat nur ein paar Stunden geschlafen.
    Ich setze rückwärts aus der Einfahrt, Sam auf dem Beifahrersitz neben mir. Ich winke den beiden Älteren zu, die auf den Kleinbus warten.
    Ich weiß nicht, ob es landesweit so geregelt ist oder eine Besonderheit der Grafschaft Cumbria – aber jedes Kind, das weiter als drei Meilen von der Schule entfernt wohnt oder dessen Schulweg aus anderen Gründen unzumutbar ist, hat Anspruch auf kostenlose Beförderung. Und weil es hier in Troutbeck keine Busse gibt, werden unsere Kinder mit einer Art Taxi, genau genommen einem Kleinbus, zur Schule gefahren. (Nein, nicht von Joe. Joe ist Kleinunternehmer. Er fährt alte Damen ins Krankenhaus, in die Gärtnerei oder zum Bridgeclub.)
    Ich würde Sam ebenfalls mit dem Bus fahren lassen, hätte ich nicht die Befürchtung, ein verrückter Fahrer könnte ihn entführen und auf die Fähre nach Zeebrügge mitnehmen, noch bevor ich erfahre, dass er nicht in der Schule angekommen ist (ich habe mich erkundigt, von den Fahrern wird kein Führungszeugnis verlangt). Deswegen setze ich Sam auf meinem Weg zum Tierheim an der Schule ab, was mir durchaus entgegenkommt. An einem normalen Arbeitstag ist das die einzige Gelegenheit, ungestört Zeit miteinander zu verbringen.
    Wir reden über alles Mögliche. Sam ist immer noch jung genug, um an den Weihnachtsmann zu glauben, und Jesus Christus hält er für eine Art Superhelden. In Sams Augen besitzt Jesus ganz eindeutig Superkräfte. »Wie sonst hätte er das mit den Wundern gemacht?«
    Letztes Jahr hat Sam eine anstrengende Jesus-Phase durchgemacht, während der er pausenlos über Jesus reden wollte. Was ich nicht weiter bedenklich fand. Joe hingegen knallte eines Abends beim Essen entnervt die Gabel neben seinen Teller und schimpfte: »Diese Schule wird den Jungen noch verderben!«
    Vorsichtig lenke ich den Wagen die Straße hinunter. Die Strecke ist schmal, voller Schlaglöcher und ohne Ausweichmöglichkeiten. Komme ich nicht rechtzeitig los, begegnet mir auf halber Strecke der Bus, und dann bin unweigerlich ich diejenige, die rückwärts ausweichen muss, weil der Fahrer einen steifen Hals hat und beim Manövrieren auf die Seitenspiegel angewiesen ist. Zugegebenermaßen ist sein Fahrzeug wesentlich breiter als meins.
    Sam trägt eine Mütze, über die er sich die Kapuze seines Anoraks gezogen hat, so kalt ist es im Auto. Er kann mich kaum hören. Außerdem knattert der Auspuff. Er hätte schon letzten Monat repariert werden müssen und macht täglich mehr Krach. Sobald ich auf das Gaspedal trete, klinge ich wie ein irrer Raser. Ich erkundige mich bei Sam, wie es in der Schule läuft und ob er mir etwas sagen möchte.
    »Was?«, fragt er.
    »Wie bitte«, korrigiere ich ihn.
    »Wie bitte? Was?«
    »Ist in der Schule irgendwas passiert, was du mir erzählen möchtest?«
    Er zuckt mit den Achseln. Sieht aus dem Fenster. Dann dreht er sich zu mir um und berichtet aufgeregt von einem Kind, das bei »Zeigen und Erklären« eine Lavalampe vorgestellt hat. Erstens, wann kaufen wir eine Lavalampe? Und zweitens, warum darf er nie etwas mitbringen und erklären?
    Im Stillen verfluche ich die unbekannte Mutter, wer immer sie auch ist, weil sie mir eine weitere Aufgabe aufgebürdet hat. Zeigen und Erklären. Na toll.
    »›Zeigen und erklären‹«, sage ich geduldig, »ist eine amerikanische Tradition. So wie ›Süßes oder Saures‹. In England machen wir so etwas eigentlich nicht.«
    »Alle außer uns machen ›Süßes oder Saures‹!«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Doch!«
    »Wie dem auch sei«, sage ich schnell, »ich habe gehört, du nimmst den anderen Geld ab dafür, dass du mit ihnen spielst?«
    Er antwortet nicht. Ich sehe nur seine Nasenspitze aus der Fellkapuze herausragen, aber ich muss mich konzentrieren, denn wir sind inzwischen auf der nicht sonderlich gleichmäßig geteerten Hauptstraße (typischer Fall von

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