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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Nachwehen des Schiffbruches. Der Erstere blickte vor sich, hinter sich und nach allen Seiten, der Letztere war überhaupt nicht im Stande, zehn Schritte weit etwas zu sehen.
    Da legte sich Godfrey die Frage vor:
    »Wenn dieses Land auch keine Bewohner hat, finden sich hier wenigstens Thiere?«
    Es versteht sich von selbst, daß er hiermit nur Hausthiere, Haar-und Federvieh meinte, nicht jene Raubthiere, welche in der Tropenzone in Massen vorkommen und mit denen ja nichts anzufangen gewesen wäre.
    Darüber konnten ihm freilich nur weitere Nachforschungen Aufschluß geben.
    Jedenfalls belebten das Ufer einige Vogelschwärme, wie Rohrdommeln, Baumgänse, Strandläufer und Sarcellen, welche hin und her flatterten, zirpten und die Luft mit ihrem Flügelschlag und Geschrei erfüllten, wahrscheinlich der Ausdruck eines Protestes gegen die Besitznahme ihres Gebietes.
    Godfrey konnte mit vollem Rechte von den Vögeln auf Nester und von Nestern auf Eier schließen. Da die Vögel alle in großen Schaaren auftraten, mußten sich im Gesteine gewiß Tausende von Löchern finden, die ihnen als gewöhnliche Wohnung dienten. In der Ferne verriethen übrigens einige Seereiher und Züge von Wasserschnepfen das Vorhandensein eines Sumpfes.
    An Geflügel fehlte es sonach nicht. Die Schwierigkeit lag nur darin, wie man sich desselben ohne eine Feuerwaffe bemächtigen könnte. Vorläufig konnte man dasselbe nur in Form von Eiern verwerthen und mußte sich damit begnügen, die Vögel in dieser ursprünglichen, aber nahrhaften Form zu consumiren.
    Doch wenn es nun auch an Speise nicht mangelte, wie sollte man sich dieselbe kochen? Wie konnte man sich Feuer verschaffen? Eine wichtige Frage, deren Lösung für später vorbehalten wurde.
    Godfrey und Tartelett kamen also nach dem Riff zurück, über dem große Mengen von Seevögeln schwebten.
    Da erwartete sie eine angenehme Ueberraschung.
    Unter dem einheimischen Geflügel, das auf dem sandigen Vorlande umherlief und unter den Vareczweigen und den einzelnen Büscheln von Wasserpflanzen auf Beute ausging, bemerkten sie da nicht ein Dutzend Hühner und zwei oder drei Hähne von amerikanischer Race? Nein, das war keine Augentäuschung, denn als sie näher kamen, erschallte ein gellendes Kikeriki wie ein Hifthornruf durch die Luft.
    Und weiter dort, welche Vierfüßler waren denn das, die zwischen den Felsen umhersprangen und die ersten Absätze der Dünen zu erklettern suchten, wo einige grüne Büsche standen? Godfrey konnte sich nicht länger täuschen. Es waren ein Dutzend Agutis, fünf oder sechs Lämmer und ebensoviele Ziegen, welche hier ruhig die ersten Gräser abnagten.
    »Ah, Tartelett, rief er, sehen Sie doch!«
    Der Professor blickte nach der bezeichneten Richtung, aber ohne etwas zu sehen, so war er in Nachdenken über seine unerwartete Lage versunken.
    Da kam Godfrey ein Gedanke, der sich als vollständig richtig erwies; diese Thiere alle, die Hühner, Agutis, Ziegen und Lämmer, mußten aus dem lebenden Proviant des »Dream« herrühren. Zur Zeit, als das Schiff versank, konnte ja das Geflügel erst die Klippen und dann den Strand unschwer erreichen, ebenso wie die Vierfüßler ohne Zweifel schwimmend bis zu den ersten Uferfelsen gelangt waren.
    »Was also keinem unserer unglücklichen Gefährten gelungen ist, bemerkte Godfrey, das vermochten die nur durch ihren Instinct geleiteten Thiere zu vollbringen, und von Allen, die der »Dream« trug, ist kein lebendes Wesen mit heiler Haut davongekommen, als – unvernünftige Thiere!…
    – Doch wir müssen uns selbst dazurechnen!« platzte Tartelett naiv heraus.
    Was ihn selbst betraf, so hatte er sich wirklich auch nur ganz wie ein Thier, ohne Mitwirkung eigener Ueberlegung, gerettet.
    Doch gleichviel, für die beiden Schiffbrüchigen war es ein sehr glücklicher Umstand, daß eine Anzahl dieser Thiere das Ufer erreicht hatte.
    Diese gedachte Godfrey zusammenzutreiben, in ein Gehege einzuschließen, und so war es bei der großen Fruchtbarkeit derselben nicht unwahrscheinlich, im Fall der Aufenthalt sich hier in die Länge zog, allmählich eine ganze Herde von Vierfüßlern und einen wirklichen Geflügelhof aufzuziehen und einzurichten.
    Heute aber wollte Godfrey sich an Nahrungsquellen halten, welche der Strand in Form von Eiern und Muscheln darbot. Professor Tartelett und er gingen also daran, die Spalten zwischen den Steinen unter dem Varec abzusuchen, und der Erfolg krönte auch ihre Mühe. Bald hatten sie eine beträchtliche Menge

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