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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von Miesmuscheln und Strandschnecken eingesammelt, welche ja zur Noth schon roh eßbar waren. An den Höhen der die Bai am Nordende abschließenden Felsen wurde auch ein Dutzend Eier von Baumgänsen gefunden, zusammen genug Vorrath, um noch mehr hungrige Gäste zu sättigen.
     

    »Ich sehe aber keine Stadt«, bemerkte Tartelett. (S. 77.)
     
    Bei ihrem knurrenden Magen dachten Godfrey und Tartelett übrigens gar nicht daran, sich gegenüber dieser ersten Mahlzeit wählerisch zu zeigen.
    »Und Feuer? fragte der Letztere.
    – Ja, Feuer!«…. antwortete der Erstere.
    Das war wirklich eine ernste Frage und veranlaßte beide Schiffbrüchige, den Inhalt ihrer Taschen zu prüfen.
    Die des Professors waren leer oder doch fast leer. Sie enthielten nur einige Reservesaiten für seine Geige und ein Stück Colophonium für den Bogen. Und damit soll einer einmal versuchen, Feuer zu machen.
    Godfrey besaß nicht viel mehr; doch fand er zur größten Befriedigung in seiner, Tasche ein vorzügliches Messer, welches seine Lederscheide vor der Berührung mit dem Meerwasser bewahrt hatte. Dieses Messer mit mehreren Klingen, mit Bohrer, Hippe und Säge, war unter den gegebenen Verhältnissen ein höchst kostbares Instrument; doch außer diesen Werkzeugen besaßen Godfrey und sein Begleiter weiter nichts als ihre Hände. Dazu kommt noch, daß die Hände des Tanz-und Anstandslehrers nur geübt waren, Geige zu spielen oder graziöse Bewegungen auszuführen; Godfrey sagte sich also, daß er in der Hauptsache wohl nur auf die seinigen angewiesen sein werde.
    Inzwischen wollte er die Tartelett’s doch anwenden, um sich durch schnelle fortgesetzte Reibung zweier Holzstücke aneinander Feuer zu verschaffen. Einige unter der Asche gesottene Eier würden beim zweiten Frühstück gewiß mit großer Freude begrüßt worden sein.
     

    Sie gingen daran, die Steine abzusuchen. (S. 79.)
     
    Während Godfrey also damit beschäftigt war, trotz der Insassen, welche ihre Nachkommenschaft in den Eiern zu vertheidigen versuchten, Vogelnester zu plündern, sammelte der Professor verschiedene Holzstücke, welche am Fuße der Dünen auf dem Erdboden umherlagen. Dieses Brennmaterial schaffte er an einen Felsen, wo der Seewind nicht hinwehte. Tartelett wählte zwei recht trockene Stücke, in der Absicht, durch kräftiges, lange fortgesetztes Reiben so viel Wärme zu entwickeln, daß dieselben sich entzündeten.
    Was die ungebildeten polynesischen Wilden fertig bringen, sollte das dem Professor, der jenen seiner Meinung nach weit überlegen war, nicht ebenfalls gelingen?
    Da saß er nun und rieb und rieb, daß er sich die Muskeln des Ober-und Unterarmes verrenkte. Er arbeitete mit wahrer Wuth, der arme Mann! Doch ob nun die Qualität des Holzes eine ungeeignete, ob es nicht hinlänglich ausgetrocknet war oder ob sich der Professor nur ungeschickt anstellte und nicht die passenden Handbewegungen zu einem solchen Verfahren auszuführen vermochte, kurz, es gelang ihm nicht, die beiden Holzstücke bemerkenswerth zu erhitzen. Dagegen strömte seine eigene Person eine intensive Wärme dabei aus und seine Stirn allein rauchte von dunstförmiger Transpiration.
    Als Godfrey mit seiner Eierernte zurückkehrte, fand er Tartelett in Schweiß gebadet, in einem Zustande, den dessen choreographische Uebungen gewiß niemals hervorgebracht hatten.
    »Nun es geht wohl nicht? fragte er.
    – Nein, Godfrey, das geht nicht, antwortete der Professor, und ich fange an zu glauben, daß derlei Erfindungen von Wilden nur auf Schwindel beruhen, um andere arme Teufel zu betrügen.
    – O nein, entgegnete Godfrey, aber es ist wie mit allen anderen Dingen, man muß sich darauf verstehen.
    – Und was wird nun mit diesen Eiern?…
    – O, es gäbe auch noch ein anderes Mittel, erklärte Godfrey. Wenn ich diese Eier an einem Bindfaden befestige, schleudere sie sehr schnell im Kreise herum und unterbreche dann plötzlich diese Bewegung, so müßte sich diese letztere in Wärme umsetzen und damit…
    – Wären die Eier gesotten?
    – Ja, wenn die Bewegung schnell und die Unterbrechung plötzlich genug war…. Doch wie diese Bewegung urplötzlich hemmen, ohne das Ei dabei zu zertrümmern? Das einfachste Mittel, lieber Tartelett, sehen Sie her, ist dieses.« Damit ergriff Godfrey ein Baumgänse-Ei, stieß die Schale an der Spitze ein und schlürfte den Inhalt ohne große Formalität heraus.
    Tartelett mußte sich wohl bequemen, es ihm nachzuthun und seinen Antheil an der Mahlzeit in

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