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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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welche alle von Godfrey vorher gesehenen weit überragte.
    »Vielleicht, sagte er sich, könnten wir uns dort häuslich einrichten, und das um so mehr, als ebenda, wenn ich nicht irre, ein Bach verläuft, der irgend wo an den Hügelabhängen entspringen mag und sich quer durch die Wiesenfläche schlängelt.«
    Darüber wollte er sich morgen Aufklärung verschaffen.
    Nach Süden zu bot die Insel einen mehr wechselnden Anblick. Wälder und Wiesen wichen da dem gelblichen Boden des Vorlandes, und stellenweise erhob sich das Ufer in zerklüfteten Felsgebilden.
    Doch wie erstaunte Godfrey, als er jenseits dieser Steinmauer einen leichten Rauch zu gewahren glaubte, der sich in die Luft erhob.
    »Sollten sich doch noch einige unserer Gefährten hier befinden? rief er. Doch nein, das ist nicht möglich! Warum sollten sie sich seit gestern von der Bai entfernt haben und mehrere Meilen von dem Risse weiter gezogen sein? Liegt dort vielleicht ein Fischerdorf oder nur das Lager eines Stammes von Eingeborenen?«
    Godfrey blickte mit aller Aufmerksamkeit nach jener Richtung hin. War es überhaupt eine Rauchsäule, welche der Wind sanft nach Westen hintrieb? Man konnte sich wohl darüber täuschen. Jedenfalls verschwand sie auch sehr bald – nach Verlauf weniger Minuten war nichts mehr davon zu sehen.
    Wieder eine vereitelte Hoffnung!
    Godfrey sah noch einmal nach der Stelle hin; als er nichts mehr bemerkte, glitt er dann den Abhang hinunter, eilte über die ersten Stufen des Hügels hinweg und verschwand wieder unter den Bäumen.
    Eine Stunde später hatte er den Wald durchmessen und kam am jenseitigen Saume desselben heraus.
    Hier wartete Tartelett inmitten der zweiund vierfüßigen Heerde. Doch womit beschäftigte sich der halsstarrige Professor? Mit denselben Versuchen wie vorher. Ein Stück Holz in der rechten, ein anderes in der linken Hand, mühte er sich noch immer ab, dieselben in Flammen zu setzen. Er rieb und rieb mit einer Emsigkeit, die einer besseren Sache würdig gewesen wäre.
    »Nun, fragte er, als er Godfreys in einiger Entfernung ansichtig wurde, wie war es mit dem Telegraphenbureau?
    – Es war nicht offen, antwortete Godfrey, der noch nichts von ihrer wirklichen Lage zu verrathen wagte.
    – Und die Post?
    – War geschlossen. Doch wir wollen frühstücken… ich komme um vor Hunger!… Später können wir plaudern.«
    Und auch diesen Vormittag mußten Godfrey und sein Gefährte sich mit einer sehr mageren, aus rohen Eiern und Muscheln bestehenden Mahlzeit begnügen.
    »Ein sehr gesundes Regime!« bemerkte Godfrey, während Tartelett keineswegs dieser Ansicht schien und nur an der Nahrung nippte.
Elftes Capitel.
Worin die Frage wegen eines Unterkommens so gut wie gelöst wird.
    Der Tag war schon vorgeschritten; Godfrey verschob es also bis zum nächstfolgenden, eine Unterkunft zu suchen. Auf die dringenden Fragen, welche der Professor über die Erlebnisse seiner Nachforschungen an ihn richtete, antwortete er aber endlich, daß es eine Insel – die Insel Phina – sei, auf welche sie Beide geworfen worden wären, und daß es nothwendiger sei, an die Beschaffung von Nahrungsmitteln, als an ein Verlassen ihres Aufenthaltsortes zu denken.
    »Eine Insel! rief Tartelett.
    – Ja, das ist eine Insel!
    – Welche das Meer rings umgiebt?
    – Natürlich.
    – Aber welche?
    – Ich hab’s schon gesagt, die Insel Phina, und Sie werden begreifen, warum ich ihr diesen Namen beizulegen wünschte.
    – Nein, das begreife ich allerdings nicht, antwortete Tartelett mit seiner gewöhnlichen Grimasse, und sehe gar keine Veranlassung dazu. Miß Phina ist zunächst von Land umgeben!«
    Nach diesen melancholischen Betrachtungen trafen die beiden Schiffbrüchigen Vorbereitungen, um die Nacht so gut wie möglich zu verbringen. Godfrey begab sich noch einmal nach dem Riff, einen weiteren Vorrath von Eiern und Schalthieren zu holen, mit denen sie eben vorlieb nehmen mußten; dann schlief er ermüdet sehr bald am Fuße eines Baumes ein, während Tartelett, dessen Philosophie sich mit einem derartigen Zustand der Dinge nicht zu vereinigen vermochte, sich den bittersten Grübeleien überließ.
    Am folgenden Tage, dem 28. Juni, waren Beide auf den Füßen ehe der Hahn ihren Schlaf unterbrochen hatte.
    Zuerst gab es ein einfaches Frühstück – dasselbe wie Tags vorher; nur wurde das frische Wasser aus einem Bache durch ein wenig Milch ersetzt, welche von einer der Ziegen gewonnen wurde.
    O, würdiger Tartelett, wo waren nun jene

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