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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sicherem Gewahrsam zu wissen.
    Tartelett erhob keinen Widerspruch und erklärte sich zum Mitgehen bereit. Er hatte ja nicht mehr nöthig, den Herd in Brand zu erhalten. Mit Pulver vermag man sich jederzeit Feuer zu verschaffen. Der Professor beabsichtigte aber, während ihrer Abwesenheit ein Stück Fleisch durchkochen zu lassen.
    Sofort wurde in dem mit Quellwasser halb angefülltem Topfe ein Aguti-Viertel mit einem Dutzend die Stelle des Gemüses vertretenden Yamphwurzeln zugesetzt und dazu die genügende Menge Salz gegeben, wie sich solches in Felsenspalten auskrystallisirt vorfand.
    »Wird sich schon allein abschäumen!« rief Tartelett, sichtlich sehr zufrieden mit seinem Werke.
    Flüchtigen Schrittes begaben sich nun Beide, das Land durchkreuzend, nach der Dream-Bai.
    Die Kiste stand noch am nämlichen Flecke. Godfrey öffnete dieselbe vorsichtig, und unter den bewundernden Ausrufen Tartelett’s wurde sie ihres Inhaltes entleert.
    Auf dem ersten Rückwege konnten Godfrey und sein Begleiter, welche sich so stark als möglich bepackt hatten, die Waffen, die Munition und einen Theil der Kleidungsstücke mit sich nehmen.
    Nach dieser Anstrengung gönnten sie sich einige Erholung am Tische, auf dem jetzt eine Agutibouillon dampfte, welche sie für ganz vortrefflich erklärten.
    Bezüglich des Fleisches sollte man nach Aussage des Professors etwas Ausgezeichneteres gar nicht finden können. Wunderbare Wirkung der Entbehrung!
    Am folgenden Tage, dem 30. Juni, brachen Godfrey und Tartelett schon früh Morgens auf, und drei weitere Touren genügten, die Kiste zu leeren und deren Inhalt heim zu schaffen. Vor Anbruch des Abends waren Werkzeuge, Waffen, Instrumente und Geräthe geholt, geordnet und im Will-Tree untergebracht.
    Endlich, am 1. August, fand die Kiste selbst, welche nur mühsam über Land geschleift werden konnte, ihren Platz in der Wohnung, wo sie fortan als Wäsche-und Kleidercommode diente.
    Bei seiner geistigen Beweglichkeit erblickte Tartelett nun die Zukunft schon im rosigsten Lichte. Der Leser wird sich also kaum darüber wundern, ihn am erwähnten Tage mit der Geige in der Hand den jungen Mann aufsuchen zu sehen und ihn zu diesem, ganz als befänden sie sich im Hôtel Kolderup, sagen zu hören:
    »Nun, mein lieber Godfrey, wäre es nicht an der Zeit, unsere Tanzstunden wieder aufzunehmen?«
Fünfzehntes Capitel.
Worin etwas vorkommt, was jedem wirklichen und erdichteten Robinson in seinem Leben wenigstens einmal passirt.
    Die Zukunft zeigte sich also in weniger düstrem Lichte. Doch wenn Tartelett anfänglich in dem Besitze dieser Instrumente, Werkzeuge, Waffen u. s. w. nur das Mittel sah, das einsame Leben angenehmer zu gestalten, so dachte Godfrey dabei schon an die Möglichkeit eines Verlassens der Insel Phina. Konnte er jetzt nicht ein hinreichend solides Boot zusammenzimmern, das ihm gestatten würde, benachbartes Land oder ein in Sicht der Insel vorüberkommendes Schiff zu erreichen?
    Indeß waren es doch Tartelett’s Gedanken, deren Verwirklichung die nächstfolgenden Wochen vorwiegend in Anspruch nahm.
    Die Garderobe war zwar bald genug im Will-Tree untergebracht, aber es wurde beschlossen, von derselben nur mit derjenigen Beschränkung Gebrauch zu machen, welche die Ungewißheit der Zukunft rathsam erscheinen ließ, und der Professor mußte sich wohl oder übel der Anordnung unterwerfen, die vorräthigen Kleidungsstücke, nur wenn die Noth dazu drängte, in Anspruch zu nehmen.
    »Weshalb denn? fragte er murrend, das ist zu viel Knauserei, lieber Godfrey. Was zum Teufel, wir sind keine Wilden, um halbnackt herumzulaufen!
    – Bitte um Verzeihung, Tartelett, erwiderte Godfrey, wir sind allerdings Wilde, nichts Anderes!
    – Wie es Ihnen beliebt; aber Sie geben doch zu, daß wir diese Insel verlassen haben werden, ehe diese Kleidungsstücke aufgebraucht sind.
    – Das weiß ich nicht, Tartelett, und es ist immer besser, davon noch Vorrath, als daran Mangel zu haben.
    – Nun Sonntags, wenigstens Sonntags wird es doch gestattet sein, etwas Toilette zu machen?
    – Meinetwegen, ja, des Sonntags und auch an Feiertagen, antwortete Godfrey, der seinem leichtblütigen Begleiter nicht gar zu schroff entgegentreten wollte; da es aber heute Montag ist, haben wir eine ganze Woche vor uns, ehe wir uns einmal »schön machen«.
    Es versteht sich von selbst, daß Godfrey vom ersten Betreten der Insel an nicht unterlassen hatte, die verflossenen Tage anzumerken. Mit Hilfe des in der Kiste gefundenen Kalenders

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