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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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frühen Morgen denjenigen Theil des Vorlandes, der das Ufer der großen Bucht bildete, welcher er den Namen »Dream-Bai« gegeben hatte, um zu untersuchen, ob dieselbe ebenso reich an Mollusken sei wie das nördliche Ufer. Vielleicht hoffte er auch immer noch, daß sich hier eine Seetrift finden könne, so merkwürdig erschien es ihm, daß der Wellenschlag auch nicht ein Ueberbleibsel des Schiffes an den Strand geworfen haben sollte.
    Am erwähnten Tage war er bis zur westlichen Spitze vorgedrungen, welche in ein sandiges flaches Gestade überging, als seine Aufmerksamkeit durch einen eigenthümlich gestalteten Felsblock erregt wurde, der über die letzten Anhäufungen von Tang und Algen, wie sie sich an seichten Küsten bilden, hinausragte.
    Eine gewisse Ahnung beschleunigte seine Schritte; wie groß aber war sein Erstaunen, seine Freude, als das, was er für einen großen Stein angesehen hatte, sich als eine halb in den Sand vergrabene Reisekiste herausstellte.
    War das noch ein Stück Gepäck aus dem »Dream«? Befand es sich schon seit dem Schiffbruche an dieser Stelle oder rührte es nicht vielmehr von einem neueren, hier stattgefundenen Unglücksfalle her? Diese Fragen hätte er nur schwer entscheiden können. Doch woher die Kiste kam und was sie auch enthielt, jedenfalls betrachtete er dieselbe mit Fug und Recht als gute Prise.
    Godfrey prüfte sie zunächst äußerlich; von einer Adresse sah er keine Spur, keinen Namen, nicht einmal einen jener großen Buchstaben, welche man, in dünne Metallplatten eingravirt, auf amerikanischen Reise-Effecten so allgemein findet. Vielleicht fand sich im Innern derselben ein Papier, welches über ihre Herkunft, Nationalität oder den Namen des Eigenthümers Aufschluß gab. Allem Anschein nach war sie hermetisch verschlossen, so daß man hoffen durfte, ihren Inhalt trotz längerem Verweilen im Meerwasser unbeschädigt zu finden. In der That bestand der Fund in einem tüchtigen, mit haltbarem Fell überzogenen Holzkoffer, der an allen Ecken mit Kupfer beschlagen und überdies mit breiten Lederriemen sorgsam zugeschnallt war.
    Trotz seiner großen Ungeduld, den Inhalt des Koffers kennen zu lernen, dachte Godfrey doch keinen Augenblick daran, diesen zu zerstören, sondern nur ihn zu öffnen, wenn es ihm gelang das Schloß zu sprengen. Ihn, wie er da lag, nach dem Will-Tree zu schaffen, das machte sein Gewicht schlechterdings unmöglich.
    »Nun gut, sagte sich Godfrey, so entleeren wir ihn eben an Ort und Stelle und gehen so viel Mal hin und zurück, wie es die Fortschaffung seines Inhaltes erheischen wird.«
    Von der äußersten Spitze des Vorlandes bis zu der Mammuthgruppe waren ungefähr vier Meilen zu rechnen. Es mußte jenes Vorhaben also einige Zeit und Anstrengung beanspruchen. An Zeit fehlte es ja nicht, und einige Anstrengung konnte bei einer solchen Gelegenheit nicht in Frage kommen.
    Was enthielt aber überhaupt der Koffer?… Vor der Heimkehr nach dem Will-Tree wollte Godfrey wenigstens versuchen, jenen zu öffnen.
    Er begann also damit, die Riemen zu lösen und legte dann durch Abziehen des Felles auch das Schloß frei. Doch wie sollte er dieses sprengen?
    Das war die schwierigste Aufgabe. Godfrey besaß kein hebelartiges Instrument, welches er hätte anwenden können. Das einzige Messer bei dieser Operation zu zerbrechen, wollte er sich wohl hüten. Er suchte also einen größeren Stein, mit dem er die Schließklappe zu zertrümmern hoffte.
    Auf dem Strande lagen hier und da harte Steine verstreut, welche wohl als Hammer dienen konnten.
    Godfrey wählte einen faustgroßen davon aus und führte einen kräftigen Schlag gegen die Schließplatte.
    Zu seiner großen Verwunderung gab der Schloßriegel sogleich nach.
    Entweder war der innere Theil der Schließklappe durch den Schlag zersprungen oder das Schloß war überhaupt nicht mit einem Schlüssel geschlossen gewesen.
    Das Herz des jungen Mannes schlug lauter, als er fast zögernd den Deckel des Kastens emporhob.
    Endlich war derselbe offen, und Godfrey überzeugte sich, daß er viel Mühe gehabt hätte, die starke Kiste zu zertrümmern, wenn er nicht auf bequemerem Wege zum Ziele gelangt wäre.
    Die Wände waren an und für sich sehr dick und an der Innenseite noch mit einer Zinklage ausgeschlagen, so daß das Meerwasser unbedingt nicht einzudringen vermochte. So mußten sich auch die darin enthaltenen Gegenstände, selbst wenn sie noch so verletzlicher Natur wären, in vollkommen gutem Zustande vorfinden.
    Und

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