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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schemel. Die Tafelgenossen waren wenigstens nicht mehr gezwungen, auf den Knieen zu essen, wenn es die Witterung nicht erlaubte, das Mahl im Freien einzunehmen.
    Jetzt bestand noch die Frage betreffs der Kleidung, welche allerdings manches Kopfzerbrechen machte. Man schonte die geringen Habseligkeiten auf jede mögliche Weise. Bei der warmen Temperatur dieser Breite hatte es nicht viel zu bedeuten, halb nackt zu gehen. Endlich mußten aber doch Beinkleider, Jacken und Wollenhemden durch Abnützung zugrunde gehen. Wie sollten diese ersetzt werden? Sollte man sich mit Fellen der Lämmer und Ziegen kleiden, die, nachdem sie zur Nahrung des Körpers gedient, nun auch noch zur Umhüllung desselben dienen sollten? Inzwischen ließ Godfrey die wenigen Kleidungsstücke, die sie besaßen, sehr häufig waschen. Hier hatte wiederum Tartelett die Rolle der Waschfrau zu spielen; er entledigte sich derselben zur allgemeinen Zufriedenheit.
    Godfrey selbst beschäftigte sich mehr mit Herbeischaffung des nöthigen Proviants und der Herstellung von »Möbeln«. Die Einsammlung eßbarer Wurzeln und der Manzanillafrüchte nahm ihn täglich einige Stunden in Anspruch; daneben verfertigte er aus dünnen Zweigen eine Art Netze, die er entweder in den klaren Wellen des Baches oder von Felsenvorsprüngen aus, welche die Ebbe trocken gelegt, am Meeresstrande versenkte. Das waren freilich sehr primitive Hilfsmittel, dann und wann figurirte aber doch ein wohlschmeckendes Schalenthier niederer Art oder ein guter Fisch auf der Tafel im Will-Tree, ganz zu schweigen von den eigentlichen Mollusken, welche er mühelos mit der bloßen Hand fangen konnte.
    Leider fehlte – und man wird zugeben, daß ihr damit eine Hauptsache abging – der Küche noch der Fleischtopf, der einfache Fleischtopf aus Gußeisen oder Schwarzblech. Die Entbehrung desselben machte sich nur allzusehr fühlbar. Trotz aller Mühe wollte es Godfrey nicht gelingen, das so nothwendige Geräth durch irgend ein anderes zu ersetzen. Infolge dessen gab es niemals weder gekochtes Fleisch oder solchen Fisch, immer nur Braten und Schmorfleisch; eine fette, kräftige Suppe erschien niemals zur Einleitung der Mahlzeiten. Tartelett beklagte sich darüber wohl bitter genug, aber woher das Mittel nehmen, den armen Teufel zu befriedigen?
    Godfrey war von ganz anderen Dingen in Anspruch genommen. Bei Untersuchung der verschiedenen Bäume der Gruppe hatte er eine zweite große Sequoia gefunden, deren unterer, durch die Zeit ausgehöhlter Theil einen ziemlich großen freien Raum bot.
    Hier wollte er den Geflügelstall einrichten, in dem die Hühner bald ihre Wohnung einnehmen sollten. Hähne und Hühner gewöhnten sich auch wirklich leicht daran, brüteten in trockenen Graslagern über ihren Eiern, und es währte nicht lange, da liefen schon munter kleine Küchlein umher.
    Alte und junge Hühner wurden überdies jeden Abend eingeschlossen, um sie gegen Raubvögel zu schützen, welche aus den hohen Zweigen auf die leichten Opfer herunterlugten und gewiß bald die ganze junge Brut vernichtet hätten.
    Für die Agutis, die Lämmer und Ziegen eine Bucht oder einen Stall herzustellen, hatte sich bisher nicht als nothwendig erwiesen. Beim Eintritt der schlechten Jahreszeit würde sich wohl zeigen, ob die Thiere eines solchen bedurften. Vorläufig gediehen sie trefflich auf der üppigen Weide, die ihnen das Wiesenland bot mit seinem wahren Ueberfluß einer Art Esparsette und nahrhafter Wurzeln, welche vor Allem die Repräsentanten der Schweine-Race mit Vorliebe aufsuchten. Seit der Ankunft auf der Insel hatten auch einige Ziegen Junge geworfen, doch man sah davon ab, sie zu melken, um ihnen keine Nahrung für ihre Nachkommen zu entziehen.
    Aus dem Allem geht hervor, daß der Will-Tree und seine nächste Umgebung jetzt ziemlich belebt waren. Die wohlgenährten Hausthiere suchten während der heißen Tagesstunden unter dem Schatten desselben Schutz gegen die brennenden Strahlen der Sonne. Daß sich jene verlaufen könnten, war gar nicht mehr zu fürchten, so wenig wie eine Gefahr durch Raubthiere, weil es mehr und mehr den Anschein gewann, daß die Insel Phina kein einziges reißendes Thier beherberge.
    So gestaltete sich Alles derart, daß für den nächsten Augenblick hinreichend gesorgt schien, während die Zukunft noch immer ungewiß blieb, als ein unerwartetes Ereigniß eintrat, welches die Lage der Schiffbrüchigen wesentlich verbessern sollte.
    Es war am 29. Juli.
    Godfrey durchstreifte schon am

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