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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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beinhalten konnte. Weder er noch sie, die Schuldigen, würden am schlimmsten dran sein, wenn alles ans Licht käme, sondern ihre Mutter. Daran gab es keinen Zweifel. Ein doppelter Betrug dieser Art – durch ihren Liebhaber und ihre einzige Tochter – bei ihrer zerbrechlichen Natur und ihrer labilen Situation… nein, das musste Monica sich widerwillig eingestehen, alles, nur das nicht. Und dann noch bei dem Zustand, in dem sie im Augenblick war…
    Die Erinnerung an Mutters käsiges Gesicht im Bett am Nachmittag tauchte vor ihr auf, und sie spürte, wie die Tränen hinter ihren Augen brannten. Sie schluckte und versuchte, sich zu sammeln.
    »Das darfst du nicht tun«, sagte sie. »Hörst du! Das darfst du auf keinen Fall tun!«
    Er holte tief Luft und nahm die Hände vom Lenkrad.
    »Nein«, sagte er. »Ich weiß. Aber könnten wir nicht für einen Augenblick hochgehen und darüber nachdenken?«
    Sie warf einen verwirrten Blick durch die nasse Seitenfensterscheibe auf die dunkle Hausfassade.
    »Wohnst du hier?«
    »Ja, natürlich. Wollen wir raufgehen?«
    Sie schaute wieder auf die Uhr, obwohl sie wusste, dass es keine Rolle mehr spielte, wie spät es war. Ob sie um zehn oder elf zu Hause war oder noch später. Sie öffnete ihre Tür und stieg aus.
    Er lief um den Wagen herum, legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie behutsam durch den Regen, in eine zehn Meter vom Friedhof entfernt gelegene Toreinfahrt. Das Haus war ein altes Ziegelhaus mit vier oder fünf Stockwerken, wie sie gerade noch registrieren konnte, und offenbar zog es sich die ganze Straße entlang. Durch die Toreinfahrt kamen sie auf einen Innenhof mit Fahrradständer, Müllraum und Bänken, auf denen man unter einem großen Baum sitzen konnte, von dem sie annahm, dass es eine Ulme war. Alles zusammen erinnerte sie ein wenig an die Palitzerlaan, und sie fühlte einen leichten Stich des Verlustes in der Brust.
    »Was für ein schönes Haus«, sagte sie.
    »Jugendstil«, sagte er. »Vor ziemlich genau hundert Jahren gebaut. Ja, es ist schön.«
    Die Wohnung war auch schön. Gelinde gesagt. Vier Zimmer und Küche, wenn sie richtig zählte, breite Bodendielen aus hellem, geädertem Holz und ein offener Kamin in dem größten Zimmer. Schwere, dunkle Möbel, aber weit auseinander stehend – und an fast allen Wänden gut gefüllte Bücherregale. Zwei große tiefe Sofas und dicke Teppiche. Sie versuchte, die Wohnung mit der in der Moerckstraat zu vergleichen und fühlte etwas Neues in der Brust.
    Er musste reich sein, kam ihr in den Sinn. Was wollte er dann mit solchen wie ihnen, ihrer Mutter und ihr?
    »Was für ein Name stand da an der Tür?«, fragte sie. »Das war nicht deiner.«
    »Was hast du gesagt?«, rief er aus der Küche.
    »Es stand nicht Kerran an der Tür.«
    Er kam zurück in das Wohnzimmer.
    »Ach so, das… nein, ich hatte im Frühling einen Untermieter. Einen Studenten. Er wollte unbedingt seinen Namen dort haben, damit die Leute ihn auch finden… Ich habe ganz einfach vergessen, das Schild wieder abzunehmen. Willst du was zu trinken?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Können wir das jetzt nicht gleich besprechen, dann haben wir es hinter uns?«
    Sie setzte sich auf eines der Sofas, und er sank neben ihr nieder, nachdem er einen Augenblick stehen geblieben war und überlegt hatte.
    »Ich habe nicht gedacht, dass wir nur miteinander reden sollten.«
    Noch bevor sie antworten konnte, war er wieder aufgestanden. Ging erneut in die Küche und kam mit einer einzelnen Kerze in einem Kerzenständer zurück. Er löschte die Deckenbeleuchtung, indem er den Schalter an der Tür betätigte, zündete die Kerze mit einem Feuerzeug an und stellte sie auf den Tisch. Setzte sich wieder neben sie. Sie verstand so langsam, was folgen würde.
    Ich will nicht, dachte sie. Nicht noch einmal.
    »Es wäre doch nicht gut, wenn deine Mutter von uns etwas erfahren würde?«, fragte er.
    »Nein…«
    »Kannst du dann nicht noch ein einziges Mal lieb zu mir sein, dann verspreche ich dir auch, dass ich kein Sterbenswörtchen sage.«
    Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass es möglich war, so sanftes Flehen und eiskaltes Drohen in einer so raffinierten Art und Weise zu vermischen, wie es gerade geschehen war. Sie versuchte zu schlucken, aber ihr Mund war so trocken, dass es bei einer hohlen Krampfbewegung blieb. Er umfasste ihre Schultern und zog sie näher an sich heran.
    »Ich will nicht«, sagte sie.
    Es vergingen ein paar Sekunden, in denen

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