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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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da sicher?«
    »So sicher ich nur sein kann.«
    »Na gut«, sagte er und lehnte sich zurück. »Vielleicht ist es ja das Beste. Wollen wir bezahlen und gehen?«
    Sie nickte, entschuldigte sich und ging zur Toilette.
    Der Regen setzte ein, als sie zurück zum Zentrum von Maardam fuhren. Statt am Stadion rechts abzubiegen, fuhr er weiter geradeaus, an der Pixnerbrauerei und der Keymerkirche vorbei.
    »Wie geht es deiner Mutter?«, fragte er.
    »Sie ist krank, das habe ich dir doch schon erzählt. Warum fahren wir hier längs? Willst du mich nicht nach Hause bringen?«
    »Ich meine nicht, wie es ihr heute geht. Ich meine überhaupt.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Es geht so. Du kennst doch ihr Problem. Warum fahren wir hier längs?«
    »Ich dachte, ich kann dir zeigen, wo ich wohne. Dagegen hast du doch wohl nichts einzuwenden, oder?«
    Sie schaute auf die Uhr und sagte nichts. Es war Viertel nach neun. Sie saß eine Weile schweigend neben ihm und starrte in den Regen hinaus.
    »Ich muss vor zehn Uhr zu Hause sein.«
    Er klopfte ihr auf den Unterarm.
    »Mach dir keine Sorgen. Können wir nicht trotzdem noch ein wenig über deine Gefühle reden? Es ist nicht gut, so Hals über Kopf eine Beziehung abzubrechen. Glaube mir, man muss auch darauf achten, dass die Wunden heilen.«
    »Ich denke, ich habe genug darüber geredet.«
    Sie fühlte jetzt langsam die Wut in sich aufsteigen. Er legte seine Hand wieder aufs Lenkrad.
    »Genug geredet? Wie meinst du das?«
    »Wie ich es sage. Ich habe genug darüber geredet, das reicht mir.«
    »Ich verstehe nicht. Mit wem denn?«
    Jetzt konnte sie wieder diesen Ton in seiner Stimme hören. Der ihr schon aufgefallen war, als sie sich ins Auto gesetzt hatte. Wie der Hauch eines Gewürzes, das nicht dorthin gehörte. Etwas Beißendes und leicht Bitteres. Das Wort »gefährlich« tauchte zum ersten Mal in ihrem Kopf auf.
    »Mit einem Pfarrer.«
    »Einem Pfarrer?«
    »Ja.«
    »Warum hast du mit einem Pfarrer geredet?«
    »Weil ich mit jemandem darüber reden musste, natürlich.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du Pfarrer in deinem Bekanntenkreis hast.«
    »Habe ich auch nicht. Er war mal in der Schule und hat uns erzählt, welche Angebote für Jugendliche es in seiner Kirche gibt. Hinterher habe ich mit ihm Kontakt aufgenommen.«
    »Von welcher Kirche?«
    Sie versuchte, schnell zu entscheiden, ob sie den Namen nennen sollte oder nicht, und beschloss dann, ihn zu sagen. Auch in Ordnung, dachte sie, dann kommt er jedenfalls nicht auf die Idee, dass sie sich nur alles zusammengesponnen hätte. Plötzlich gab ihr das auch das Gefühl einer Art Absicherung. Dass es noch einen außenstehenden Menschen gab, der davon wusste. Auch wenn es nur ein Pfarrer mit Schweigepflicht war.
    Warum um alles in der Welt sie so eine Absicherung brauchen sollte, darüber konnte sie nicht mehr nachdenken.
    »Von welcher Kirche?«, wiederholte er.
    »Von der draußen in Leimaar. Pastor Gassel. Ich habe ihn zweimal getroffen, das gehört zu ihren Aufgaben, den Leuten zuzuhören und darüber zu schweigen. Wie bei einer Art Beichte, auch wenn sie keine Katholiken sind.«
    Er nickte leicht und kratzte sich dann am Hals.
    »Aber deiner Mutter hast du nichts erzählt?«
    »Natürlich nicht.«
    Er bog hinter der Universität nach links in die Geldenerstraat ein und parkte in einer der Gassen, die auf den Keymerfriedhof zuliefen. Der Regen war stärker geworden, und auf den dunklen Straßenstummeln war kein Mensch zu sehen. Er stellte den Motor ab und zog den Schlüssel heraus, machte aber keinerlei Anstalten, auszusteigen. Blieb sitzen und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad.
    »Und was meinst du, was würde passieren, wenn sie davon erführe? Wenn ihr jemand erzählte, was zwischen uns ist?«
    »Wie meinst du das? Sie wird nichts davon erfahren.«
    »Natürlich nicht. Aber was glaubst du, wie sie es aufnehmen würde? Rein hypothetisch, meine ich.«
    »Ich verstehe nicht, warum du das wissen willst. Es ist ja wohl sonnenklar, was das für ein Schock für sie wäre, darüber haben wir doch schon früher gesprochen.«
    Er trommelte eine Weile weiter.
    »Dann findest du nicht, dass es eine gute Idee wäre, wenn ich es ihr erzählen würde?«
    Monica starrte ihn von der Seite an.
    »Warum solltest du… ?«
    »Weil ich ein gewisses Bedürfnis nach Ehrlichkeit habe, selbst ich. Und offenbar ein größeres als du und sie.«
    Im Bruchteil einer Sekunde begriff sie alles. Und ebenso plötzlich wusste sie, was das

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