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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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einiges zu erledigen.
    Benjamin Kerran akzeptierte das, und fünf Minuten später saß sie neben ihm in seinem Auto. Er trug das gleiche Hemd wie an dem ersten Abend auf dem Sofa.

6
    »Ich hatte Verschiedenes zu regeln«, sagte er. »Deshalb habe ich nicht von mir hören lassen, du musst entschuldigen.«
    Sie überlegte, wie oft er eigentlich während der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft schon um Entschuldigung gebeten hatte. Irgendwie schien es jedes Mal, wenn sie sich trafen, seine selbstverständliche Eröffnungsreplik zu sein – um Entschuldigung zu bitten, einen Strich unter alles Vergangene zu ziehen und von neuem anzufangen. Frisch und ohne Vorbedingungen.
    Aber auf lange Sicht war das wohl doch nicht so sonderlich geglückt.
    »Ich auch«, sagte sie. »Es hat viel mit der Schule zu tun. Ich glaube, ich werde sie wechseln.«
    »Was wirst du wechseln?«
    »Die Schule.«
    »Ach so.«
    Er klang nicht besonders interessiert. Seine Stimme verriet ihn. Sie war anfangs so verliebt in sie gewesen, aber das beruhte möglicherweise vor allem darauf, dass er das gewollt hatte. Dass er sie wie eine Art Werkzeug benutzte.
    Er strich ihr vorsichtig mit dem Handrücken über den Unterarm, bevor er den Wagen startete. Sie versuchte, auch diese leichte Berührung einzuschätzen – festzustellen, was sie dabei eigentlich fühlte – aber es gelang ihr nicht. Sie war zu oberflächlich und zu unbedeutend.
    »Wohin wollen wir fahren?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Betonte, dass er es gewesen war, der reden wollte, nicht sie. Was sie betraf, so spielte es für sie keinerlei Rolle, wohin sie fuhren.
    »Hast du was gegessen?«
    Sie gab zu, dass es nur ein Omelett und ein Butterbrot gewesen waren, da ihre Mutter ein wenig krank war.
    »Krank?«, fragte er und fuhr Richtung Zwille. »Davon hat sie mir nichts gesagt.«
    »Hat erst heute angefangen. Wann hast du das letzte Mal mit ihr gesprochen?«
    »Gestern. Wir haben gestern telefoniert.«
    »Aber du hast sie schon eine ganze Weile nicht mehr getroffen?«
    »Seit einer Woche nicht. Ich hatte reichlich zu tun, wie ich schon sagte.«
    Es war nicht mehr als ein Hauch von Irritation in seiner Stimme, aber sie bemerkte es. Eine sanfte Erinnerung an… ja, an was?, überlegte sie. Daran, dass es nicht nur die Schuld des einen war, wenn zwei einen Fehler machten? Auch nicht, wenn der eine neununddreißig und die andere sechzehn Jahre alt war?
    »Aber mich zu treffen hast du Zeit genug?«
    Er bog ab auf die Brücke des Vierten September, drehte den Kopf und betrachtete sie so lange, dass sie kurz davor war, ihn zu ermahnen, lieber die Augen auf der Straße zu lassen. Dann räusperte er sich, kurbelte das Seitenfenster hinunter und zündete eine Zigarette an. Sie hatte ihn noch nie zuvor rauchen sehen und nie bemerkt, dass er nach Tabak roch oder schmeckte.
    »Rauchst du?«
    Er lachte. »Habe aufgehört. Nur wenn es bei der Arbeit zu stressig wird, kaufe ich mir mal ein Päckchen. Willst du auch?«
    Er hielt ihr die Schachtel hin. Sie schüttelte den Kopf.
    »Das Wichtige dabei ist, die Kontrolle zu behalten. Ich kann jederzeit aufhören, wenn ich will.«
    »Dann tu das«, sagte sie. »Hör auf, mir wird schlecht von Rauch im Auto.«
    »Entschuldige«, sagte er wieder und warf die Zigarette durchs Fenster. »Das wusste ich nicht. Bist du wütend auf mich?«
    »Warum fragst du das?«
    »Weil ich den Eindruck habe, dass du ziemlich abweisend bist. Ganz auffällig abweisend. Darf ich dich wenigstens zum Essen einladen?«
    Sie fand es merkwürdig, dass er sie zum Essen einladen wollte, wenn er sie abweisend und wütend fand, und wusste nicht, was sie sagen sollte. Plötzlich kam sie sich gemein vor. Wenn sie gar nicht mit ihm hätte reden wollen, hätte sie ihm das ja auch am Telefon sagen können. Sich weigern, mit ins Auto zu steigen, das wäre ehrlicher gewesen. Dies hier war nix Halbes und nix Ganzes, wie ihre Mutter zu sagen pflegte. Nicht mehr und nicht weniger.
    Und wie auch immer, so hatte er es doch nicht verdient, auf diese kindische Art behandelt zu werden. Schließlich gehörten zwei dazu, wie gesagt.
    Hatten zwei dazu gehört.
    »Okay«, sagte sie. »Wir können irgendwo essen.«
    Er nickte.
    »Ich will nicht abweisend wirken, es ist nur so, dass ich denke, wir sollten mit dem aufhören, was wir machen«, begann sie ihre Erklärung. »Ich habe nach dem letzten Mal gemerkt, dass es nicht richtig ist, und es wäre die reine Katastrophe, wenn Mama es herauskriegen würde.«
    »Wir

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