Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
wurde, und sie durchschritten es unter den wachsamen Augen der Soldaten.
Arturo erschauerte, als er den Fuß ins Innere des Turmes setzte. An diesem Ort wimmelte es nur so von stämmigen, bis an die Zähne bewaffneten Soldaten. Arturo kam es vor, als bewachten sie einen kostbaren Schatz. Und als er sah, dass alle Fenster mit schmiedeeisernen Gittern gesichert waren, fragte er sich, was sich wohl in diesem Turm befinden mochte, das es derart strenge Sicherheitsmaßnahmen erforderte.
»Zuerst gehen wir nach oben in den ersten Stock«, entschied Alexia. »Was du da zu sehen bekommst, wird dich in Erstaunen versetzen … Quinto, lass die Türen öffnen!«
Der oberste Leibwächter gab einem seiner Untergebenen mehrere Befehle, woraufhin dieser zu einer vergitterten Tür eilte und sie öffnete.
Mit einer Handbewegung gab Alexia zu verstehen, wohin sie wollten, und sogleich nahm ein Mann mit einer Scharfrichterkapuze über dem Kopf eine Fackel und ging voraus, um ihnen den Weg zu leuchten.
Sie stiegen eine streng bewachte Treppe in den ersten Stock hinauf.
Quinto klopfte ein paarmal an eine Holztür, ein großes Guckloch öffnete sich, und ein halb zerschlagenes Gesicht mit nur einem Auge zeigte sich. Der Mann fragte sie nach ihren Namen und dem Losungswort.
»Prinzessin Alexia und ihr zukünftiger Gemahl«, antwortete Quinto. »Öffne die Tür!«
Der Einäugige schloss das Guckloch und kurz darauf schob er zusammen mit zwei anderen Männern die schwere Tür auf.
»Wollt Ihr ihm das Nest zeigen, meine Prinzessin?«, fragte er und verneigte sich.
»Ja, bring uns hin!«
Der Mann mit dem zerschlagenen Gesicht stieß ein Grunzen aus, das seine Gehilfen offenbar zu deuten wussten; denn sogleich fingen sie an, eine bewegliche Mauer zur Seite zu schieben. Vor Arturos erstaunten Augen öffnete sich ein breiter Spalt, der ihnen den Weg freigab. Quinto zog sein Schwert aus der Scheide und folgte der Prinzessin.
»Ihr beschützt ihn!«, befahl er seinen Untergebenen.
Arturo spürte den Atem der Soldaten im Nacken und begriff, dass sich hinter dieser Mauer etwas überaus Gefährliches befinden musste.
»Gehen wir«, sagte Alexia.
Der Einäugige ging voran und die anderen folgten ihm.
Arturos Magen krampfte sich zusammen und er würgte, so modrig roch die Luft, die nun in seine Lungen drang.
»An den Geruch wirst du dich gewöhnen«, beruhigte ihn Alexia lachend. »Am Ende wird er dir gefallen. Er ist Teil unserer Arbeit.«
Arturo schwieg. Er hatte große Mühe, sich nicht zu übergeben. Weit entfernt war plötzlich ein merkwürdiges Geräusch zu hören, eine Art Knurren. Der schmale Gang mündete in einen großen Raum. Durch eine vergitterte Luke drang nur spärliches Licht, das durch hauchdünne Gazeschleier noch zusätzlich gedämpft wurde. Arturo sah genau hin und erkannte, dass es die Haut irgendeines Tieres war, vielleicht die eines Drachen.
»Zurzeit haben wir nur drei«, sagte Morlacus, der einäugige Kerkermeister. »Aber bald bekommen wir noch zwei weitere.«
»Sieh nur, Arturo, sind sie nicht entzückend?«, fragte Alexia und zeigte in die Raummitte.
Drei kleine Drachen tummelten sich in einem eigens für sie hergerichteten Nest. Sie balgten herum und versuchten sich gegenseitig zu beißen, wobei sie dieses seltsame Knurren von sich gaben.
»Sie haben Hunger, die Ärmsten. Bringt ihnen zu fressen!«, befahl der Einäugige seinen Gehilfen. »Los, beeilt euch!«
Während die Männer hinauseilten, um Futter zu holen, machte Arturo einen Schritt auf die drei kleinen Drachen zu, um sie sich genauer ansehen zu können. Doch sofort stellten sich ihm die beiden Leibwächter in den Weg.
»Haltet Euch fern, Herr«, warnte ihn Quinto. »Sie sind gefährlich!«
Bevor Arturo fragen konnte, welche Gefahr von so kleinen Wesen ausgehen konnte, schleiften die Gehilfen des einäugigen Kerkermeisters einen Gefangenen herein. Sie hatten ihm tiefe Schnitte beigebracht, aus denen Blut tropfte. Die Schreie des Opfers schienen den Appetit der possierlichen Tiere anzuregen, denn sie fletschten gierig ihre langen, spitzen Zähne.
»Ihr erlaubt, Prinzessin?«, fragte der Einäugige.
»Natürlich! Tut eure Arbeit!«
In seiner Todesangst schrie der Mann verzweifelt um Gnade, doch die Gehilfen schleiften ihn zum Drachennest und stießen ihn unbarmherzig hinein. Angelockt durch das Blut und die Schreie stürzten sich die kleinen Drachen auf den Todgeweihten und rissen ihm mit ihren scharfen Zähnen große Stücke Fleisch aus dem
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