Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
beweisen. Mein Vater kann mit allen Lebewesen machen, was immer er möchte – und auch mit Toten. Seine Magie ist unbegrenzt, ebenso wie deine.«
»Aber … aber ich verfüge über keine Magie. Ich habe keine Macht … Ich kann weder Menschen noch Tiere erschaffen …«
»Ich bin sicher, du kannst Dinge tun, von denen du noch keine Ahnung hast. Schon bald wirst du den großen Zauberer in dir entdecken«, versicherte ihm das Mädchen. »Aber jetzt wollen wir ausreiten. Ein Ritt an der frischen Luft wird dir guttun.«
Sie ritten aufs offene Feld hinaus. Eine Patrouille folgte ihnen in einigem Abstand. Sie bewegten sich direkt auf die Felsen zu, die die Grenze zu den Sumpfgebieten markierten. Dort hielten sie an und betrachteten die sumpfige Ebene, die sich unermesslich weit vor ihnen erstreckte, bis sie sich am Horizont verlor.
»Eines Tages wird sich unser Reich bis zum Ende der Welt ausdehnen«, sagte Alexia und machte eine ausholende Geste. »Wir werden die mächtigsten Könige der Geschichte sein. Aber vorher musst du gegen Ratala kämpfen und ihn töten. Und sei vorsichtig, er ist sehr gefährlich.«
»Ich habe aber nicht die Absicht, gegen ihn zu kämpfen«, erwiderte Arturo mit leerem Blick. »Und ich werde es auch nicht tun.«
»Man wird dich der Feigheit bezichtigen! Du musst gegen ihn kämpfen und ihn töten! Sonst können wir nicht heiraten. Wenn ein Mann eine Frau heiraten will, die schon einem anderen Mann versprochen ist, muss er gegen den anderen kämpfen. So will es das Gesetz.«
»Ich werde nicht gegen Ratala kämpfen.«
Alexia trat dicht an ihn heran und gab ihm eine kräftige Ohrfeige.
»Du wirst die Herausforderung annehmen und ihn besiegen!«, keifte sie. »Wir werden heiraten, koste es, was es wolle! Hast du verstanden?«
Seine geistige Trägheit hinderte Arturo daran, weiter mit ihr zu streiten; doch die Stimme in seinem Inneren hörte nicht auf, alles, was sie sagte, in Frage zu stellen: Warum musste er gegen jemanden kämpfen, den er nur ein Mal in seinem Leben gesehen hatte? Warum musste er Alexia heiraten?
»Ich werde tun, was du willst«, sagte er gehorsam. »Ich möchte nicht, dass du zornig bist.«
»Ich will, dass du Ratala tötest. Und dass du mir alles erzählst, was du über die Zeichnungen und die Buchstaben auf deiner Brust weißt. Ich will, dass du mir alle Geheimnisse anvertraust, die du von Arquimaes kennst. Ich will, dass du ein gehorsamer Gemahl wirst! Das ist es, was ich will!«
»Ja, Prinzessin. Ich werde tun, was du von mir verlangst.«
»Arturo, wenn du mich heiratest, wirst du unvorstellbar mächtig sein. Du solltest wissen, dass viele Männer bereit wären, ihr Leben zu riskieren, um deinen Platz einzunehmen. Ich liebe dich, aber du musst mit mir zusammenarbeiten. Verstehst du?«
Arturo neigte den Kopf und antwortete mit einem schüchternen »Ja«.
»Gut! Und jetzt mach dich auf etwas Unglaubliches gefasst, mein König. Reiten wir ins Schloss zurück!«
»Sieh mal!«, rief Arturo treuherzig aus und blickte zum Himmel. »Drachen! Wie schön!«
»Ja, sie gehören meinem Vater. Sie wachen über uns. Sie kommen von dem Turm, den wir jetzt besichtigen werden. Auf dem Dach hocken immer ein paar von ihnen.«
* * *
Zurück in der Festung, begaben sie sich zu einem merkwürdigen Turm, dessen Tore geschlossen waren. Bewaffnete Soldaten in Panzerhemden und mit großen roten Schilden standen davor.
»Das sind die Leibwächter«, erklärte Alexia. »Sie sind speziell dafür ausgebildet, den Turm zu bewachen. Hier praktizieren mein Vater und ich Hexerei und erschaffen unsere besten Werke. Gleich wirst du sehen, wozu wir fähig sind. Wenn du willst, kannst du mit uns zusammenarbeiten.«
Der oberste Leibwächter trat auf die Besucher zu und salutierte vor Alexia.
»Prinzessin, Euer Vater hält sich im Turm auf«, meldete er. »Der Mönch ist bei ihm.«
»Danke, Quinto. Wo sind sie?«
»Im Keller.«
»Gut, wir wollen ihm einen Besuch abstatten. Zwei deiner Männer sollen uns begleiten … Oder besser noch, du kommst auch mit.«
»Jawohl, Prinzessin.«
Quinto trat zur Seite und gab seine Anweisungen. Dann kam er mit zwei Leibwächtern zu ihnen zurück.
»Ist es denn nötig, dass sie uns begleiten?«, fragte Arturo.
»Ja, der Sicherheit wegen. Man weiß nie, was passieren kann.«
»So gefährlich ist es da drin? Könnten wir von jemandem überfallen werden?«
Alexia lächelte und fasste Arturo am Arm. Das große Tor quietschte in den Angeln, als es geöffnet
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